Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN I WWW.ZM-ONLINE.DE AUSGABE 17 I 2022 Zahnärzte im deutschen Film BBC-Recherche zur Zahnmedizin in Großbritannien Die Situation im NHS ist katastrophal: Neun von zehn Praxen nehmen keine erwachsenen Patienten mehr an. SEITE 14 Die sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie startet Die DMS 6 untersucht ab Oktober die Entwicklung der Mundgesundheit in den vergangenen 20 Jahren. SEITE 32 Fortbildungsteil „Regenerative Therapien“ – Teil 2 Die Regeneration des Knochens – präimplantologische Augmentationstechniken SEITE 44 zm1.9.2022, Nr. 17

daisy.de Präsenz-Seminar • Live-Webinar • Streaming-Video Herbst-Seminar 2022 Gehen Sie mit uns auch in diesem Herbst auf eine spannende Tour mit abwechslungsreichen Schwierigkeitsgraden und perfektionieren Sie so Ihr Wissen rund um die Abrechnung. Denn was ist schöner, als auf einem Gipfel zu stehen und auf das Erreichte zurückzublicken? Mit dem DAISY-Herbst-Seminar 2022 sind Sie immer einen Schritt voraus und die ganze Praxis wird von Ihrem Abrechnungswissen ganz sicher profitieren! ! Neues aus Politik / Gesetzgebung / Abrechnungswissen u. v. a. m ! EBZ: Elektronisches Beantragungs- und Genehmigungsverfahren für Zahnärzte ! GOZ-Workshop: Gut gesichert und viel gewonnen ! Kons./Chir.-Leistungen: „Bema-Denken heißt Geld verschenken!“ ! Recht und Erstattung

Auf Talfahrt beim Zahnarztbesuch doch lieber mal den dicken Pulli anzuziehen. Auf welch glorreiche Ideen die Politik kommt, sieht man ja anhand des Beispiels der britischen Apotheken. Auch hier lohnt sich also der Blick über den Ärmelkanal. Wer sich über Romy Schneider auf dem Titelbild wundert, dem sei gesagt, auch in schwierigen Zeiten darf man einmal einen Schritt zurück tun und auf das zahnärztliche Berufsbild aus einem anderen Blickwinkel schauen. Es ist spannend zu sehen, dass die Darstellung des Zahnarztes und – in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts stark unterrepräsentiert – der Zahnärztin im deutschen Film einem deutlichen Wandel unterlag. Die filmische Umsetzung war immer auch ein Spiegel des jeweils herrschenden Zeitgeistes und der zahnmedizinischen Möglichkeiten. Außerdem befassen wir uns im zweiten Teil unserer Fortbildung zu den „Regenerativen Therapien“ mit der Sinusbodenelevation und der Regeneration des Knochens. Dabei stellen wir die verschiedenen Möglichkeiten der Augmentation vor. Daneben erfahren Sie in dieser Ausgabe alles Wissenswerte zum Start der neuen Auflage der Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6). Sie ist die größte repräsentative Analyse zur oralen Gesundheit und zur zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland. Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) will dazu 5.000 Probanden untersuchen. Auf die Ergebnisse dürfen wir alle sehr gespannt sein. Viel Spaß bei der Lektüre. Sascha Rudat Chefredakteur „Die spinnen die Briten“ – frei nach Asterix kann man diesen Spruch mit schöner Regelmäßigkeit ausstoßen, wenn man sich den Niedergang des britischen National Health Service (NHS) anschaut. Ohnehin chronisch defizitär ist die medizinische Versorgung im dortigen staatlichen Gesundheitssystem seit Langem ein Trauerspiel. Doch die rasante Talfahrt der Versorgung, die durch Brexit, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg immer schneller wird, lässt einen erschaudern. Neun von zehn britischen Zahnarztpraxen nehmen keine erwachsenen Patienten mehr an. Die Folge ist unter anderem umfangreicher „Zahntourismus“. Dabei fallen viele Patientinnen und Patienten auf fragwürdige, vermeintlich günstige Angebote aus dem Ausland herein. Diejenigen, die sich selbst das nicht leisten können, greifen teilweise zur Selbsthilfe. Zustände also, die einer der führenden westlichen Industrienationen eigentlich unwürdig sein sollten. Und die britische Politik reagiert hilflos: Leichte Anhebungen bei der Entlohnung der NHS-Zahnärzte sollen die Situation verbessern. Ansonsten werden die britischen Apotheken zum neuen Dreh- und Angelpunkt der medizinischen Versorgung gemacht: So ist angedacht, dass Apothekerinnen und Apotheker auf der Insel künftig Rezepte, Überweisungen zum Facharzt und AU-Bescheinigungen ausstellen sollen. Na, das ist mal eine Aufwertung eines Berufsstands. Alles aus einer Hand sozusagen. Jetzt könnte man wieder den eingangs erwähnten Satz ausrufen und hinterherschieben, die Briten sind nicht mehr in der EU, was kümmert’s uns?! Richtig ist natürlich, dass das staatliche britische Gesundheitssystem mit unserem System nur begrenzt vergleichbar ist. Aber bestimmte Entwicklungen, die dort zum Niedergang führen, darf man auch von hier aus im Blick behalten. So hat die British Dental Association (BDA) errechnet, dass die diesjährige Teuerungsrate für Zahnarztpraxen mit 11 Prozent deutlich über der Verbraucherpreisinflation (8,2 Prozent) liegt. Der Kostendruck ist also enorm. Dies wird in naher Zukunft bei uns nicht anders sein. Insbesondere die Energiepreise dürften zu einem erheblichen Kostenfaktor in den deutschen Praxen werden. Gleichzeitig soll mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Budgetierung wieder aus der Mottenkiste zurückgeholt werden (siehe dazu auch den gemeinsamen Brief von Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer an den Bundesrat). Man wartet förmlich nur darauf, dass die ersten findigen Gesundheitspolitiker den Patienten raten, Foto: Lopata/axentis EDITORIAL | 03

