Table of Contents Table of Contents
Previous Page  40 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 40 / 68 Next Page
Page Background

zm

106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1506)

B

Es ist bekannt, dass Patienten mit Diabetes

mellitus häufiger und schwerer von Paro-

dontitis betroffen sind [Bascones-Martinez

et al. 2014]. Lange Zeit galt die Erkrankung

als eine relative Kontraindikation für die

dentale Implantologie, da auch hier von

Störungen der Wundheilung und knöcher-

nen Integration ausgegangen wurde. Auch

eine erhöhte Rate an Periimplantitis und

Implantatversagen wurde postuliert.

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche

Gesellschaft für Implantologie eine S3-Leit-

linie, entsprechend dem Regelwerk der

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen

Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF),

entwickelt. Folgende evidanzbasierte State-

ments liegen dieser zugrunde:

\

Die dentale Rehabilitation mit Zahn-

implantaten bei Patienten mit Diabetes

mellitus stellt ein sicheres und vorhersag-

bares Verfahren dar.

\

Patienten mit schlecht eingestelltem

Diabetes mellitus scheinen eine verzögerte

Osseointegration nach der Implantation

aufzuweisen. Nach einem Jahr scheint es

jedoch keinen Unterschied in der Implantat-

stabilität zwischen Diabetikern und gesun-

den Personen zu geben, auch nicht bei

schlecht eingestelltem HbA1c.

\

Diabetes mellitus scheint in den ersten

Jahren kein erhöhtes Risiko für periimplantä-

re Entzündungen darzustellen. Im Gegen-

satz dazu scheint das Risiko für periimplan-

täre Entzündung mit steigender Dauer nach

der Implantation anzusteigen.

\

Die Überlebensraten von Implantaten

zeigen bei Diabetikern in Studien von bis zu

sechs Jahren keine signifikanten Unterschie-

de zu Nicht-Diabetikern, in einem Beobach-

tungszeitraum bis zu 20 Jahren ist eine redu-

zierte Implantat-Überlebensrate bei Diabeti-

kern erkennbar.

\

In der Literatur finden sich keine Hinweise

darauf, dass Augmentationsverfahren wie

guided bone regeneration und Sinuslift eine

höhere Komplikations- und Fehlerrate bei

Patienten mit gut eingestelltem Diabetes

mellitus aufweisen.

\

Es liegen Hinweise vor, dass eine adjuvan-

te Therapie mit prophylaktischer Gabe eines

Antibiotikums und Anwendung chlor-

Leitlinie zu Zahnimplantaten bei Diabetes mellitus

Erst einstellen, dann implantieren

Hendrik Naujokat, Jörg Wiltfang

Durch die steigende Prävalenz des Diabetes mellitus und der Verbreitung der

Implantologie kommt es immer häufiger zu dem Fall, dass Diabetiker den

Wunsch nach der Implantatinsertion äußern. Diabetes mellitus galt lange Zeit als

relative Kontraindikation für eine Implantatinsertion, in den letzten Jahren wur-

den jedoch mehrere Studien publiziert, die diese Kontraindikation in Frage stel-

len. Eine neue S3-Leitlinie ordnet die Empfehlung zur Implantation genauer ein.

Bleeding on Probing ist ein gebräuliches Untersuchungsverfahren für die Diagnostik der

perimplantären Mucositis oder Periimplantitis.

Alle Fotos: Naujokat

Das Risiko für periimplantäre Entzündungen

steigt mit der Dauer bei Diabetikern an.

40

Zahnmedizin