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107, Nr. 9, 1.5.2017, (1118)
„Mit begrenzten Mitteln gibt es keine unbe-
grenzten Leistungen“ – mit diesem Satz
schrieb Dr. Karl Horst Schirbort standespoli-
tische Geschichte. Damals in den 1990ern
spitzte sich die Diskussion um die Einfüh-
rung des Budgets zu, die Zahnärzteschaft
diskutierte über Vertrags- und Wahlleistun-
gen, kämpfte gegen die Sachleistung und
für eine Kostenerstattung. Schirbort erwies
sich in diesem Klima für seine Kollegen-
schaft als der richtige Mann am richtigen
Ort, um die Geschicke der Vertragszahnärz-
teschaft zu lenken und wurde zum ehren-
amtlichen Vorsitzenden der KZBV gewählt.
Er blieb es von 1994 bis 2002. Zuvor beklei-
dete er eine Vielzahl von standespolitischen
Ämtern, sowohl in der KZV Niedersachsen,
dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte
(FVDZ) und auch in Kammergremien. Sein
Postulat, dass Worte und Taten sich decken
müssen, dass mehr Freiheit und Eigenver-
antwortung ins Gesundheitswesen einzie-
hen sollen und dass Kassen und Zahnärzte
„mit gleich langen Spießen“ kämpfen müs-
sen, ist vielen in der Kollegenschaft auch
heute noch in Erinnerung.
Wie er dazu kam? Das ergibt sich aus der
Lebensgeschichte des am 12. April 1937 im
Sudentenland geborenen Schirbort. „Das
Leben prägt einen Menschen. Du bis das,
was du bist, weil du bestimmte Dinge erlebt
hast“, zeigt sich Schirbort überzeugt.
Kriegswirren brachten die Familie in die
DDR: „Mir ist der Zahnarztberuf in die Wie-
ge gelegt worden“, bilanziert er. „Mein Va-
ter war Zahnarzt, als Kind und als Halb-
wüchsiger erinnere ich mich, dass es bei uns
oft um berufliche und politische Belange
ging.“ Der Vater praktizierte in einer Land-
praxis in der Nähe von Halle an der Saale.
Als Akademikerkind erhielt der junge Schir-
bort in der DDR zunächst keinen Studien-
platz in Zahnmedizin.
Er gelangte 1955 nach West-Berlin, um dort
an der Zahnklinik in der Aßmannshauser
Straße zu studieren. Es folgte die Examens-
zeit während des Mauerbaus, die Approba-
tion 1962 und die Promotion 1963. Nach
der Assistentenzeit in Berlin, Geesthacht
und Giffhorn ging er nach Hänigsen in
Niedersachsen, gründete nach fünf Jahren
eine eigene Praxis in Burgdorf, die er bis
zum Ende seiner aktiven Berufstätigkeit
2009 hielt. Berufspolitisch sensibilisiert ha-
ben ihn kritische Erfahrungen aus seinem
Elternhaus in der DDR, besonders was die
Berufsausübung als Zahnarzt anging.
”
Ich habe mich immer dafür ver-
wendet, dass mehr Freiheit ins
System kommt, dass die Eigenverantwor-
tung sowohl bei den Leistungsträgern als
auch bei den Leistungsempfängern greift.“
„Ich möchte kein staatsmedizinisches
Gesundheitssystem haben, nicht nur wegen
der Zahnärzteschaft, sondern vor allem we-
gen der Bevölkerung“, sagt Schirbort nach-
drücklich und verweist auf Polikliniken und
die Einschränkung der freien Arztwahl. „Ich
war noch keine zwei Jahre niedergelassen, da
hatte ich mehrere Fälle in der eigenen Praxis,
bei denen ich sagte, so kann es doch nicht
80. Geburtstag von Dr. Karl Horst Schirbort
Der Vater des Zahnarzt-Korbes
Von seinen 80 Lebensjahren hat sich Dr. Karl Horst Schirbort rund 50 Jahre in der
Berufspolitik engagiert. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der KZBV, über-
zeugte Freiverbändler und Standespolitiker prägte mit seinem Kampf gegen ein
staatliches Gesundheitswesen eine Ära – und bereitete den Boden für das heutige
Festzuschusssystem.
„Mit begrenzten Mitteln gibt es keine unbegrenzten Leistungen!“ Der Macher Schirbort hielt sich
nicht mit Geplänkel auf. Hier 1999 in Köln bei einem Protest gegen Zuteilungsmedizin. Weitere
Impressionen seiner Karriere zeigt die Bilderstrecke auf zm-online, zu der der QR-Code führt.
Foto: zm Archiv
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