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107, Nr. 9, 1.5.2017, (1114)
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Die erfolgreiche Praxisabgabe
Ich habe deshalb vor zehn Jahren mit gleich-
gesinnten Freunden – Experten –, den Ver-
ein ,,Zukunftspraxis 50 plus“ gegründet,
mit dem Ziel, frühzeitig vor dem Praxisende
Strategien zur Erhaltung und/oder zur Stei-
gerung des Praxiswerts zu entwickeln und
weiterzugeben. Wann aber soll man anfangen,
sich mit dieser Thematik zu beschäftigen?
Wir sind der Meinung: durchaus fünf bis
zehn Jahre vorher, also 50 plus. Da ist die
Praxis auf dem Höhepunkt und es gilt,
dieses Niveau zu halten und zu steigern.
Eine Praxis ist ein Wirtschaftsunternehmen
und da ist Wachstum eine wichtige Forde-
rung – Stillstand bedeutet Rückschritt!
Eigentlich möchte man nach Jahren an-
strengender Arbeit sich etwas zurücklehnen
können und mehr Freizeit haben – was na-
türlich auch geht: siehe Kooperation. Aber
auf keinen Fall dürfen die Patientenzahlen
bröckeln oder die Umsätze Gewinne fallen –
auf diesem Weg wird eine Umkehr schwer.
Also erste Forderung: Früh mit der Thematik
anfangen! Habe ich das versäumt, bleibt im-
merhin noch der Weg, das Praxisende nach
hinten zu verschieben: Die viel gepriesene
Freiberuflichkeit ist ja nicht mehr auf das
Praxisende mit 65 Jahren fixiert.
Wir kennen das aus dem Praxisalltag ja zur
Genüge: Vor jeder Therapie steht eine
gründliche Diagnose. Also: Wie sieht meine
Praxis jetzt aus?
Eine Praxisbegehung der
anderen Art
Wir Zahnärzte neigen dazu, gern alles in die
eigene Hand zu nehmen. Aber hier ist Hilfe
von außen wichtig, um die Praxis mit
anderen Augen – mit denen des Käufers – zu
sehen. Vorsicht vor Betriebsblindheit! Wir ha-
ben dazu eine Praxisbegehung der anderen
Art – ohne Bürokratie – entwickelt und schau-
en dabei die Praxis von außen nach innen an.
Außen:
Da kommt eine Menge zusammen:
die Lage der Praxis: in der Stadt oder auf
dem Land, die Einwohnerzahl und die Be-
völkerungsstruktur, die Verkehrsanbindung
(Parkplätze), die Zahnarztdichte vor Ort,
Zahnarztpraxen in der Nähe sowie deren
fachliche Ausrichtung, Kontakte zu diesen
Nachbarpraxen, Einrichtungen in der Nähe
wie Ämter, Schulen, Krankenhäuser, Alten-
heime, Einkaufszentren. Wie ist die nähere
Umgebung der Praxis gestaltet: die Außen-
ansicht, die Beschilderung? Und schließlich
die ganz wichtige Forderung: Ist der Zu-
gang zur Praxis behindertengerecht?
Innen:
Wenn ich jetzt die Praxistür öffne,
kommt ein ganz entscheidender Aspekt bei
der Praxisbeurteilung ins Spiel: Als junger
Kollege, mehr noch bei den Kolleginnen,
möchte ich in meiner neuen Praxis nicht nur
Setzen Sie die Brille
des Käufers auf!
Es wird zunehmend schwieriger, am Ende eines erfolgreichen Praxisdaseins
sein Lebenswerk auch mit angemessenem Gewinn in andere Hände zu geben.
Die vielfältigen Gründe von außen – die demografische Entwicklung, das Über-
angebot an Praxen und das Stadt-Land-Gefälle – lassen sich vom Abgeber nicht
beeinflussen. Bleibt nur der Weg, die Praxis von innen her so zu gestalten, dass
sie als attraktives Angebot auf dem Markt bestehen kann.
Foto: zm-mg
Dr. Fritz-Josef Willmes ist
Vorsitzender des Vereins
„Zukunftspraxis 50 plus“.
Foto: www.zukunftspraxis-50plus.de