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1566) MEINUNG 3 Editorial 8 Leitartikel 10 Leserforum POLITIK 14 BBC-Recherche zur Zahnmedizin im NHS Zahnarzttermin – für Briten (fast) ein Ding der Unmöglichkeit 26 Zahnärzte zum GKVFinanzstabilisierungsgesetz „Die PAR-Therapie steht vor dem Aus!“ 32 Die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie geht ins Feld 5.000 Menschen auf den Zahn gefühlt 42 Paro-Kampagne BZÄK kooperiert mit Diabetologen 82 Referentenentwurf zum KrankenhauspflegeEntlastungsgesetz BMG will Rechte von Ärzten gegenüber TI-Herstellern stärken 84 Projekt zur partizipativen Entscheidungsfindung Share to Care – wie man Patienten einbindet 90 Umfrage zu den Arbeitsbedingungen angestellter Ärzte Berufswechsel nicht ausgeschlossen GESELLSCHAFT 12 Studie der American Dental Association US-Zahnärzte haben nach Corona Angstzustände und Depressionen 28 Ein Jahr Einsatz auf Chios „Wir kämpfen einen ungleichen Kampf!“ TITELSTORY 92 Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Uniklinik Köln Zahnärzte im deutschen Kinofilm (Teil 1) Foto: NORIMA – adobe.stock.com 84 Arzt-Patienten-Kommunikation Das Projekt „Share to Care“ zeigt, wie die Einbindung der Patienten in die Entscheidungsfindung gelingt. 20 Orale Manifestationen der Affenpocken Bei einem 51-jährigen Patienten wurde eine Ulzeration am Mundwinkel als erstes Zeichen der Infektion festgestellt. Foto: Christoph Boesecke Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Artur Brauner-Archiv. Foto: André Limot (auch Titelbild) Inhalt 04 | INHALTSVERZEICHNIS

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1567) ZAHNMEDIZIN 20 Infektionsschutz in der Zahnarztpraxis Orale Manifestationen der Affenpocken: Was Zahnärzte wissen sollten 44 Fortbildung „Regenerative Therapien“ 46 Die Sinusbodenelevation 56 Regeneration des Knochens – präimplantologische Augmentationstechniken 68 MKG-Chirurgie Erstmanifestation eines Morbus Crohn im Unterkiefervestibulum 76 Maßstab ist der Goldene Schnitt Lippenkorrekturen: Je weniger, desto attraktiver 78 Aus der Wissenschaft Studie: Lokale Fluoridierung wirkt auch bei Erwachsenen PRAXIS 38 Betriebswirtschaftliche Auswertung Woran erkennt man eine gute BWA? 88 Personalgewinnung Mit der Marke zu neuen Mitarbeitern ZM-STARTER 97 Gründen in Corona-Zeiten – Teil 7 „Für die Harmonie im Team habe ich bewusst das ‚Du‘ eingeführt!“ MARKT 100 Neuheiten RUBRIKEN 11, 74 Urteile 64 Termine 66 Formular 77 Bekanntmachung 106 Impressum 126 Zu guter Letzt Foto: Tavrovski/Mundreich 97 Sechs Monate nach der Eröffnung Praxisgründer Philipp Tavrovski blickt zurück, bilanziert und verrät seine Tipps. TITELSTORY 92 Zahnärzte im deutschen Film „Liebe und Zahnweh“ oder „Fräulein Zahnarzt“ – das Image des Berufsstands spiegelt sich in den cineastischen Darstellungen. JETZT MIT PRODUKT IMFOKUS ALS BEILAGE Foto von den Dreharbeiten zu „Ein Engel auf Erden“ (1959): Regisseur Géza von Radvanyi zeigt Film-Zahnarzt Franz-Otto Krüger, wie er Patientin Romy Schneider behandeln soll.

Mundspülungen mit ätherischen Ölen – Neue klinische Studien bestätigen Zusatznutzen für das Biofilmmanagement Die regelmäßige Entfernung des oralen Biofilms gilt als wirksamste Methode zur Prävention parodontaler Erkrankungen. Bei der häuslichen Mundhygiene gehört, neben der Anwendung der Zahnbürste, auch die Reinigung der Zahnzwischenräume dazu. Trotz engagierter Mundhygiene-Instruktionen durch Fachkräfte findet bei manchen Patient:innen keine oder nur eine unzureichende Interdentalraumreinigung statt. Unabhängig von der Qualität der mechanischen Reinigung kann die zusätzliche Anwendung einer Mundspüllösung mit ätherischen Ölen (z.B. Listerine) die tägliche Mundhygiene optimieren. Mit dieser einfach realisierbaren Maßnahme lässt sich die Plaque-Kontrolle signifikant verbessern. Dies zeigen auch die Ergebnisse zweier aktueller klinischer Studien, die Johnson & Johnson auf einem Symposium im Rahmen der EuroPerio10 vorstellte. Eine gründliche häusliche Mundhygiene-Strategie beinhaltet eine Kombination aus Zähneputzen und Interdentalreinigung, für deren Durchführung neben der Anwendung von Zahnseide auch Interdentalbürstchen empfohlen werden. INTERDENTALREINIGUNG KOMMT OFT ZU KURZ Die meisten Patient:innen wissen um die Wichtigkeit der Zahnzwischenraumreinigung, doch an der Umsetzung im Alltag mangelt es häufig. Einer aktuellen Umfrage zufolge verwenden nur 33 % der Befragten regelmäßig Zahnseide und noch weniger Menschen Interdentalbürsten.3 Marktforschungsergebnisse aus dem Jahr 2022 weisen darauf hin, dass die geringe Akzeptanz des Hilfsmittels Zahnseide an dessen Anwendung liegen könnte: 56 % der Befragten bemängelten, dass die Anwendung von Zahnseide zeitintensiv sei, knapp 50 % hielten sie für schwierig.4 Hinsichtlich der täglichen Mundhygiene besteht somit bei vielen Patient:innen Handlungsbedarf. Entsprechend betonte Prof. Dr. Nicole Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie und periimplantäre Erkrankungen an der Philipps-Universität und dem Uniklinikum Marburg (UKGM), in ihrem Symposiumsvortrag zum zeitgemäßen Management des oralen Mikrobioms und dentalen Biofilms: „Die Probleme beginnen, wenn sich der dentale Biofilm auf harten Oberflächen – den Zähnen, Füllungen oder anderen Nischen – festsetzt und ein Eigenleben entwickelt.“ Welchen Beitrag zur Verbesserung des häuslichen Biofilmmanagements Mundspülungen mit ätherischen Ölen leisten können, zeigen zwei von Johnson & Johnson unterstützte Studien, die das Unternehmen erstmals auf der EuroPerio10 in Kopenhagen vorstellte. STUDIE 1: KLINISCHE WIRKSAMKEIT VON MUNDSPÜLUNG UND ANWENDUNG VON ZAHNSEIDE AUF PLAQUE1 In der prüferverblindeten, randomisierten, parallelgruppen-kontrollierten Single-Center-Studie wurde die klinische Wirksamkeit von Mundspülungen mit ätherischen Ölen oder Zahnseide zusätzlich zum Zähneputzen auf die Plaquebildung untersucht. Alle 156 Teilnehmenden erhielten zunächst eine professionelle Zahnreinigung, bevor sie in vier Gruppen eingeteilt wurden, die unterschiedliche Mundhygiene-Praktiken anwendeten. Abb. 1: Reduktion des interproximalen TPI nach 12 Wochen im Vergleich zur Kontrolle. ANZEIGE

