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107, Nr. 6, 16.3.2017, (648)
Dualhärtende
Aufbaukomposite
Das Prinzip der Selbstkonditionierung ist für
Aufbaurestaurationen aus mehreren Grün-
den vorteilhaft. Zum einen liegt, wenn ein
Stumpfaufbau erforderlich ist, meist ein aus-
gedehnter Defekt mit einer entsprechend
großen Dentinwunde vor. Die Selbstkondi-
tionierung ist hier schonender für das Pulpa-
Dentin-System als die aggressivere Ätzung
mit Phosphorsäure. Ein weiterer Vorteil ist
die größere Beständigkeit des Dentin-
verbunds bei Verwendung geeigneter SE-
Systeme im Vergleich zu Etch-and-Rinse
(ER)-Systemen. Hinzu kommt ein rein prak-
tischer Aspekt. Der Verzicht auf die Phosphor-
säure(PS)-Ätzung mit dem erforderlichen
Abspülen des Ätzgels kann in schwierigen
Situationen „spielentscheidend“ sein. Wenn
– wie bei Universaladhäsiven – noch auf einen
weiteren Arbeitsschritt verzichtet werden
kann, ist das besonders vorteilhaft.
Im Übrigen sind die Defizite der SE-Adhäsive
bezüglich der Schmelzhaftung, die sich
allenfalls in oberflächlichen Randdefekten
und Randverfärbungen manifestieren, bei
Aufbaurestaurationen völlig irrelevant.
Auch in folgender Situation kann die Ver-
wendung eines Universaladhäsivs zur Ver-
ankerung der Aufbaufüllung von Vorteil
sein: Häufig verlaufen die Kavitätenränder
nach der Kariesexkavation iso- oder sub-
gingival, was den Einsatz von Adstringen-
zien zur Blutstillung erforderlich machen
kann. Eine Kontamination des Dentins mit
adstringierenden Materialien führt zu signi-
fikant verschlechterten Haftwerten [Ajami
et al., 2013; Chaiyabutr und Kois, 2011;
Harnirattisai et al., 2009; Kuphasuk et
al., 2007; Mohammadi et al., 2012]. Eine
Phosphorsäure-Ätzung nach Abspülen des
Adstringens kann die Haftung positiv beein-
flussen [Appelt et al., 2013].
Die Verwendung eines Universaladhäsivs
hätte den Vorteil, dass im Randbereich, wo
mit einer Adstringenskontamination zu
rechnen ist, eine selektive PS-Ätzung vorge-
nommen werden kann, wodurch etwaige
negative Effekte auf die Haftkraft reduziert
werden. Dagegen könnte im übrigen
Dentin eine milde Selbstkonditionierung
erfolgen.
Selbst- oder dualhärtende Komposite
haben den Vorteil, dass sie in einer Portion
appliziert werden können. Allerdings ist die
Abbildung 8: Adhäsivbefestigung einer Keramikteilkrone mittels Selective-Etch-Technik: Universaladhäsive sind hierfür geeignet, sofern der gesamte
Rand im Schmelz liegt. Sie erfordern aber zumeist eine separate Lichthärtung, wenn ein dualhärtendes Befestigungskomposit verwendet wird. Die
Eignung von Universaladhäsiven für Restaurationen mit zervikalen Dentinrändern ist bislang ungewiss.
8a (links): Selektive Schmelzätzung unter Aussparung der zervikalen Dentinstufe, 8b (rechts): Applikation eines selbstkonditionierenden Adhäsivs
8c: Keramikteilkrone
nach der Adhäsiv-
befestigung
Ziel dieses zweiteiligen Beitrags ist es,
kritisch unter die Lupe zu nehmen, in-
wiefern heutige Universaladhäsive die
an sie gestellten Ansprüche erfüllen.
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Dieser erste Teil befasst sich mit den
materialkundlichen Grundlagen und
mit dem Einsatz von Universaladhäsi-
ven in Kombination mit lichthärtenden
Kompositen.
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Der zweite Teil beleuchtet die An-
wendung von Universaladhäsiven in
Verbindung mit selbsthärtenden und
dualhärtenden Kompositen und geht
auf die Haftvermittlung an den ver-
schiedenen Werkstoffen ein.
Zu beiden Beiträgen gibt es eine
CME-Fortbildung.
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Standortbestimmung
Universaladhäsive 1+2
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Standortbestimmung Universaladhäsive Teil 2