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106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1504)
B
Ein 28 Jahre alter männlicher Patient stellte
sich Ende Juli 2015 in der Poliklinik mit
herausgefallener Krone an 11 vor (Abbil-
dung 1). Der Patient äußerte den Wunsch
der Kronenneuversorgung an 11 sowie 12
bei weitestgehend freiliegender Präparati-
onsgrenze mit starker ästhetischer Beein-
trächtigung.
Nach klinischer Befundung und Röntgen-
diagnostik konnte in der Einzelzahnauf-
nahme eine insuffiziente über das Foramen
apicale hinaus gebrachte Wurzelkanal-
füllung an 11 festgestellt werden. Zusätzlich
bestand eine periapikale Osteolyse. Zahn 12
war ebenfalls endodontisch versorgt, wobei
in der Bildgebung kein Nachweis einer
radioopaken Füllung des apikalen Kanaldrit-
tels gelang. Es bestand an 12 keine apikale
Osteolyse. Beide Zähne imponierten radio-
logisch mit weiten apikalen Foramina sowie
verkürzten Wurzeln. Auf Nachfrage gab der
Patient ein vor circa 20 Jahren stattgefunde-
nes Frontzahntrauma an. Beide Zähne wa-
ren klinisch asymptomatisch. Dem Patien-
ten wurde der klinische und röntgenologi-
sche Befund erörtert sowie die Behand-
lungsoptionen aufgezeigt.
Im Verlauf der weiteren Behandlung wurde
die prothetische Suprakonstruktion an 11
abgenommen und der Zahn retrepaniert. Es
wurde eine Revision der weitestgehend in-
suffizienten und überfüllten Wurzelkanalfül-
lung sowie eine zwei-wöchige Kanaldesin-
fektion mit Kalziumhydroxid durchgeführt.
Im apikalen Bereich wurde anschließend
nach ausreichender manueller Aufbereitung
in Circumferential Filing Technik sowie
chemischer Desinfektion ein apikaler MTA-
Plug (Mineral Trioxid Aggregat) einge-
bracht und kondensiert. Es erfolgte eine
röntgenologische Kontrolle des apikalen
Verschlusses. Der Kanal wurde dann erneut
provisorisch mit einer Kalziumhydroxidpas-
te versorgt und der Zahn mit Cavit ver-
schlossen. Die Krone wurde mit Temp Bond
rezementiert.
Am Folgetag erschien der Patient erneut
zum Einbringen der definitiven Wurzel-
kanalfüllung. Die Krone wurde erneut abge-
nommen, die provisorische Füllung entfernt
und der apikale Verschluss mikroskopisch
kontrolliert. Nach wiederholter chemischer
Desinfektion und abschließender Kanal-
trocknung erfolgte die guttaperchabasierte
thermoplastische Wurzelkanalfüllung. Die
Versorgung des Zahnes mit Stiftaufbau und
Krone wurde geplant. Der Patient ist zur
weiteren Therapie nicht mehr vorstellig ge-
worden.
Diskussion
2,2 Prozent aller Kinder im Alter von acht bis
zehn Jahren erfahren mindestens ein Front-
zahntrauma [Lexomboon, Carlson et al.,
2015]. In Folge eines solchen Traumas kann
es zum Sistieren des Wurzelwachstums mit
fehlender Bildung einer apikalen Hartge-
websformation kommen.
Hieraus erwächst die Notwendigkeit der
Apexifikationsbehandlung zur Erzeugung
einer apikalen Hartsubstanzbarriere [Beslot-
Neveu, Bonte et al., 2011].
Primäres Ziel der Wurzelkanalbehandlung
ist die vollständige Obstruktion des Kanallu-
mens. Bei Zähnen mit unvollständigem
Wurzellängenwachstum scheitern die her-
kömmlichen Methoden der Wurzelkanalfül-
lung.
Das Fehlen einer apikalen Konstriktion
machen sowohl die Obstruktion als auch die
Kanalaufbereitung zu einer endodontischen
Herausforderung. Hier ist das Setzen einer
apikalen Barriere essenziell, so dass erst
Der besondere Fall
Endo-Revision und Apexifikation mit MTA
Max Lukas, Brita Willershausen
Wenn der Kanal überstopft und die Osteolyse bereits in Gang ist, steht die Prog-
nose für den Zahn schlecht. Aber heute gibt es Therapiewege, die auch in solch
ungünstigen Situationen einen Zahnerhalt möglich werden lassen. Ein apikaler
MTA Plug stellt bei diesem Fall eine Alternative zur klassischen Apexifikation mit
Kalziumhydroxid dar.
Abbildung 1: Klinische Ausgangssituation von Zahn 11 nach erfolgter Einzelkronenabnahme.
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Zahnmedizin