Über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt: ! Gruppe 1: Kontrollgruppe – 2x täglich Zähneputzen plus 2x täglich 30 Sekunden Spülen mit 20 ml Hydroalkohol-Lösung ! Gruppe 2: 2x täglich Zähneputzen plus 2x täglich 30 Sekunden Spülen mit 20 ml Listerine Cool Mint ! Gruppe 3: 2x täglich Zähneputzen plus 1x täglich Interdentalräume reinigen mit Zahnseide, unter der Woche durchgeführt durch eine Dentalhygienikerin ! Gruppe 4: 2x täglich Zähneputzen plus 1x täglich Interdentalräume reinigen mit Zahnseide, selbst durchgeführt und unter der Woche von einer Dentalhygienikerin angeleitet STUDIE 2: EFFEKTE VON MUNDSPÜLUNGEN MIT ÄTHERISCHEN ÖLEN ALS TEIL DER MUNDHYGIENE-ROUTINE2 Dass die zusätzliche Anwendung einer Mundspüllösung selbst bei Verwender:innen von Zahnseide ebenfalls zu einer weiteren Verbesserung der Mundhygiene führen kann, bestätigen die Ergebnisse der zweiten 12-wöchigen, prüferverblindeten, randomisierten, parallelgruppenkontrollierten Single-Center-Studie. In dieser wurde der Effekt einer täglichen 3-fach-Prophylaxe bestehend aus Zähneputzen, Zwischenraumreinigung mit Zahnseide und Spülen mit einer Mundspülung mit ätherischen Ölen untersucht. Die 213 Teilnehmenden erhielten ebenso zunächst eine professionelle Zahnreinigung und wurden in vier Gruppen eingeteilt, die unterschiedliche Mundhygiene-Routinen durchführten: ! Gruppe 1: 2x täglich Zähneputzen ! Gruppe 2: 2x täglich Zähneputzen plus 2x täglich 30 Sekunden Spülen mit 20 ml Listerine Cool Mint ! Gruppe 3: 2x täglich Zähneputzen plus 1x täglich Interdentalräume reinigen mit Zahnseide, selbst durchgeführt und unter der Woche von einer Dentalhygienikerin virtuell angeleitet ! Gruppe 4: 2x täglich Zähneputzen plus 1x täglich Interdentalräume reinigen mit Zahnseide, selbst durchgeführt und unter der Woche von einer Dentalhygienikerin virtuell angeleitet, plus 2x täglich 30 Sekunden Spülen mit 20 ml Listerine Cool Mint FAZIT Die Ergebnisse beider klinischer Studien zeigen eindeutig, dass die 2x tägliche Anwendung von Mundspülungen mit ätherischen Ölen zusätzlich zur mechanischen Reinigung zu einer signifikant überlegenen PlaqueKontrolle führt. Mit der evidenzbasierten Empfehlung von Listerine, können Sie Ihren Patient:innen helfen, deren Mundhygiene-Routine zu verbessern und damit zur Erhaltung der Mundgesundheit beizutragen. Ergebnis Studie 1: Das Spülen des Mundraumes mit Listerine bietet eine 4,6 mal höhere interproximale PlaquePrävention oberhalb des Zahnfleischrandes als die tägliche Anwendung von Zahnseide durch Dentalhygieniker:innen (Abb. 1).1* Abb. 2: Interproximale Plaque-Reduktion nach 12 Wochen. Ergebnis Studie 2: Die Ergänzung von Listerine als dritten Schritt zur Kombination aus Zähneputzen und ZahnseideAnwendung führt zu 28,4 % mehr interproximaler Plaque-Reduktion gegenüber dem 2x täglichen Zähneputzen in Kombination mit einer täglichen Zahnseide-Anwendung (Abb.2).2 ** * Anhaltende Plaque-Prävention über dem Zahnfleischrand bei kontinuierlicher 2x täglicher Anwendung über 12 Wochen nach professioneller Zahnreinigung. Die Anwendung von Zahnseide wurde von einem:er Dentalhygieniker:in durchgeführt. ** Anhaltende Plaque-Reduzierung über dem Zahnfleischrand bei Anwendung nach Anweisung für 12 Wochen nach einer Zahnreinigung. Die Anwendung von Zahnseide wurde unter Aufsicht durchgeführt. Verwenden Sie Listerine in Ergänzung zur mechanischen Reinigung (= 3-fach-Prophylaxe). Quellen: 1. Bosma ML, et al. Efficacy of Flossing and Mouthrinsing Regimens on Plaque and Gingivitis: A randomized clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):8–20. 2. Milleman J, et al. Comparative Effectiveness of Toothbrushing, Flossing and Mouthrinse Regimens on Plaque and Gingivitis: A 12-week virtually supervised clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):21–34. 3. Statista, 2022 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/449791/umfrage/umfrage-zum-haeufigkeit-der-nutzung-von-zahnpflegeprodukten-nach-geschlecht-in-deutschland/ (Seite aufgerufen am 27.06.2022) 4. “Listerine Must Stock List Studie”, J&J & 4D Shopper, Virtual store test & Umfrage, Dezember 2021, n = 4500, Drogerie Mundhygiene Käufer Johnson-u.-Johnson-Platz 2 41470 Neuss Tel.:02137-93 60 www.jnjgermany.de Johnson & Johnson GmbH

