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107, Nr. 9, 1.5.2017, (1070)
Ein 80 Jahre alter Patient stellte sich im Sep-
tember 2016 in der Poliklinik mit der Bitte
um festsitzende Versorgung der Frontzahn-
lücke in Regio 22 vor (Abbildungen 1 und
2). Der Zahn 22 musste vor etwa einem Jahr
– parodontal bedingt – extrahiert werden.
Seitdem war die Lücke durch einen Interims-
ersatz versorgt. Nach klinischer und röntge-
nologischer Befundung stellt sich schnell die
Problematik dar, die im Rahmen der Versor-
gung dieser Frontzahnlücke auftreten wird.
Therapieplanung
Weiterhin werden eine Therapie-bedürftige
Karies an 17 und ein apikal beherdeter 16
diagnostiziert, deren Behandlung ebenfalls
durchgeführt wird.
Die Versorgung der Frontzahnlücke in
Regio 22 wird intensiv mit dem Patienten
diskutiert. Aufgrund des absoluten Mangels
an ortsständigem Knochen, des hohen
Patientenalters sowie der eher mäßigen
Mundhygiene scheidet eine Implantation
mit Knochenaugmentation aus. Hinzu tritt
die starke, vor allem im Frontzahngebiet
ausgeprägte Parodontitis. Ein langfristiger
Erhalt des endodontisch versorgten 11 so-
wie des stark parodontal kompromittierten
21 erscheint unrealistisch.
Für eine konventionelle brückenprothetische
Versorgung scheiden die Schneidezähne
ebenfalls aus: Zum langfristig prognostisch
sicheren Ersatz des 22 wären Extraktionen und
mehrere Substanz-opfernde Präparationen
unausweichlich. Aufgrund des hohen Patien-
tenalters und des Ausscheidens klassischer
prothetischer Rehabilitationsmaßnahmen
wird die Frontzahnlücke mit einer Adhäsiv-
brücke aus Metallkeramik versorgt (Abbil-
dungen 3 und 4).
Durch die parodontal bedingte Elongation
von 11 und 21 musste ein Kompromiss
hinsichtlich der Gestaltung des Brücken-
gliedes 22 im Hinblick auf dessen inzisale
Ausdehnung erfolgen, so dass nun 23 kür-
zer ist als 22 (Abbildung 5). Ein halbes Jahr
später befindet sich die Restauration unver-
ändert in situ.
Diskussion
Die Adhäsivbrücke ist in ihrer einflügeligen
Variante inzwischen eine vollwertige prothe-
tische Versorgungsalternative gegenüber der
Einzelzahnimplantation. Die im Rahmen der
Präparation verursachten Substanzschäden
belaufen sich bei klassischen Präparationen
auf bis zu 60 Prozent und für den Pfeilerzahn
einer Adhäsivbrücke auf etwa 10 Prozent
[Peters, 1986], wobei der Substanzverlust
durch Anwendung der einflügeligen Adhä-
sivbrücke weiterhin rückläufig ist.
Die klassische zweiflügelige Marylandbrücke
zeigt gegenüber der einflügeligen Variante
signifikant schlechtere Überlebenszeiten,
wobei insgesamt positive Langzeitresultate
sowohl für die metallbasierte als auch für die
Der besondere Fall
Adhäsivbrücke als Alternative zum Implantat
Max Lukas, Brita Willershausen
Ein 80-Jähriger mit fehlendem 22 wünscht eine festsitzende Versorgung. Der vorliegende Versorgungsfall demonstriert
die Problematik, die wegen Parodontitis, fehlendem ortsständigem Knochen und hohem Alter bei der Versorgung von
Frontzahnlücken auftreten kann, und zeigt die Möglichkeit auf, dieser Problematik mit einer Adhäsivbrücke zu begegnen.
Abbildung 1: Ausgangsbefund mit Lücke in Regio 22
Alle Fotos: Lukas
Abbildung 2: Die Panoramaschichtaufnahme zeigt die parodontalen Verhältnisse sowie den
schlechten Knochenzustand an 22.
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Zahnmedizin