Table of Contents Table of Contents
Previous Page  58 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 58 / 68 Next Page
Page Background

zm

106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1524)

B

Familie. Der am häufigsten genannte Aspekt

bei der Standortentscheidung ist der Ar-

beitsplatz für den Ehe- oder Lebenspartner;

generell spielen aber materielle wie ideelle

Aspekte gleichermaßen eine Rolle. Der

Wunsch nach einer möglichst guten Verein-

barkeit von Beruf und Familie äußert sich

hier konkret in der Suche nach förderlichen

Rahmenbedingungen für die Kinderbetreu-

ung (Kindergärten, Schulen). Wichtig er-

scheint den niederlassungswilligen Zahn-

ärzten ebenso, dass es im Sinne einer erfolg-

reichen Praxisführung vor Ort eine gut aus-

gebaute Infrastruktur gibt, auch günstige

Kreditkonditionen spielen eine Rolle. Die

Vielfalt der individuellen Motive spiegelt

sich in den unterschiedlichen Standorten,

die aus Sicht der Befragten vorzugswürdig

sind – sei es die lebhafte Großstadt oder das

heimelige Dorf.

Ausblick

Mit den Ergebnissen wurden erstmals

deutschlandweit Einstellungen und Vorstel-

lungen junger Zahnärzte erhoben. Es zeigt

sich, dass deren Wahrnehmung nicht unbe-

dingt von dem abweicht, was auch frühere

Zahnärztegenerationen erlebt haben: So

hat sich an den Motiven der Studienwahl

kaum etwas geändert und ähnlich wie junge

Zahnärzte heute werden angehende Zahn-

ärzte auch in der Vergangenheit das Studium

als belastend erlebt und die Assistenzzeit zum

Lernen neuer Fähigkeiten genutzt haben.

Neu ist allerdings die Möglichkeit, nach der

Assistenzzeit nicht direkt in die Niederlas-

sung zu gehen, sondern als angestellter

Zahnarzt zu arbeiten. Seit 2007 wird diese

Möglichkeit von jungen Zahnärzten intensiv

genutzt. Trotz dieser neuen beruflichen Op-

tionen präferiert die Mehrheit der jungen

Zahnärzte nach wie vor die Niederlassung –

bloß offenkundig später in ihrem Lebenslauf

als frühere Generationen.

Es bleibt jedenfalls spannend! Denn die

jungen Zahnärzte haben sich intensiv mit

der Thematik auseinandergesetzt und die

große Teilnahmebereitschaft lässt darauf

schließen, dass sie ihre berufliche Zukunft

mitgestalten und mit ihren Vorstellungen

und Wünschen ernst genommen werden

wollen. Das IDZ hat sich vorgenommen, sie

auf ihrem Berufsweg zu begleiten, um ihre

Entscheidungen auch an den „Weggabe-

lungen“ besser nachvollziehen zu können.

\

Dr. Nele Kettler, Dr. David Klingenberger

Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ)

Die Förderung des beruflichen Nachwuchses

ist eine der Hauptaufgaben der Bundeszahn-

ärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahn-

ärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) sowie

der (Landes-)Zahnärztekammern und der

Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZVen).

Insbesondere die Entwicklung zur beruflichen

Sozialisation beobachten die zahnärztlichen

Institutionen deshalb sehr genau. Die Zahl der

niedergelassenen Zahnärzte geht seit dem

Jahr 2007 kontinuierlich zurück. Der Berufs-

stand wächst also ausschließlich im Bereich

der angestellten Zahnärzte. Derzeit gibt es

bundesweit fast 10.000 angestellte Zahnärzte

– eine Versechsfachung seit 2007. Angestellte

Zahnärzte sind somit eine relevante Gruppe

sowohl für die Versorgung als auch für die

Interessenvertretung innerhalb der Selbstver-

waltung. Deswegen sind die vom Institut der

Deutschen Zahnärzte (IDZ) vorgelegten For-

schungsergebnisse zur beruflichen Sozialisation

und zur Professionsentwicklung von großer

Bedeutung für die künftige Ausrichtung des

Berufsstands. KZBV und BZÄK, KZVen und

(Landes-)Zahnärztekammern sind auf die Un-

tersuchungsergebnisse dringend angewiesen

und bitten deshalb den zahnärztlichen Nach-

wuchs um rege Beteiligung an den entspre-

chenden Erhebungen und Befragungen.

Bei den Herausforderungen, die uns die Fünfte

Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V)

aufgezeigt hat, sind wir bereits auf einem

guten Weg. Doch gilt dies auch für die eigene

Professionsentwicklung? Ist die Freiberuflich-

keit im Berufsstand noch so fest verankert, wie

sie es sein sollte? Welche gemeinsame Identi-

fikation strebt der Berufsstand unter verän-

derten Rahmenbedingungen an? Fragen, mit

denen sich die Gremien der Zahnärzteschaft

auf Bundes- und Landesebene auseinander-

setzen. Das Berufsrecht gibt klare Vorgaben

für die zahnärztliche Tätigkeit. Eigenverant-

wortlich, unabhängig, nicht gewerblich – das

waren und sind die bestehenden Prämissen.

Diese Werte entfalten ihre Wirkung aber nicht

abstrakt, sondern nur, indem wir

gemeinsam darüber einen standes-

politischen Konsens herstellen.

Die Forschungen des IDZ zeigen uns

auch, wie und wo dieser Findungs-

prozess beginnen muss. Mit der Be-

rufskundevorlesung bereits während

des Studiums haben wir ein geeignetes

Mittel. Mit Vorlage des Entwurfs der

neuen Approbationsordnung wird die-

sen Belangen nicht nur entsprochen,

sondern die vorgesehenen Famula-

turen bieten bereits Studenten die

Möglichkeit, den Blick auf den zahn-

ärztlichen Berufsalltag zu richten.

Nun wissen wir nicht erst jetzt, dass

die sogenannte Generation Y im Ver-

gleich zu älteren Generationen keine

wesentlichen Einstellungsunterschiede

zur zahnärztlichen Berufsausübung

aufweist. Vielmehr ist die Einstellung

abhängig von der eigenen beruflichen

Situation und vom Status, in dem sich

die Zahnärztin oder der Zahnarzt ge-

rade befindet. Trotzdem steht vor den

Berufsorganisationen die Aufgabe,

den Mut und die Zuversicht zu ver-

mitteln, selbst Verantwortung für

Berufsnachwuchs, berufliche Sozialisationsforschung und Professionspolitik

BZÄK/KZBV-S

TATEMENT

Foto: KZBV-Marc Darchinger

Die Literaturliste kann auf

www.zm-online.de

abgerufen oder in der Redaktion angefordert

werden.

58

IDZ-Studie zum Berufsbild