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1570) Diabetologen und Zahnärzte arbeiten ab jetzt zusammen. Was in der Praxis manchmal schon ganz gut klappt, soll jetzt noch besser funktionieren. Denn die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Bundesverband der Niedergelassenen Diabetologen (BVND) werden ab jetzt im Rahmen der BZÄK-ParoKampagne miteinander kooperieren. Durch gemeinsame Aufklärung wollen sie die Medien und die Patientinnen und Patienten über die beiden Volkskrankheiten Diabetes und Parodontitis informieren, denn beide Erkrankungen sind chronisch, entzündlich und haben direkten Einfluss aufeinander. Und: Die Compliance der Patienten ist in beiden Fachrichtungen ein entscheidender Faktor! Es gibt klinische und immunologische Ähnlichkeiten beider Erkrankungen, und ein verstärktes Inflammationsgeschehen ist einer der Kernaspekte. Zudem gibt es gemeinsame Risikofaktoren: Diabetes Typ II als auch Parodontitis sind überwiegend mit dem Lebensstil assoziiert und es sind häufiger Patienten in höherem Alter betroffen. Und schließlich ist die bidirektionale Beziehung zwischen Parodontitis und Diabetes mellitus evident. So haben Menschen mit Diabetes zum Beispiel ein bis zu 3,5-fach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Etwa 75 Prozent aller Menschen mit Diabetes leiden unter Entzündungen der Mundschleimhaut. Davon ist ein Drittel sogar von einer schweren Parodontitis betroffen. Damit ist sie, neben einer diabetischen Retinopathie, Neuropathie, Nephropathie und den kardiovaskulären Komplikationen eine weitere Folgeerkrankung von Diabetes mellitus. Umgekehrt kann eine Parodontitis negative Auswirkungen auf Diabetes haben. Bei einer schweren Parodontitis ist das Risiko für die Entstehung eines Diabetes um 53 Prozent erhöht. Eine Parodontitis erschwert bei Diabetikern die glykämische Einstellung. Viele dieser Fakten sind zu wenig bekannt. Die Patienten sollen verstehen, dass aktiver Handlungsbedarf bei diesen Erkrankungen besteht, sie müssen rechtzeitig zur Vorsorge erscheinen – und die Compliance ist zentrales Element der Therapie. Für Zahnarztpraxen und diabetologische Praxen werden Plakate, Motive für die Bildschirme im Wartezimmer sowie Bildmotive und Textmaterial für Social Media kostenlos im Downloadbereich auf paro-check.de/download/ bereitgestellt. So erhalten Patienten in den Praxen den Verweis auf die jeweils andere Fachgruppe. Zudem wird intensiv Pressearbeit betrieben, einige große Medien haben schon ihr Interesse an dem Thema bekundet. Ansonsten bleiben wir bei diesem Kampagnenmodul wieder strikt kosteneffizient, teure Werbeanzeigen oder Plakate im öffentlichen Raum wird es nicht geben. Und hier kommen Sie ins Spiel. Bitte unterstützen auch Sie die Kampagne! Hängen Sie ein Plakat auf, bestücken Sie Ihre Homepage oder ihre Social-Media-Kanäle. Je schneller sich die Botschaften verbreiten, desto erfolgreicher die Aufklärung, die Diabetologen machen das parallel zu uns. Mit kollegialem Gruß Dr. Romy Ermler Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer PS: Die Abrechnung der systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen ist eigentlich geregelt: Im BEMA seit 2021, für die Behandlung von Privatpatienten hat die BZÄK die Leistungen in die GOZ transferiert. Aktuell kämpft die KZBV mit Unterstützung der BZÄK gegen die Vorschläge im GKVFinanzstabilisierungsgesetz mit seinen gravierenden Folgen, die auch die Paro-Strecke beinträchtigen würden. Einen Beitrag zur Kooperation von Zahnärzteschaft und Diabetologen finden Sie auf Seite 42. Foto: BZÄK Gegen zwei Volkskrankheiten Über den QR gelangen Sie zur Website parocheck.de, dort finden Sie die Materialien zum Download. 08 | LEITARTIKEL

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zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1572) KLEINE PRAXIS DIE TEILZEIT-PRAXIS HAT IMMER GEREICHT Zum Leitartikel von BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz „Stirbt die kleine Praxis?“, zm 12/22, S. 6. Gerade im Osten waren zur Zeit der Wende fast 2/3 der Zahnärzte Frauen. Dann, 1990, musste die Niederlassung mit hohen Investitionen, kleinen Kindern und ohne Kenntnis von Selbstständigkeit und westdeutschem Abrechnungssystem durchgeführt werden. Mit viel Engagement und fleißigen Mitarbeitern in der Praxis haben wir es geschafft, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Die Arbeit hat Spaß gemacht, bis die von „oben“ aufdiktierten und aufgedrückten Maßnahmen, Gesetze, Verordnungen etc. immer größer wurden. Alles haben wir gemeistert. Und auch in zwei Jahren „Pandemie“ waren wir jeden Tag für unsere Patienten da, ohne Abstand und ohne Maske der Patienten. Es hat sehr oft viel Kraft gekostet, aber der Einsatz hat sich gelohnt. Jetzt, wo viele Kollegen eigentlich einen Nachfolger suchen, um den Patienten auch weiterhin Sicherheit zu vermitteln und die Praxis weiterzuführen, werden wir im Stich gelassen. Die MVZs schießen wie Pilze aus dem Boden und vermitteln den Kollegen Sicherheit – keine Investitionen, gute „Work-Life-Balance“ usw. Obwohl viele inzwischen eines Besseren belehrt sind, wird von der Politik nicht gegengesteuert. Ich glaube, wir haben an diesen Schaltstellen der Politik Menschen ohne Verstand und Ahnung sitzen. Sie sind nur mit sich und ihrem Posten beschäftigt. Immer größere Gängelungen werden erfunden, um uns das Leben noch schwerer zu machen. Der intensive Kontakt in den kleinen Praxen mit dem Patienten ist für beide Seiten einfach bereichernd. Ich habe meine Praxis immer als Teilzeit-Praxis betrieben, wegen der Familie (2 Kinder). Es hat immer gereicht und mich auch sehr zufriedengestellt, obwohl ich natürlich keinen Porsche vor der Tür stehen habe. Ich habe eine Praxis mit 155 m², zwei Sprechzimmern – einmal rot, einmal blau – ein großes Zimmer für Hygieneaufbereitung, ein großes Arbeitszimmer, Küche, Bad, Toiletten etc. und eine große Spielfläche für Kinder. Ich bin Fachzahnärztin für Kinderstomatologie. Diese Facharztausbildung wurde nach der Wende abgeschafft. Keine Anerkennung für diesen sensiblen Fachbereich. Heute holt man dies wieder hervor, als wenn man das Fahrrad noch mal neu erfindet. In 30 Jahren selbstständiger Tätigkeit habe ich vier neue Zahnarzt-Einheiten gekauft und meine Praxis auch optisch auf den neuesten Stand gebracht. Ich glaube, es braucht ein Umdenken bei den jüngeren Kollegen. Eine eigene Praxis ist eine absolute Bereicherung. Ich bin mein eigener Herr und nicht von Großinvestoren abhängig. Auch mit den vielen Steinen, die man uns in den Weg legt, kann man umgehen (lernen). Mit jungen Kollegen muss man ins Gespräch kommen und nicht immer nur Werbung – siehe auch zm – für große Praxen und MVZs. Das kränkt alle niedergelassenen Zahnärzte schon sehr. Die Politik wird uns nicht helfen, die beschäftigt sich lieber mit sich selbst. Wir müssen in Fachzeitschriften wieder über die Vorzüge der selbstständigen Arbeit berichten. Die Anzahl der Frauen in der Zahnmedizin ist sehr groß, aber auch hier kann man Familie und Praxis gut zusammenführen. Packen wir’s gemeinsam an. Das wäre ein guter Weg! Dr. Maria Teichmann, Chemnitz Foto: Federico Rostagno – stock.adobe.com Leserforum Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Zudem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und auf www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief per Mail an: leserbriefe@zm-online.de oder per Post an: Redaktion Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. 10 | LESERFORUM

