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107, Nr. 6, 16.3.2017, (650)
So gibt es Universaladhäsive, die uneinge-
schränkt mit allen gängigen selbst- und
dualhärtenden Kompositen kompatibel sein
sollen (zum Beispiel AdheSE Universal, All-
Bond-Universal, iBond Universal, OptiBond
XTR). Andere benötigen die Beimischung
eines Aktivators bei nicht herstellereigenen
dualhärtenden Stumpfaufbaumaterialien
(zum Beispiel Clearfil Universal Bond,
Scotchbond Universal). Wieder andere Pro-
dukte erhalten aufgrund ihres sehr niedrigen
pH-Werts überhaupt keine Freigabe für die
Kombination mit selbst- oder dualhärtenden
Kompositen (zum Beispiel Xeno select,
G-Premio Bond).
Allerdings können Gebrauchsanweisungen
manchmal auch widersprüchlich oder
missverständlich sein. So wird in der Ge-
brauchsanleitung für AdheSE Universal als
Indikation „Direkte Stumpfaufbauten mit
licht-, selbst- und dualhärtenden Compo-
sites“ genannt. Liest man die Gebrauchs-
anweisung für das herstellereigene dual-
härtende Aufbaukomposit, werden dort alle
eigenen Adhäsive empfohlen, nur nicht
das Universaladhäsiv. Bei Verzicht auf die
Lichthärtung des Aufbaukomposits wird
explizit auf das dualhärtende ER-2S-System
verwiesen.
Die Unsicherheit hinsichtlich einer möglichen
Inkompatibilität zwischen Universaladhäsiven
und dualhärtenden Aufbaukompositen lässt
sich dadurch umgehen, dass im direkten
Kontakt mit dem lichtgehärteten Adhäsiv
ausschließlich lichthärtende Komposite zum
Einsatz kommen, zum Beispiel in Form eines
Linings mit einem Flow-Komposit
(Abbil-
dungen 6a bis 6d)
. Eine andere Lösung
könnte darin bestehen, für den Stumpf-
aufbau lichthärtende Bulk-Fill-Komposite zu
verwenden
(Abbildungen 7a und 7b)
.
Allerdings lieferten In-vitro-Messungen an
Rinderdentin Hinweise darauf, dass manche
Universaladhäsive in Kombination mit Bulk-
Fill-Kompositen bei vier Millimetern Schicht-
stärke schlechter abschneiden können als mit
nanomodifizierten Mikrohybridkompositen
bei zwei Millimetern Schichtstärke [eigene,
unveröffentlichte Daten].
Dualhärtende
Befestigungskomposite
Selbstverständlich kann mit der Empfehlung,
nur lichthärtende Komposite in direkten
Kontakt mit Universaladhäsiven zu bringen,
die beschriebene Inkompatibilität nur dort
umgangen werden, wo eine effektive Licht-
härtung überhaupt möglich ist. Bei der Ad-
häsivbefestigung indirekter Restaurationen
und der Insertion von Wurzelkanalstiften
ist dies nicht oder nur sehr eingeschränkt
der Fall.
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Befestigung koronaler Restaurationen
Beim Durchstrahlen von Inlays oder Teil-
kronen aus Silikatkeramik im Rahmen der
Adhäsivbefestigung kommt es zu einem
massiven Abfall der Lichtintensität [El-
Mowafy et al., 1999]. Die Dentinhaftung
des Befestigungskomposits wird dadurch
beeinträchtigt [Rathke et al., 2012]. Eine
separate Lichthärtung des Adhäsivs kann
bei ER-3S-Bondinsgystemen nicht unein-
geschränkt empfohlen werden, weil die
Gefahr besteht, dass darunter die Passung
der Restauration leidet.
So gesehen könnte die Verwendung von
Universaladhäsiven von Vorteil sein. Zwar ist
eine separate Lichthärtung (10–20 s) obliga-
torisch, ihre Schichtdicke ist jedoch so
gering, dass bei entsprechend vorsichtiger
Vorgehensweise keine Passungsprobleme
auftreten sollten. Der positive Effekt einer
separaten Lichthärtung von Universaladhä-
siven wurde sowohl im Zusammenhang
mit der Adhäsivbefestigung von Keramik-
restaurationen als auch von CAD-
gefertigten Kompositrestaurationen (LAVA
Ultimate) bestätigt [Lührs et al., 2014a;
Lührs et al., 2014b]. Wird das Adhäsiv
auch auf das vorbehandelte Werkstück auf-
getragen, muss es dort ebenfalls separat
lichtgehärtet werden.
Bestimmte Universaladhäsive (zum Beispiel
Clearfil Universal Bond) dürfen ohne Aktiva-
tor nur in Verbindung mit dem hersteller-
eigenen Befestigungskomposit (zum Beispiel
Panavia SA Cement) verwendet werden,
während in Kombination mit dual- oder
selbsthärtenden Befestigungskompositen
anderer Hersteller ein Dual-Cure-Aktivator
vorgeschrieben ist. Auch hier ist ein genauer
Blick in die Gebrauchsanweisung unerläss-
lich. Jedenfalls gehört die freie Kombinier-
barkeit von Bondingsystem und Befesti-
gungsmaterial, wie sie mit Mehrschritt-
systemen in aller Regel möglich war, bei
Verwendung von Universaladhäsiven der
Vergangenheit an.
Eine klinische Studie über 18 Monate unter-
suchte das Verhalten von Keramikteilkronen,
die mit Scotchbond Universal/RelyX Ulti-
mate adhäsiv befestigt wurden, wobei das
Universaladhäsiv sowohl im Self-Etch- als
auch im Selective-Etch-Modus zum Einsatz
kam [Vogl et al., 2016].
Die entsprechenden Überlebensraten lagen
mit 95,6 Prozent beziehungsweise 97,8 Pro-
zent zwar nicht weit auseinander, jedoch
war bei Verzicht auf die PS-Ätzung eine sig-
nifikante Zunahme von Schmelzrandverfär-
bungen zu verzeichnen. Über den Einfluss
von Universaladhäsiven auf den Randschluss
von indirekten zahnfarbenen Restaurationen
an zervikalen Dentinrändern
(Abbildungen
8a bis 8c)
liegen weder klinische noch In-
vitro-Daten vor, so dass für diese Indikation
keine Empfehlung abgegeben werden kann.
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Befestigung von Wurzelkanalstiften
Im Zusammenhang mit der adhäsiven Stift-
befestigung
(Abbildungen 9a und 9b)
zeig-
ten SE-Adhäsive eine weniger intensive und
homogene Bildung von Kunststoff-Tags im
Wurzeldentin als ER-Systeme [Malyk et al.,
2010]. Bisherige All-in-one-Adhäsive be-
wirkten eine reduzierte Stiftretention [Abo
El-Ela et al., 2009] und erwiesen sich darüber
Abbildung 10: MDP-haltige Universaladhäsive
eignen sich als Primer für die Reparatur von
ZrO-Keramik, wie hier beim Verschluss einer
endodontischen Zugangskavität in einer
monolithischen Krone.
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Standortbestimmung Universaladhäsive Teil 2