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106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1498)
B
Metaanalysen bestätigen mit hoher Evi-
denz, dass fluoridhaltige Zahnpasten einen
Kariesrückgang bewirken [Marinho et al.,
2003]. Dieser unbestritten bedeutende
Fluorideffekt soll und darf in keiner Weise
infrage gestellt werden, wenn im Folgenden
die seit Längerem bekannten Stoffwechsel-
wege von Fluorid und Aspekte dessen Toxi-
zität dargestellt werden.
Grundlagen des Elements
Ubiquitär:
Fluoride sind Bestandteil von
Salzen des Elementes Fluor. Fluorid ist über-
all vorhanden: In jedem Boden, in jedem
Wasser, auch in jedem Trinkwasser, mithin
auch in jedem pflanzlichen oder tierischen
Organismus. Fluorid ist somit kein Fremd-
stoff für den menschlichen Organismus.
Obgleich Fluorid das in der Umwelt am 13.
häufigsten vorkommende Element darstellt
[Buzalaf und Whitford, 2011], ist seine
Konzentration durchweg sehr gering und
wird in Flüssigkeiten in Größenordnungen
von mg/Liter gemessen. In der Zahnmedi-
zin ist die Darstellung als ppm (parts per
million) üblich, die der Angabe von mg/L
beziehungsweise µg/ml entspricht.
Vergleichsweise hohe Fluoridkonzentratio-
nen können in Böden mit vulkanischer
Aktivität oder Vergangenheit gefunden
werden. Natürlich vorkommende Wasser in
diesen Gebieten sind ebenfalls mit höheren
Fluoridkonzentrationen versehen.
In
Deutschland weisen mehr als 90 Prozent
aller Trinkwässer Fluoridgehalte von weni-
ger als 0,3 ppm auf [Bundesinstitut für
Risikobewertung, 2005].
Bedeutung:
Fluorid ist ein Spurenelement
mit großer Bedeutung für höhere Lebewe-
sen. Es ist unbedingt zur Bildung von Apatit-
strukturen, also von Knochen und Zähnen,
erforderlich. In den Zahnhartgeweben ist
Fluorid ungleichmäßig verteilt: Die höchste
Konzentration liegt im inneren Dentin,
unmittelbar neben der Pulpa vor. Relevant
ist allerdings die Verteilung im Schmelz. Hier
ist die höchste Konzentration an der
Schmelzoberfläche mit einer Konzentration
von ca. 200 – 300 ppm zu finden [Weathe-
rell et al., 1977].
Nahrung:
Lebensmittel enthalten durch-
weg nur sehr geringe Fluoridmengen. Aller-
dings können einzelne Mineralwässer deut-
lich höhere Fluoridgehalte aufweisen.
Sofern die Fluoridkonzentration 1,5 ppm
überschreitet, muss auf der Wasserflasche
ein Hinweis aufgedruckt sein, dass das
Mineralwasser für Säuglinge und Kinder
unter sieben Jahren nicht zum regelmäßi-
gen Verzehr geeignet ist [Mineral- und
Tafelwasser-Verordnung, Bundesministeri-
Stoffwechsel und Toxizität von Fluorid
Ulrich Schiffner
Die Kariesprävalenz und die Karieserfahrung bei zwölfjährigen Kindern in
Deutschland sind in den letzten 25 Jahren überaus stark zurückgegangen. Als
eine Hauptursache für diese Entwicklung, die auch in anderen Industrieländern
erkennbar ist, wird die verbreitete Verfügbarkeit von Fluorid an der Zahnober-
fläche angesehen.
Abbildung 1: Berechnungsbeispiel zur akuten Toxizität von Fluorid nach Verzehr einer Tube
Kinderzahnpaste durch ein dreijähriges Kind.
Quelle: Schiffner
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Fortbildung: Toxikologie und Allergologie