URTEIL BUNDESVERFASSUNGSGERICHT KARLSRUHE MASERN-IMPFPFLICHT IST RECHTENS Seit 2020 gilt für Kita-Kinder die Pflicht zur Masern-Impfung. Eltern hatten dagegen eine Verfassungsbeschwerde eingereicht. Die Karlsruher Richter sehen dadurch jedoch keine Rechte verletzt. Die Impfpflicht verstößt somit nicht gegen das Grundgesetz. Das Masernschutzgesetz sieht vor, dass alle nach 1970 Geborenen, die in einer „Gemeinschaftseinrichtung“ betreut werden oder dort beschäftigt sind, geimpft sein müssen. Das gilt auch für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, also auch in Zahnarztpraxen. Dagegen hatten mehrere Eltern von minderjährigen Kindern Beschwerde eingereicht: Die Impfpflicht verletze ihr verfassungsrechtliches Elterngrundrecht und das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit. Zudem würden die ungeimpften Kinder unverhältnismäßig von der Betreuung in einer Kita oder Tagespflegeeinrichtung ausgeschlossen. Da in Deutschland eine MasernImpfung nur mit der Gabe von Kombi-Impfstoffen möglich sei, die sich auch gegen Röteln, Mumps oder Windpocken richten, wären die Kinder vorm Kita-Besuch quasi gezwungen, sich gegen gleich mehrere Krankheiten impfen zu lassen. Das Bundesverfassungsgericht sah das anders: Impfung und Nachweispflicht seien „angemessen und verhältnismäßig“. Beide dienten der Gesundheit des Kindes, dem vermeintlichen Eingriff in das Recht der Eltern komme dabei kein besonders hohes Gewicht zuteil. Letztlich habe der Gesetzgeber „einen verfassungsrechtlich legitimen Zweck, nämlich den Schutz vulnerabler Personen vor einer für sie gefährlichen Masernerkrankung“ verfolgt. Gerade vulnerable Personen seien auf die Herdenimmunität angewiesen, die bei etwa 95 Prozent erreicht werde. Die Impfpflicht sei daher gerechtfertigt. Für die Impfpflicht sprächen die hohe Übertragungsfähigkeit und die damit einhergehende Ansteckungsgefahr sowie das Risiko, als Spätfolge der Masern eine für gewöhnlich tödlich verlaufende Krankheit erleiden zu können: „Demgegenüber treten bei einer Impfung nahezu immer nur milde Symptome und Nebenwirkungen auf.“ Das Gericht bestätigte zudem, dass die Impfung auch mit einem Kombipräparat gegen Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken erfolgen darf. LL Bundesverfassungsgericht Karlsruhe Az.: 1 BvR 469/20 (und weitere) Beschluss vom 21. Juli 2022 1 BvR 469/20, 1 BvR 472/20, 1 BvR 471/20, 1 BvR 470/20 Foto: Stockfotos-MG zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1573) Zahnarztinformationssystem ('" #%$!& 5%-5)-"'4(&'$1/+$,0**$3.6 !$#%!"##92"792!8 PRAXIS | 11

