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zm

107, Nr

. 4, 16.2.2017, (349)

Zufrieden zeigt sich hingegen das IQWiG mit

seinem Vorbericht „Systematische Behand-

lung von Parodontopathien“. Hier wurde

der Nutzen von Behandlungsmethoden in

der Parodontologie „hinsichtlich patienten-

relevanter Endpunkte bei Patienten mit

behandlungsbedürftigen Parodontopathien

untersucht“, so das IQWiG. Dabei ging es um

eine geschlossene mechanische Therapie

(GMT) als alleinige Behandlung im Ver-

gleich zu keiner Behandlung, zu zusätzlichen

u. a. offen chirurgischen oder adjuvant anti-

biotischen Maßnahmen, zu einer struktu-

rierten Nachsorge wie der Unterstützenden

Parodontitis-Therapie. Als patientenrelevan-

ten Endpunkt bestimmte das Institut den

Zahnverlust. Das Ergebnis des Vorberichts

ist eindeutig: „Zusammenfassend lässt sich

für die GMT im Vergleich zu keiner parodon-

titisspezifischen Behandlung ein Anhalts-

punkt für einen Nutzen ableiten, wohin-

gegen für zusätzlich zur GMT angewendete

Maßnahmen mit Ausnahme des IHOTEP-

Verfahrens [Anm. der Red.: IHOTEP ist

ein individuell angepasstes Mundhygiene-

Schulungsprogramm] kein höherer Nutzen

oder Schaden im Vergleich zur alleinigen

GMT gefunden wurde.“

Weltweit auf wissenschaftlicher Basis ent-

wickelte Behandlungskonzepte mit nach-

weisbaren Erfolgen, die als Behandlungs-

standards gelten, musste das IQWiG gemäß

seiner Arbeitsphilosophie negieren, denn

die notwendige Verblindung hat gefehlt!

Es ist danach nicht Aufgabe des Instituts zu

erklären, wie bei solchen Untersuchungen

die Verblindung des Patienten (zum Beispiel

in der Kontrollgruppe) oder gar des

Behandlers zu erfolgen habe.

Das ist schließlich bei der Nutzenbewertung

von Arzneimitteln, dem Brot-und Butter-All-

tag des IQWiG auch machbar. Ein womöglich

vorgebrachter Vorwurf der methodischen

Blindheit muss daher ins Leere laufen.

ri

Literatur:

Potts M, Prata N, Walsh J, Grossman A: Para-

chute approach to evidence based medicine.

BMJ. 2006 Sep 30;333(7570):701–3.

Parachute use to prevent death and major

trauma related to gravitational challenge:

systematic review of randomised controlled

trials. BMJ. 2003 Dec 20; 327(7429):

1459–1461.

Im Kern geht es primär darum, wie die

Behandlung von Patienten mit parodonta-

len Erkrankungen gestaltet werden soll.

Trotz des erfreulichen Rückgangs der

Erkrankungslasten, wie jüngst in der DMS

V festgestellt, bleibt die Parodontitis eine

Volkskrankheit. Das heißt, auch zukünftig

müssen wir Zahnärzte nicht nur über die

Zahnbett-erkrankungen aufklären und

den Patienten in seinem Mundgesund-

heitsverhalten beeinflussen, sondern auch

die Erkrankung therapieren.

Mit der Versorgungsforschung, die die ge-

sundheitliche Versorgung der Bevölke-

rung unter Alltagsbedingungen analysiert

und bewertet, gibt es neben der evidenz-

basiertenMedizin eine weitere, mittlerwei-

le etablierte Forschungsrichtung, die sich

darum bemüht, die Versorgung der Bevöl-

kerung effektiv und effizient zu gestalten.

Ohne Frage gibt es in vielen Bereichen der

Medizin, so auch in der Zahnmedizin, wei-

teren evidenzbasierten Forschungsbedarf.

Neben der kritischen Auseinandersetzung

mit dem Par-Vorbericht sollte es aber auch

für die Wissenschaft Anlass sein, die

Methodenansätze der Versorgungsfor-

schung stärker zu nutzen und sich mit

dem EbM-Paradigma à la IQWIG deutlich

kritischer auseinanderzusetzen. Denn

allein mit klinischen Laborparametern ist

der bevölkerungsweite Nutzen einer Paro-

dontitistherapie nicht objektiv abzubilden.

Geschäftsführender Vorstand der BZÄK

Prof. Dietmar Oesterreich, Dr. Peter Engel,

Prof. Christoph Benz, Berlin

Versorgungsforschung stärken!

STATEMENT DER BZÄK

Foto: BZÄK_Axentis.de

www.eve-rotary.com

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