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107, Nr. 2, 16.1.2017, (162)
Die Positive Psychologie (PP) untersucht wis-
senschaftlich, welche Faktoren zur Verbesse-
rung von Lebens- und Arbeitszufriedenheit
beitragen und welche Auswirkungen eine
solche Verbesserung hat [Fredrickson, 2009;
Snyder and Lopez, 2009]. Darüber hinaus
erforscht sie, welche Faktoren die Resilienz
stärken (psychische Widerstandsfähigkeit in
schwierigen Situationen). Die Methoden
sind so wirksam, dass die amerikanische
Armee flächendeckend Schulungen in Posi-
tiver Psychologie für ihre Soldaten durchge-
führt hat [Seligman, 2012], um deren Resi-
lienz zu stärken. Die Ergebnisse lassen sich in
verschiedenen Bereichen direkt umsetzen –
in der Praxis (und anderen Betrieben) eben-
so, wie zum Beispiel im Bildungsbereich, in
der Prävention und in der Therapie. Im Fol-
genden finden Sie einige Ansätze aus der
Positiven Psychologie, die Sie konkret in der
Praxis nutzen können.
Positive Einstellungen und positive Gefühle
kultivieren:
Positive Gefühle und positive
Einstellungen verbessern nachweislich das
soziale Miteinander und die Fähigkeiten
zu kreativen Lösungen [Fredrickson, 2011;
Fredrickson, 2013]. Sie beeinflussen sogar
das Immunsystem positiv. Positive Gefühle
haben außerdem einen sogenannten „Un-
doing-Effekt“ [Fredrickson et al., 2000]: Sie
können negative Erlebnisse in anderen
Lebensbereichen ausgleichen. Das bedeutet
für Sie, dass Sie durch ein positives Arbeits-
klima die Zufriedenheit im Team und sogar
die Fehlzeiten beeinflussen können. In Un-
ternehmen mit positiv bewerteter Unter-
nehmenskultur fehlen nur etwa halb so
viele Mitarbeiter länger als insgesamt zwei
Wochen im Jahr wie in Unternehmen mit
schlechteren Arbeitsbedingungen [Badura/
Ducki, 2016]. Sowohl positive Gefühle als
auch positive Einstellungen lassen sich in
Teams durch geeignete Fragen und die
Lenkung der Aufmerksamkeit systematisch
ausbauen. In der Praxis können Sie positive
Gefühle und positive Einstellungen bei-
spielsweise durch die Gestaltung ihrer
Teambesprechungen verbessern.
Positive Kommunikation fördern:
In ver-
schiedenen Studien[Cameron, 2012; Came-
ron and Spreitzer, 2011] konnte gezeigt
werden, dass – erlernbare – positive Kom-
munikation die Leistungsfähigkeit des ge-
samten Teams stark fördert. Positive Kom-
munikation bedeutet, dass der Anteil positi-
ver Äußerungen (z. B. Zustimmung, Dank,
Ausrichtung auf gemeinsame Ziele und
Werte, …) deutlich höher ist als der von kri-
tischen und abwertenden Äußerungen. We-
sentlich ist dabei allerdings, dass es nicht da-
rum geht, negative Aspekte unter den Tisch
zu kehren. Das Nicht-Benennen von Feh-
lern, Missständen und Schwierigkeiten ist
keine Lösung, sondern ein eigenes
Problem.
Lenken Sie den Fokus
auf positive Gefühle
Für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit
und der Beziehungen ist das Verhältnis aus-
schlaggebend [Fredrickson, 2013; Gottman
& Silver 2015]. Dabei liegt das optimale Ver-
hältnis zwischen 3:1 und 6:1. Das bedeutet,
dass drei- bis sechsmal mehr Zustimmung,
Dank und Wertschätzung erfolgen sollten als
Praxisführung
Finden Sie mit Ihrem Team den richtigen Flow
Foto: Strunz/P. Adamik
Gute Zahnmedizin geht nur mit einem guten Praxisteam. Und ein Team braucht
verantwortungsbewusste Führung. Aber Verbesserungsmöglichkeiten schlum-
mern überall. Wie die Positive Psychologie helfen kann, Ihr Team fokussierter,
zufriedener und leistungsstärker zu machen.
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Praxis