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1574) Ziel war, die Auswirkungen von COVID-19 auf das zahnärztliche Personal zu verstehen. An der Studie von Juni 2020 bis Juni 2021 nahmen 8.902 Beschäftigte des zahnärztlichen Gesundheitswesens teil, die monatlich anonym, webbasiert befragt wurden. Insgesamt 17,7 Prozent der Zahnärzte und DH klagten über Angstsymptome, 10,7 Prozent über Depressionssymptome und 8,3 Prozent über beide Symptomgruppen. Die Angstsymptome erreichten im November 2020 ihren Höhepunkt, im Dezember 2020 waren die Depressionssymptome am höchsten. In der Allgemeinbevölkerung hatten in dieser Zeit hingegen zeitweise mehr als 40 Prozent Angstzustände und Depressionen. DIE DH HATTEN ZU JEDEM ZEITPUNKT HÖHERE RATEN Die DH hatten zu jedem Zeitpunkt höhere Raten von Depressionssymptomen als ZahnärztInnen. So wurden im Dezember 2020 von 10 Prozent der Zahnärzte und 17 Prozent der DH Depressionen gemeldet, bevor sie im Mai 2021 bei beiden Berufsgruppen auf etwa 8 Prozent zurückgingen. Über Angstsymptome berichteten im November 2020 ganze 17 Prozent der Zahnärzte und 28 Prozent der DH; sie sanken im Mai 2021 bei beiden Berufsgruppen auf etwa 12 Prozent. Bei einigen gingen die Angstsymptome nach der COVIDImpfung zurück. So litten 20,6 Prozent der nicht geimpften zahnmedizinischen Fachkräfte, die sich impfen lassen wollten, unter Angstzuständen, verglichen mit 14,1 Prozent bei denjenigen, die vollständig geimpft waren. STUDIE DER AMERICAN DENTAL ASSOCIATION US-Zahnärzte haben nach Corona Angstzustände und Depressionen ZahnärztInnen und DentalhygienikerInnen arbeiteten auch in den USA während der Pandemie durchgehend an vorderster Front. Auch sie hatten mit Angstzuständen und Depressionen zu kämpfen, insbesondere während der Spitzenzeiten der Übertragung. Dennoch fielen die Raten deutlich geringer aus als bei der Allgemeinbevölkerung. Das zeigt eine Studie der American Dental Association (ADA). Zahnmedizinische Fachkräfte berichteten über Ängste und Depressionen Die vorliegende Arbeit ist die erste Studie in den USA, die die psychische Gesundheit von zahnmedizinischem Personal während COVID-19 untersucht. Foto: Robert Petrovic_stock.adobe.com 12 | GESELLSCHAFT

„Interessanterweise meldete das zahnärztliche Personal geringere Raten von Angst- und Depressionssymptomen als die Allgemeinheit, obwohl es an vorderster Front steht und während der Pandemie die Mundgesundheitspflege übernimmt“, sagt Autorin Stacey Dershewitz, J.D., Psy.D., außerordentliche Professorin für klinische Psychologie und Leiterin der Center Clinic am George Washington University Professional Psychology Program. „Angesichts der anhaltenden Pandemie ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Mitarbeitenden des zahnärztlichen Gesundheitswesens ihre Fähigkeit weiterentwickeln, Anzeichen und Symptome psychischer Erkrankungen bei sich selbst und ihren Kollegen zu erkennen und zu behandeln [...].“ „Als Angehörige des zahnärztlichen Berufsstandes müssen wir uns als Angehörige der Gesundheitsberufe für unsere eigene Gesundheit und unser eigenes Wohlbefinden einsetzen, um andere optimal betreuen zu können“, ergänzt Studienautorin Mia Geisinger, D.D.S., Professorin und Leiterin des Fortbildungsprogramms für Parodontologie an der University of Alabama at Birmingham School of Dentistry. nl/ck Eldrigde LA, Estrich CG, Gurenlian JG et al.: U.S. dental health care workers’ mental health during the COVID-19 pandemic. J Am Dent Assoc. 2022 Aug 01; 153 (8):740–749. https://doi.org/10.1016/j.adaj.2022.02.011 zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1575) Taschen-Anästhesie ohneEinstich Wirkeintritt innerhalb von 60 Sekunden1 Gute Haftung und Sichtbarkeit des Gels Wirksamkeit in klinischen Studien belegt1,2 Kein postoperatives Taubheitsgefühl Ihr persönlicher Kontakt: 0611– 9271 223 oder info@kreussler.com DYNEXAN MUNDGEL® in der Zylinderampulle Für die schmerzarme PA- und PZRBehandlung 1 Gruber et al. Quintessenz 1990; 2 Kasaj et al. Eur J Med Res. 2007 DYNEXAN MUNDGEL®. Zus.: 1 g Gel enthält: Wirkstoff: Lidocainhydrochlorid 1H 2O 20 mg; weitere Bestandt.: Benzalkoniumchlorid, Bitterfenchelöl, Glycerol, Guargalaktomannan, Minzöl, dickflüssiges Paraffin, Pfefferminzöl, Saccharin-Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, Sternanisöl, Thymol, weißes Vaselin, gereinigtes Wasser. Anw.: Zur zeitweiligen, symptomatischen Behandlung von Schmerzen an Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Lippen. Gegenanz.: Absolut: Überempf. gegen die Inhaltsstoffe von Dynexan Mundgel oder gegen andere Lokalanästhetika vom Säureamid-Typ. Relativ: Patienten mit schweren Störungen des Reizbildungs- und Reizleitungssystems am Herzen, akuter dekompensierter Herzinsuffizienz und schweren Nieren- oder Lebererkrankungen. Nebenw.: Sehr selten (< 0,01 % einschließlich Einzelfälle): lokale allerg. u. nichtallerg. Reaktionen (z. B. Brennen, Schwellungen, Rötungen, Jucken, Urtikaria, Kontaktdermatitis, Exantheme, Schmerzen), Geschmacksveränd., Gefühllosigk., anaphylakt. Reakt. u. Schockreakt. mit begleit. Symptomatik. März 2021. Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH, D-65203 Wiesbaden. www.kreussler-pharma.de GESELLSCHAFT | 13

