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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1492)

Carl Wilhelm Ludwig Schmedicke erblickte

am 4. Juli 1822 in Kolberg/Pommern das

Licht der Welt [Visser, 1937; Hüpper, 2005].

Im darauffolgenden Jahr zog die Familie

nach Berlin um, wo Schmedicke zeitlebens

wohnhaft blieb. Er besuchte das Friedrich-

Wilhelms-Gymnasium, wo er im Jahr 1840

erfolgreich die Reifeprüfung ablegte.

Zunächst hatte er mit dem Beruf des Apo-

thekers geliebäugelt. Am Ende entschied

sich Schmedicke für die Zahnheilkunde.

So ging er für drei Jahre bei dem Berliner

Hofzahnarzt Gustav Adolph Oenicke in die

Lehre. Oenicke erwies sich nicht nur als

guter Lehrmeister, sondern wurde überdies

zu einem väterlichen Freund. Über Oenicke

lernte er auch seine spätere Ehefrau Emilie

Wilhelmine kennen – eine Tochter Oenickes.

Neben der praktischen Ausbildung hörte

er einzelne Vorlesungen an der Universität,

bevor er am 4. Juni 1843 die zahnärztliche

Prüfung vor dem Berliner Medizinalkollegium

ablegte. Danach ließ er sich in Berlin als

praktischer Zahnarzt nieder [Visser, 1937;

Hüpper, 2005].

Mit dem Eintrag im „Berliner Adreßbuch“

von 1843 ist verbürgt, dass Schmedicke

seine zahnärztliche Praxis zunächst in der

Behrenstraße 29, mitten in Berlin, aufnahm

– im Haus seiner Eltern (Schmedickes Vater

war Ministerialbeamter im Berliner Finanz-

ministerium). Doch schon ein Jahr später

hat er dem „Adreßbuch“ von 1844 zufolge

seinen Praxisstandort in die Marienstraße 3

verlegt. Seinen Patienten stand er täglich

vormittags und nachmittags jeweils drei

Stunden in seiner Praxis zur Verfügung. Hin-

zu kam von acht bis neun Uhr eine separate

Sprechstunde für Arme [Hüpper, 2005].

1848 war die Praxis dann in der Französischen

Straße 60 zu finden.

Am 24. Mai 1855 heiratete Schmedicke

im Alter von 33 Jahren die gut acht Jahre

jüngere Emilie Wilhelmine. Im Jahr 1857

kam das erste gemeinsame Kind zur Welt:

eine Tochter, die den Namen Clara Louise

erhielt. Sie verstarb jedoch nach nur neun

Monaten. Ihr Tod markiert den Anfang einer

erschütternden Reihe privater Schicksals-

schläge: 1861 hatte Schmedicke den Tod

seines Vaters zu verkraften. Wenig später

verstarb auch die 1859 geborene zweite

Tochter, Helene Wilhelmine, im Alter von

nur drei Jahren. Und auch sein drittes und

letztes Kind, sein 1861 geborener Sohn

Carl Emil, starb bereits ein Jahr nach seiner

Geburt. Es folgte eine schwere Erkrankung

seiner Mutter. Kaum war diese genesen,

erkrankte Schmedicke selbst an einer

schweren Pneumonie, zu der sich eine

Pleuritis und schließlich eine Herzerkran-

kung gesellten, so dass auch er selbst

nach einem viermonatigen Krankenlager

am 7. Mai 1863 im Alter von nur 40 Jahren

den Tod fand [Visser, 1937; Holzhauer,

1962; Hüpper, 2005].

Die Zeit schien reif für ein

solches Periodikum

Gemessen an der kurzen Lebensspanne

mutet das Werk Schmedickes geradezu un-

glaublich an [Visser, 1937; Hüpper, 2005;

Groß/Schäfer, 2009]. Der größte fachliche

Stellenwert kommt hierbei der Gründung

von „Der Zahnarzt“ zu – der ersten

deutschen zahnärztlichen Zeitschrift, die

Schmedicke am 1. Januar 1846 im Alter von

knapp 24 Jahren ins Leben rief. 1847 über-

nahm er zudem die Redaktion des Organs.

Die Zeitschriftengründung war ein Wagnis –

die deutschen Zahnärzte hatten sich zu

diesem Zeitpunkt noch nicht organisiert,

ihre Zahl war gering, ihre Ausbildung hete-

rogen, die mit der Auslieferung des Presse-

organs verbundenen logistischen Heraus-

forderungen erheblich. Und doch schien die

Zeit reif zu sein für ein solches Periodikum:

Zahlreiche Erfindungen und Entdeckungen

in der Zahnheilkunde erfolgten in ebendieser

Zeitphase.

Schmedicke hatte Erfolg: Die im Albert

Förstner Verlag erschienene Zeitschrift wurde

17 Jahre lang von ihm geleitet und hatte 27

Jahre lang Bestand. Schmedicke besprach in

seinem Organ neu erschienene Bücher und

brachte etliche eigene Beiträge ein. So trat

er allein in den Jahren 1846 bis 1849 als Ver-

fasser einer zweistelligen Zahl von Fach-

artikeln hervor, die sich unter anderem

mit aktuellen Fragen der Zahnkrankheiten,

der Prothetik und der Zahnextraktion be-

schäftigten [Visser, 1937]. Allerdings war es

Wegbereiter der Zahnheilkunde – Teil 4

Carl Wilhelm Ludwig Schmedicke –

Gründer der ersten zahnärztlichen Zeitschrift

Schweren Schicksalsschlägen zum Trotz gelang Carl Wilhelm Ludwig Schmedicke

beruflich eigentlich alles. Der Zahnarzt war seinen Kollegen deutlich voraus – und

setzte als Praktiker, Redakteur, Fachautor, Hofzahnarzt und Standespolitiker

Maßstäbe.

Zeichnung: Aus: Der Zahnarzt

Der QR-Code führt zu

den ersten Teilen der

Serie „Wegbereiter der

Zahnheilkunde“

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