Table of Contents Table of Contents
Previous Page  80 / 132 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 80 / 132 Next Page
Page Background

zm

107, Nr. 9, 1.5.2017, (1114)

80

Die erfolgreiche Praxisabgabe

Ich habe deshalb vor zehn Jahren mit gleich-

gesinnten Freunden – Experten –, den Ver-

ein ,,Zukunftspraxis 50 plus“ gegründet,

mit dem Ziel, frühzeitig vor dem Praxisende

Strategien zur Erhaltung und/oder zur Stei-

gerung des Praxiswerts zu entwickeln und

weiterzugeben. Wann aber soll man anfangen,

sich mit dieser Thematik zu beschäftigen?

Wir sind der Meinung: durchaus fünf bis

zehn Jahre vorher, also 50 plus. Da ist die

Praxis auf dem Höhepunkt und es gilt,

dieses Niveau zu halten und zu steigern.

Eine Praxis ist ein Wirtschaftsunternehmen

und da ist Wachstum eine wichtige Forde-

rung – Stillstand bedeutet Rückschritt!

Eigentlich möchte man nach Jahren an-

strengender Arbeit sich etwas zurücklehnen

können und mehr Freizeit haben – was na-

türlich auch geht: siehe Kooperation. Aber

auf keinen Fall dürfen die Patientenzahlen

bröckeln oder die Umsätze Gewinne fallen –

auf diesem Weg wird eine Umkehr schwer.

Also erste Forderung: Früh mit der Thematik

anfangen! Habe ich das versäumt, bleibt im-

merhin noch der Weg, das Praxisende nach

hinten zu verschieben: Die viel gepriesene

Freiberuflichkeit ist ja nicht mehr auf das

Praxisende mit 65 Jahren fixiert.

Wir kennen das aus dem Praxisalltag ja zur

Genüge: Vor jeder Therapie steht eine

gründliche Diagnose. Also: Wie sieht meine

Praxis jetzt aus?

Eine Praxisbegehung der

anderen Art

Wir Zahnärzte neigen dazu, gern alles in die

eigene Hand zu nehmen. Aber hier ist Hilfe

von außen wichtig, um die Praxis mit

anderen Augen – mit denen des Käufers – zu

sehen. Vorsicht vor Betriebsblindheit! Wir ha-

ben dazu eine Praxisbegehung der anderen

Art – ohne Bürokratie – entwickelt und schau-

en dabei die Praxis von außen nach innen an.

Außen:

Da kommt eine Menge zusammen:

die Lage der Praxis: in der Stadt oder auf

dem Land, die Einwohnerzahl und die Be-

völkerungsstruktur, die Verkehrsanbindung

(Parkplätze), die Zahnarztdichte vor Ort,

Zahnarztpraxen in der Nähe sowie deren

fachliche Ausrichtung, Kontakte zu diesen

Nachbarpraxen, Einrichtungen in der Nähe

wie Ämter, Schulen, Krankenhäuser, Alten-

heime, Einkaufszentren. Wie ist die nähere

Umgebung der Praxis gestaltet: die Außen-

ansicht, die Beschilderung? Und schließlich

die ganz wichtige Forderung: Ist der Zu-

gang zur Praxis behindertengerecht?

Innen:

Wenn ich jetzt die Praxistür öffne,

kommt ein ganz entscheidender Aspekt bei

der Praxisbeurteilung ins Spiel: Als junger

Kollege, mehr noch bei den Kolleginnen,

möchte ich in meiner neuen Praxis nicht nur

Setzen Sie die Brille

des Käufers auf!

Es wird zunehmend schwieriger, am Ende eines erfolgreichen Praxisdaseins

sein Lebenswerk auch mit angemessenem Gewinn in andere Hände zu geben.

Die vielfältigen Gründe von außen – die demografische Entwicklung, das Über-

angebot an Praxen und das Stadt-Land-Gefälle – lassen sich vom Abgeber nicht

beeinflussen. Bleibt nur der Weg, die Praxis von innen her so zu gestalten, dass

sie als attraktives Angebot auf dem Markt bestehen kann.

Foto: zm-mg

Dr. Fritz-Josef Willmes ist

Vorsitzender des Vereins

„Zukunftspraxis 50 plus“.

Foto: www.zukunftspraxis-50plus.de