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106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1527)
B
Der letzte Artikel dieses Jahres kann, ich sage
es lieber gleich, bei der einen oder oder
anderen Zahnärztin zu Schluckbeschwer-
den führen. Es geht um das Verhältnis von
Frauen zu Geld. Das ist ein abendfüllendes
Thema und wenn ich jetzt als Mann auch
noch zu sagen wage, das Verständnis für
Geld und Zahnärztinnen sei für Männer ein
Berufsbild mit goldener Zukunft, drohe ich
mich um Kopf und Kragen zu schreiben.
Trotzdem: Attempto! Ich wage es wie wei-
land Graf Eberhard im Barte, der Gründer
der Universität zu Tübingen.
Mich haben in jüngster Zeit drei Damen be-
sucht. Bitte zügeln Sie jetzt Ihre blühende
Fantasie, meine (mitlesenden) Herren.
Erstens haben mich die Frauen nachein-
ander besucht, und zweitens ging es um be-
rufliche Dinge. Die erste Dame hat eine
Million auf dem Konto, die
zweite 1,5 Millionen, die drit-
te eine halbe Million und alle
Angaben sind in Euro. Das ge-
meinsame Problem der drei
Anlegerinnen war – bezie-
hungsweise ist noch immer –
die Unzufriedenheit mit ihren
Vermögensverwaltern.
Die Frauen bezahlen diversen
Herren für finanzielle Begleit-
dienste, wenn ich dieses Bild
benutzen darf, im Schnitt
etwa 1,5 Prozent pro Jahr,
und die Männer bieten nicht, was sie liefern
sollen. Was haben Sie – liebe Leserinnen –
dazu zu sagen? Ich bin nur ein Mann und
will mich, das werden Sie verstehen, nicht in
fachfremde Themen einmischen. Meine
resolute Freundin ist der Meinung, die Män-
ner gehörten in die Wüste und die Frauen
sollten ihr Geld selbst in die Hand nehmen.
Ich muss mich dem Urteil vollumfänglich
anschließen, weil die bestehenden Verhält-
nisse in der Tat kaum zu ertragen sind.
Die Damen sind durch Ehe, Scheidung und
Erbschaft zu Geld gekommen. In allen Fällen
kam der „Reichtum“ über Nacht, und in
allen Fällen fühlten sich die Frauen mit dem
Geld überfordert. Daher haben sie sich an
ihre Hausbanken gewandt. Und in der Ver-
mögensverwaltung sind – na ja, Sie ahnen
schon – eben Männer tätig. Anfangs war die
Sache lustig. Die Herren waren freundlich
und kosteten „kein“ Geld. Nun hat sich der
Wind gedreht. Die Männer sind immer noch
höflich, doch die Frauen haben gemerkt,
dass ihnen die Herren doch auf der Tasche
liegen. Der erste kostet 12.000 Euro pro
Jahr, der zweite schlägt mit 15.000 Euro pro
Jahr zu Buche und der dritte im Bunde lässt
sich mit 10.000 Euro entlohnen.
Ich habe den Anlegerinnen die Korrektheit
ihrer Beobachtungen bestätigt. Wir haben
intensiv über Alternativen diskutiert und
mein Vorschlag, die Vermögen selbst zu ver-
walten, stieß auf offene Ohren. Ich spreche
bewusst im Imperfekt, weil das Interesse
schlagartig nachließ, als es darum ging,
Nägel mit Köpfen zu machen. Da scheuten
die Damen den Sprung über den Oxer. Und
ahnen Sie auch, warum die Frauen
bock(t)en? Sie wollen für allfällige Verluste
keine Verantwortung übernehmen.
Ich habe Verständnis für diese Gefühle, doch
ich finde es bemerkenswert, dass starke
Frauen bereit sind, so viel Geld für billige
Blitzableiter auszugeben. Ich muss mir über
Weihnachten und Silvester mal in Ruhe
durch den Kopf gehen lassen, ob ich den
richtigen Beruf ausübe oder ob es nicht vor-
teilhafter ist, mich als (finanzieller) Seel-
sorger für Zahnärztinnen zur Verfügung zu
stellen. Ich schreibe seit 31 Jahren für
Zeitungen aller Art und gebe mir Woche für
Woche alle Mühe, auch Frauen über den
Umgang mit Geld aufzuklären. Nun höre ich
binnen weniger Tage von ganzen und
halben Millionärinnen, das sei zwar aller
Ehren wert, doch eine Frau sei, wenn’s um
(viel) Geld geht, auf männlichen Beistand
angewiesen. Wenn das stimmt, meine
Damen, werde ich im nächsten Frühjahr auf
„Frauenversteher“ umsatteln. Ich ahne
zwar, dass das heikles Terrain ist, doch in An-
betracht der Aussichten halte ich es mit dem
alten Grafen: Attempto!
Die Perspektiven scheinen glänzend zu sein.
Ich kann schreiben und Geschichten über
Geld erzählen. Wenn ich es schaffe, 30
grüne Damen mit jeweils 1.000.000 Euro
von meinem Charme und meiner Kompe-
tenz zu überzeugen, werde ich Assets von
30 Millionen „under management“ haben,
wie das in Fachkreisen heißt. Ich werde den
Frauen natürlich die fondsbasierte Vermö-
gensverwaltung ans Herz legen. Das kostet
zwar 2 Prozent pro Jahr, aber über diesen
Punkt wollen wir großzügig hinwegsehen.
Das eine Prozent geht an die Fondsgesell-
schaft, und das andere Prozent geht an
mich.
Darf ich Sie jetzt bitten, meinen weiteren
Überlegungen mittels Kopfrechnen folgen
zu wollen? 30 Millionen Euro mal 1 geteilt
durch 100 ergeben pro Jahr exakt 300.000
Euro. Ich veranschlage pro Anlegerin und
Jahr zwei Gespräche à vier Stunden. Hinzu
kommen pro Dame vier Telefonate à 30
Minuten. Das sind in der Summe genau 300
Arbeitsstunden. 300.000 Euro geteilt durch
300 Stunden führen zu einem Stundensatz
von 1.000 Euro. Davon sind – Gott sei’s ge-
klagt – noch Krankenkasse und Steuern ab-
zuziehen, aber was soll’s, meine Damen? Ich
gebe dem Kaiser, was des Kaisers ist, und ich
hoffe, dass Sie so bleiben, wie Sie sind:
Bodenständig, charmant, emanzipiert,
liebenswürdig, selbständig – und in Vermö-
gensfragen ein bisschen „anlehnungs-
bedürftig“ an breite Männerschultern.
\
Volker Looman zu Männern als Vermögensverwalter
Seelsorge für Zahnärztinnen – ein Beruf mit Zukunft?
Der Autor ist freiberuf-
licher Finanzanalytiker
in Stuttgart. Er ver-
öffentlicht jede Woche
in der BILD und in der
FAZ einen Aufsatz über
Geldanlagen.
Außerdem unterstützt er
Zahnärzte auf Honorar-
basis bei der Gestaltung
des Privatvermögens.
www.looman.deKolumnen entsprechen nicht immer der Ansicht der Herausgeber.
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Praxis
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