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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1491)
wissen, dass sie Teilnehmer an einer Unter-
suchung beziehungsweise Studie sind. Da-
mit könnte der Hawthorne-Effekt eine mög-
liche Beeinträchtigung der internen Validität
von Untersuchungsergebnissen darstellen.
Dies wird aber dadurch entkräftet, dass die
Verbesserungen in der Testgruppe deutlich
stärker waren als in der Kontrollgruppe und
damit jenseits des Hawthorne-Effekts eine
klare Wirkung der Intervention belegt wer-
den konnte.
Alle Studienteilnehmer wurden zu Beginn
der Testphase (T0) in einer ausführlichen in-
dividuellen Zahnputztechnik am Zahnputz-
modell instruiert. Eine bessere Plaque-Ent-
fernung aufgrund der erfolgten Instruktion
mittels Putzvideo oder durch das individuelle
Vorzeigen am Modell im Vergleich zu einer
schriftlichen Instruktion wurde bereits in
einer Studie von Leal et al. [2002] erreicht.
Das kindergerechte Design der Zahnbürste
könnte ebenfalls motivierend gewirkt und
dadurch eine bessere Plaque-Entfernung
ermöglicht haben. Zudem bekam jeder Stu-
dienteilnehmer eine Zahnbürste in seiner
Lieblings- oder Wunschfarbe, was eine un-
bewusste, eigenständige Entscheidung für
die Zahnbürste darstellt und damit eine
Identifikation und eine bessere Compliance
der Kinder bei der Mundhygiene bewirkt
haben könnte.
Bei beiden Gruppen kommt es im zeitlichen
Verlauf zu reduzierten Plaque- und Gingivi-
tiswerten, der bei der Testgruppe jedoch
deutlicher ausfällt als bei der Kontroll-
gruppe, was eine signifikante Wirksamkeit
des Zahnputzspiels belegt. Die Putz-App er-
zieht zur Einhaltung der empfohlenen
Zahnputzfrequenz und -dauer und die Putz-
zeit ist ein bedeutender Faktor für das
erreichte Reinigungsniveau [Creeth, 2009;
Pujar, 2013]. Zudem existieren Nachweise
für einen starken, positiven Zusammenhang
zwischen der Häufigkeit des Zähneputzens
und dem Kariesrückgang [Kuusela, 1997;
Chesters, 1992].
Der nachhaltig positive Effekt durch die
Teilnahme an der Studie zeigte sich in
der anhaltenden Motivation der Kinder
nach zwölf Wochen (Test
T3
0,42 ± 0,48;
Kontrolle
T3
1,49 ± 0,73). Der Erfolg der
Putz-App blieb also auch nach deren
Abschaltung bei Benutzung der herkömm-
lichen Putzutensilien für weitere sechs
Wochen stabil. Hier zeichnete sich sogar
eine weitere signifikante Verbesserung der
QHI- und PBI-Indizes sowohl innerhalb der
beiden Studiengruppen als auch zwischen
der Kontrollgruppe und der Rainbowgruppe
ab.
Schlussfolgerungen:
Die vorliegende Studie
zeigt die enormen Möglichkeiten einer
Zahnputzlern-Applikation über
das
Smartphone, zumindest für mittelfristige
Mundhygieneverbesserungen bei Vorschul-
kindern und sogar nach Abschaltung der
App. Für den Langzeiteffekt sollte ebenfalls
das Design in einer kontrollierten Studie
gewählt werden, da nur so der sehr
deutliche Hawthorne-Effekt alleine schon
durch die Studienteilnahme herausgerech-
net werden kann.
Dr. Margarita Höfer
OA Dr. Mohammad Alkilzy
Dr. Anja Treuner
Prof. Dr. Christian H. Splieth
Abteilung für Präventive Zahnmedizin
und Kinderzahnheilkunde der
Universität Greifswald
Rotgerberstr. 8
17487 Greifswald
Abbildung 5:
QHI-Mittelwerte zu
den drei Messzeit-
punkten (T1, T2, T3)
in der Test- und in der
Kontrollgruppe
Quelle:Höfer, Alkilzy, Treuner, Splieth
Plaquemittelwerte
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
Rainbow-Gruppe
Kontrollgruppe
T1
T2
T3
2,42
1,88
1,49
0,44
0,58
2,36
Die Literaturliste kann auf
www.zm-online.deabgerufen oder in der Redaktion angefordert
werden.
Abbildung 6:
PBI-Mittelwerte zu
den drei Messzeit-
punkten (T1, T2, T3)
in der Test- und in der
Kontrollgruppe
Quelle: Höfer, Alkilzy, Treuner, Splieth
Mittelwerte Papillenblutungsindex
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
Rainbow-Gruppe
Kontrollgruppe
T1
T2
T3
0,47
0,26
0,21
0,05
0,08
0,42
81