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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1486)
wenn ich eine frische Praxis habe, werde ich
am Anfang versuchen, erst mal auf diese
Freizeit zu verzichten. Ich glaube, das kommt
auf die Lebenssituation an.“
Die Familienplanung scheint also – zumin-
dest in der entsprechenden Lebensphase –
eine Barriere für die Niederlassung zu sein.
Aber: Zum einen ist es nicht das einzige und
nicht das gewichtigste Hemmnis. Beispiels-
weise werden die mit der Niederlassung ein-
hergehende Bürokratie, der Stress oder das
finanzielle Risiko eher als Barrieren erlebt.
Und zum anderen spielen bei der Berufs-
planung auch weitere Argumente, die ein
harmonisches Nebeneinander von Privat-
und Arbeitsleben erleichtern, eine Rolle: Die
Möglichkeit, seine Arbeitszeit frei gestalten
zu können, spricht für die meisten Studien-
teilnehmer für die Niederlassung.
Familienfreundlichkeit ist
wichtiger als die Kultur
Um gerade durch die Niederlassung eine
gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zu erreichen, bevorzugt beispielsweise eine
Studentin die Gemeinschaftspraxis, damit
sie sich „das Ganze ein bisschen teilen
kann. Dann kann man optimal halbtags ein-
steigen, arbeitet, wenn das Kind im Kinder-
garten ist.“
Bei der Suche nach möglichen Niederlas-
sungsstandorten sind familienfreundliche
Rahmenbedingungen ein wichtiges Krite-
rium. Wichtiger als die direkte Unterstüt-
zung bei der Kinderbetreuung ist den
jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten,
dass auch der Partner einen Arbeitsplatz in
der Nähe findet und dass die Praxis nah
am Wohnort liegt.
Für Befragte, die schon Kinder haben, spielt
es außerdem eine Rolle, ob Kindergärten
und Schulen in der Nähe sind. Eine Studen-
tin in der Gruppendiskussion begründete
dies ganz pragmatisch: „Indem ich meine
Praxis von meinem Wohnort nicht so weit
entfernt habe. Was weiß ich, kommt ein
Anruf von der Schule, ‚Ihr Kind hat sich den
Kopf aufgeschlagen und Sie müssen kom-
men‘. Und ich muss erst mal drei Stunden
fahren.“ Rahmenbedingungen, die die Ab-
läufe im Familienalltag vereinfachen, haben
für die jungen Zahnärzte einen höheren
Stellenwert als beispielsweise die Freizeit-
möglichkeiten oder das kulturelle Angebot
in der Umgebung.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt,
dass sich viele junge Zahnärztinnen und
Zahnärzte in den ersten Berufsjahren einer-
seits Gedanken über ihren weiteren Karriere-
verlauf und andererseits über die Familien-
planung machen. Vor allem die Niederlas-
sung in enger zeitlicher Nähe zur Familien-
gründung wird als schwierig eingeschätzt.
Arbeitsmodelle, die Flexibilität beispielsweise
durch Reduzierung oder freie Gestaltung
der Arbeitszeit bieten, sind daher beliebt
und werden besonders von jungen Eltern
gerne genutzt. Insgesamt wird die Ver-
einbarkeit von Familie und zahnärztlichem
Beruf eher positiv beurteilt, auch wenn an
einigen Stellen noch Optimierungsbedarf
gesehen wird.
Für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte
wird die Vereinbarkeit von Familie und
Zahnarztberuf voraussichtlich weiterhin ein
wichtiges Thema bleiben und daher in
einer zweiten Befragung der ehemaligen
Studierenden, die inzwischen größtenteils
in der Assistenzzeit sind, weiter vertieft.
Das IDZ führte die Folgebefragung der Stu-
dierenden von 2015 Anfang dieses Jahres
durch; die Ergebnisse werden zurzeit aus-
gewertet. Die erhobenen Sichtweisen und
Aspekte können dazu beitragen, im Berufs-
stand auch langfristig eine gute Verein-
barkeit von Familie und Zahnarztberuf zu
gewährleisten.
Dr. Nele Kettler, M.Sc.
Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ)
Universitätsstr. 73, 50931 Köln
n.kettler@idz-koeln.deInanspruchnahmemuster von Teilzeitarbeitsstellen
(Studierende, Assistenzzahnärzte und angestellte Zahnärzte)
Assistenzzahnärzte - tatsächliches Arbeitsverhältnis -
Zahnmedizinstudierende* - Bekundungen -
0
10
20
30
40
50
60
22,6 %
12,4%
28,7%
52,0%
38,7%
57,1%
20,7%
7,8% 7,2%
24,6%
14,6%
34,9%
15,0%
6,7%
3,7%
gesamt
mit Kind
ohne Kind
weiblich
männlich
Angestellte - tatsächliches Arbeitsverhältnis -
*ausschließlich Studierende,
die als Angestellte arbeiten wollen
Abbildung 2: Teilzeitstellen werden vor allem von Zahnärztinnen und Zahnärzten mit Kindern
wahrgenommen. Häufiger als ihre Kollegen entscheiden sich dabei Zahnärztinnen für eine
Teilzeitstelle – egal ob im Studium, in der Assistenzzeit oder im Angestelltenverhältnis.
Quelle: IDZ
Weitere Ergebnisse aus
der Berufsbild-Studie
des IDZ gibt es auf
zm-online.
Was junge Zahnärzte wollen
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ONLINE
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