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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1456)
Eine 35-jährige Frau stellte sich nach
Überweisung durch ihren Hauszahnarzt
erstmalig im Januar 2017 mit der Bitte
um Abklärung von Beschwerden in regio 26
sowie mit einer radiologisch suspekten Ver-
schattung im Bereich der Kieferhöhle links
in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und plas-
tische Gesichtschirurgie der Universität Ros-
tock vor. Die allgemeine Anamnese ergab
keine relevanten Vor-/Grunderkrankungen
oder Allergien. Eine durch den Hauszahnarzt
angefertigte Panoramaschichtaufnahme
(Abbildung 1) zeigte – neben einer kleinen
metalldichten Verschattung im Bereich der
Wurzel von 26 sowie einer hyperdensen
Verschattung apikal von 46 – eine knochen-
dichte Verschattung im Bereich der linken
Kieferhöhle.
Da die Patientin zudem seit mehreren
Monaten über leichte Schmerzen und ein
Druckgefühl im Bereich der Kieferhöhle
linksseitig klagte, wurde ein Spiral-CT der
Nasennebenhöhlen axial mit koronarer Re-
konstruktion erstellt. Die Auswertung ergab
neben einer linkskonvexen Septumdeviation
sowie einer seitendifferenten Darstellung der
Conchae nasale, eine knochendichte Raum-
forderung (etwa 25mm x 20mm x 15mm)
am Boden der linken Kieferhöhle mit exo-
phytischem Wachstum. Die Basis zeigte da-
bei einen breiten Kontakt zum Boden der
Kieferhöhle, per continuitatem fanden sich
knochendichte bis metalldichte Fremdstruk-
turen nach erfolgter Wurzelkanalbehandlung
an Zahn 26 (Abbildungen 2 und 3).
Nach Rücksprache mit dem behandelnden
Hauszahnarzt entschieden wir uns für die
Extraktion von Zahn 26 und die Entfernung
der knöchernen Neuformation aus der linken
Kieferhöhle. Aufgrund der erfahrungsgemäß
zu erwartenden Komplexität solcher Eingriffe
erfolgte die weitere Behandlung unter sta-
tionären Bedingungen. Der geplante Eingriff
wurde unter antibiotischer Abschirmung
(i. v. 3g Ampicillin/Sulbactam) in Intubations-
narkose durchgeführt.
Im ersten Schritt wurden der Zahn 26 ent-
fernt und das unmittelbar apikal liegende
Wurzelfüllmaterial sowie das Granulations-
gewebe exkochleiert. Der Zugang zur linken
Kieferhöhle erfolgte mittels eines freien
Knochendeckels nach Lindorf. Nach vor-
sichtiger Luxation des Knochendeckels war
ein breiter Zugang zur Kieferhöhle vorhan-
den. Dabei imponierte eine harte, glatt
begrenzte Tumormasse, die wegen ihrer
Größe und knöchernen Konsistenz nicht in
toto reseziert werden konnte (Abbildung 4).
Nach Separierung der Raumforderung in
einzelne Fragmente (Abbildung 5) konnten
diese entfernt werden (Abbildung 6). Es
folgten eine intensive Spülung mittels steriler
Kochsalzlösung sowie eine endoskopische
Untersuchung der linken Kieferhöhle. Der
Nasengang war nicht verlegt und die Kiefer-
höhlenschleimhaut erschien nicht polypös.
Teile des gewonnenen Knochenfensters
wurden zur Stabilisierung des Alveolen-
bodens regio 26 verwendet. Die Alveole
wurde im Anschluss mit einer 3-D-Kollagen-
matrix (mucoderm®, botiss, Berlin) sowie
einem Wangenschleimhauttransplantat ver-
siegelt. Die Naht erfolgte sowohl mit resor-
bierbaren (Vicryl 3.0) als auch mit nicht-
resorbierbarem (Resolon 4.0 und 5.0) Naht-
Der besondere Fall mit CME
Osteom in der Kieferhöhle
Ingo Buttchereit, Bärbel Riemer-Krammer, Peer W. Kämmerer
Der Hauszahnarzt stellte bei einer 35-jährigen Patientin eine Verschattung in der
linken Kieferhöhle fest – lokalisiert über einem wurzelgefüllten Zahn. Der Befund
entpuppte sich als ein an dieser Stelle seltenes Osteom.
Alle Abbildungen: Kämmerer
Kliniker präsentieren Fälle mit hohem
diagnostischem Schwierigkeitsgrad.
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Zahnmedizin