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1576) BBC-RECHERCHE ZUR ZAHNMEDIZIN IM NHS Zahnarzttermin – für Briten (fast) ein Ding der Unmöglichkeit Neun von zehn NHS-Zahnarztpraxen in Großbritannien nehmen keine neuen erwachsenen Patienten zur Behandlung an, acht von zehn keine Kinder. Die BBC ermittelte, wie schlimm es auf der Insel wirklich um die Zahnmedizin bestellt ist. BBC News kontaktierte nach eigenen Angaben fast 7.000 NHSPraxen – aus Sicht der Reporter sind das fast alle, die Behandlungen im Rahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes NHS anbieten. Ergebnis: In einem Drittel der mehr als 200 Gemeindebezirke des Vereinigten Königreichs gibt es keine Zahnärzte, die erwachsene NHS-Patienten aufnehmen. Die British Dental Association (BDA) bezeichnete die Studie als „die umfassendste und detaillierteste Bewertung des Patientenzugangs in der Geschichte des Dienstes“. Das Gesundheitsministerium erklärte daraufhin, es habe zusätzliche 50 Millionen Pfund zur Verfügung gestellt, um den Behandlungsrückstau infolge der Pandemie zu beseitigen, und dass die Verbesserung des Zugangs zum NHS Priorität habe. MANCHE BRITEN ERNÄHREN SICH NUR NOCH VON SUPPE Ihrem Bericht zufolge stieß die BBC bei ihrer Recherche im ganzen Land auf Menschen, die sich eine private zahnmedizinische Versorgung nicht leisten können und auf subventionierte Tarife angewiesen sind. Die zahnärztliche Behandlung im NHS ist für die meisten Erwachsenen nicht kostenlos, wird aber subventioniert. Der Mangel an NHS-Terminen führt offenbar dazu, dass Menschen Hunderte von Kilometern zum Zahnarzt fahren, sich selber ihre eigenen Zähne ohne Betäubung ziehen, sich improvisierte Prothesen anfertigen oder sich fast nur noch von Suppe ernähren. Die Untersuchung ergab: \ Am schlimmsten ist es im Südwesten Englands, in Yorkshire und Humber sowie im Nordwesten, wo ZUR METHODIK DER RECHERCHE Die BBC ermittelte auf Basis von Listen der NHS-Organisationen 8.523 Zahnarztpraxen im gesamten Vereinigten Königreich, die die Reporter dann im Mai, Juni und Juli telefonisch befragten. Anschließend wurden diejenigen Praxen ausgeschlossen, die telefonisch nicht erreichbar oder dauerhaft geschlossen waren, die der Öffentlichkeit nicht für allgemeine und routinemäßige zahnärztliche Behandlungen zur Verfügung standen, einschließlich Krankenhäuser, und die keine NHS-Praxis waren. Übrig blieben 6.880 Praxen. Ein Zahnarzttermin ist in Großbritannien mittlerweile vergleichbar mit einem Sechser im Lotto. Die Regierung macht für den Notstand die Corona-Pandemie verantwortlich. Die BDA sagt, man habe das System über Jahre systematisch kaputtgespart. Foto: Martin Lee_adobe.stock.com 14 | POLITIK

STATIM® B 006887 08.21 Sterilisation in ihrer reinsten Form VAKUUMAUTOKLAV Kleines Gerät, große Leistung Sterilisiert verpackte Ladungen in nur 27 min. Arbeitet nach Plan Programmierbare Funktionen zum Planen von Testzyklen und Vorwärmen der Kammer. Intelligente Funktionen, verbesserte Automatisierung Wartungserinnerungen, Video-Tutorials und Tipps zur Fehlerbehebung. Für weitere Informationen: scican.com/eu/statim-b

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1578) 98 Prozent der Praxen keine neuen erwachsenen NHS-Patienten annehmen. \ Am besten ist der Zugang in London, wo fast ein Viertel der Praxen neue erwachsene NHSPatienten aufnimmt. \ In einer von zehn lokalen Gebietskörperschaften gab es keine Praxis, die neue Patienten unter 16 Jahren akzeptiert, obwohl Kinder Anspruch auf eine kostenlose ärztliche und zahnärztliche Behandlung haben. \ Etwa 200 Praxen gaben an, dass sie ein Kind im Rahmen des NHS nur aufnehmen würden, wenn sich ein Elternteil als Privatpatient einschreibt. \ In Schottland ist der Zugang zur NHS-Zahnmedizin für Erwachsene erheblich besser als in den anderen Ländern des Vereinigten Königreichs: 18 Prozent der Praxen nahmen neue Patienten aus dem NHS auf. \ In Wales, England und Nordirland waren die Zugangsraten mit 7, 9 beziehungsweise 10 Prozent weitgehend gleich. \ In Lancashire, Norfolk, Devon und Leeds konnten die Reporter keine einzige Praxis finden, die neue erwachsene Patienten aufnimmt. „Wir stellten nicht nur fest, dass es vielerorts schwierig war, schnell einen Termin für eine Routinezahnbehandlung zu erhalten, sondern dass die meisten Praxen nicht einmal Wartelisten führen“, berichten die Reporter. „Die meisten Praxen, die eine Warteliste führen, teilten uns mit, dass die Wartezeit ein Jahr oder länger beträgt, oder sie waren nicht in der Lage zu sagen, wie lange die Patienten warten müssen.“ 1.700 PERSONEN AUF DER LISTE, FÜNF JAHRE WARTEZEIT Eine Praxis in Norfolk teilte der BBC zum Beispiel mit, sie habe mehr als 1.700 Personen auf ihrer Liste, während eine andere in Cornwall warnte, dass es fünf Jahre dauern würde, bis man als Patient aufgenommen würde. Der NHS England teilte unterdessen mit, er habe vor Kurzem Änderungen am Vertrag für Zahnmedizin vorgenommen und werde „die Praxen dabei unterstützen, den Zugang zu verbessern, einschließlich der Möglichkeit für leistungsstarke Praxen, ihre Aktivität zu erhöhen und mehr Patienten zu behandeln“. Die walisische Regierung gab eiligst bekannt, sie arbeite an einer Reform des Zahnarztsystems, um den Zugang und die Qualität der zahnärztlichen Versorgung zu verbessern. Im Juli kündigte Wales an, dass die meisten Erwachsenen künftig einmal im Jahr statt alle sechs Monate eine zahnärztliche Untersuchung erhalten sollen. Die schottische Regierung verkündete derweil, dass mehr als 95 Prozent der schottischen Bevölkerung bei einem NHS-Zahnarzt registriert seien und dass sich Schottland „in einer relativ starken Position befindet, was die Anzahl der Arbeitskräfte und die Kapazitäten angeht“. DIE REGIERUNGEN GEBEN DER PANDEMIE DIE SCHULD Alle dezentralen Regierungen wiesen darauf hin, dass die Corona-Pandemie die Verfügbarkeit der zahnärztlichen Versorgung des NHS beeinträchtigt habe. Das nordirische Gesundheitsministerium erklärte, es sei „unvermeidlich, dass die Zugangsbedingungen heute nicht mehr so günstig sind wie vor COVID“. „Patienten, die derzeit nicht bei einem Zahnarzt des Gesundheitswesens registriert sind, ZAHNMEDIZIN IM NHS Seit der Gründung des Gesundheitsdienstes 1948 erscheint der Zugang zur NHS-Zahnmedizin problematisch. Bereits 1951 wurde die kostenlose Behandlung eingestellt, weil sie als unfinanzierbar galt. Seitdem gibt es ein subventioniertes System, bei dem ein Teil der Patienten einen Beitrag zu den Kosten leistet. Parallel dazu hat sich ein starker privater Markt entwickelt, den der BBC zufolge schätzungsweise ungefähr jeder siebte Erwachsene in Anspruch nimmt. Es ist somit die Entscheidung des Zahnarztes, in welchem Maß er NHSLeistungen erbringt. Die meisten NHS-Zahnärzte im Vereinigten Königreich sind selbstständig und nicht direkt beim Gesundheitsdienst angestellt. Wenn sie ihren NHS-Vertrag nicht erfüllen, wird das Geld, das sie erhalten haben, zurückgefordert. Die Zahnärzte monieren aber, dass der derzeitige NHS-Vertrag ihre Arbeit nicht fair entlohnt – und darum unattraktiv ist. Sparmaßnahmen drücken ebenfalls auf die Budgets – und dann kam die Pandemie, die einen Rückstau von Patienten mit einer sich weiter verschlechternden Mundgesundheit verursachte. Diese Kombination von Faktoren scheint laut BBC zahlreiche Zahnärzte dazu veranlasst zu haben, die Praxis zu verlassen – denn die Zahl der NHS-Patienten ging im vergangenen Jahr um zehn Prozent zurück. „ICH SITZE IN TRÄNEN AUFGELÖST DA!“ Eine Patientin, mit der die BBC sprach, ist Caroline Young aus Blackpool. Sie ließ sich von einem NHS-Zahnarzt Kronen setzen, doch als die Praxis vor vier Jahren die Zusammenarbeit mit dem NHS beendete, fand sie keinen neuen Behandler. Seitdem geht sie fast jede Woche die Zahnärzte im Telefonbuch durch, um zu fragen, ob sie neue Patienten annehmen. Youngs Kronen fielen nach und nach aus, weshalb sie sich schließlich ein Provisorium aus Plastik gebastelt hat, die Anleitung dazu fand sie in den sozialen Medien. „Ich habe versucht, die Prothese anzupassen, aber das hat nicht geklappt. Ich weine, weil ich so nicht aus dem Haus gehen kann“, sagt sie. „Das ist demoralisierend. Ich sollte nicht das Gefühl haben, dass mich das zurückhält, aber es ist so. Wenn ich mir eine private Zahnbehandlung leisten könnte, wäre ich morgen schon dort.“ 16 | POLITIK

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zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1580) müssen sich leider an mehrere Praxen wenden und eine weitere Anreise in Kauf nehmen“, heißt es weiter. Für die BDA steht die NHS-Zahnmedizin an einem Wendepunkt. Nach zehn Jahren „brutaler Kürzungen“ seien allein für die Wiederherstellung des Finanzierungsniveaus von 2010 zusätzliche 880 Millionen Pfund pro Jahr erforderlich. „Das Finanzministerium scheint sich nicht wirklich verpflichtet zu haben, in die Zahnmedizin zu investieren“, sagte der BDA-Vorsitzende Eddie Crouch. „Die Patienten lassen sich die Zähne entfernen, weil es billiger ist, als sie zu retten. Das ganze System ist auf gesundheitliche Ungleichheit ausgerichtet, und das muss sich dringend ändern.“ ALLES AUF GESUNDHEITLICHE UNGLEICHHEIT AUSGERICHTET Paul Woodhouse, Zahnarzt und BDAVorstandsmitglied, sagte gegenüber BBC Breakfast, die Regierung stelle nur 50 Prozent der Mittel zur Verfügung, die das Land für die Versorgung aller Patienten benötige, was bedeute, dass die Hälfte der Bevölkerung ohne einen NHS-Zahnarzt bleibt. „Wenn man das über Hausärzte oder Krebsvorsorgeuntersuchungen sagen würde, gäbe es Unruhen auf der Straße“, sagte er. „Wir sehen hier die Ergebnisse jahrelanger chronischer Vernachlässigung, die durch den Druck der Pandemie noch verstärkt werden“, ergänzte Shawn Charlwood, Vorsitzender des BDA‘s General Dental Practice Committee. „Die Frage ist nun: Werden die Minister handeln, bevor es zu spät ist? Nichts, was wir bisher von der Regierung gehört haben, lässt uns darauf vertrauen, dass dieser Dienst eine Zukunft hat. Ohne eine echte Reform und eine faire Finanzierung wird die NHS-Zahnmedizin sterben, und unsere Patienten werden den Preis dafür zahlen.“ ck BBC News kontaktierte fast 7.000 NHS-Zahnarztpraxen – also fast alle, die allgemeine Behandlungen für die Bevölkerung anbieten. Die BDA bezeichnete die Recherche als „die umfassendste und detaillierteste Bewertung des Patientenzugangs in der Geschichte des NHS“. Foto: Williame_adobe.stock.com 18 | POLITIK

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zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1582) INFEKTIONSSCHUTZ IN DER ZAHNARZTPRAXIS Orale Manifestationen der Affenpocken: Was Zahnärzte wissen sollten Sameh Attia, Abanoub Riad, Hans-Peter Howaldt, Sebastian Böttger Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Verbreitung der Infektionen mit dem Affenpockenvirus zur „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. Inwieweit dieser Schritt die tatsächliche Situation adäquat widerspiegelt – darüber sind sich die Experten aktuell nicht einig. Da die Affenpocken sich aber vielfach durch orale Manifestationen zeigen, ist die Beschäftigung mit diesem Thema auch unter dem Aspekt des Infektionsschutzes in Zahnarztpraxen empfehlenswert – Beschäftigte im Gesundheitswesen werden als Hochrisikogruppe eingestuft. Im Mai 2022 kam es zu einem Ausbruch von Affenpocken (AP) in mehreren Regionen, in denen diese Erkrankung sonst nicht endemisch ist. Dies hat zu intensiven Untersuchungen auf nationaler und internationaler Ebene geführt, um die Infektionsquellen und die Übertragungsmuster besser zu verstehen [ECDC, 2022]. Es handelt sich um eine klassische Zoonose, die Pockenähnliche Symptome hervorruft und in den vergangenen Jahren eine erhebliche epidemiologische Veränderung durchgemacht hat. Der ursprüngliche, ortsgebundene Übertragungsweg vom Affen auf den Menschen wurde durch eine zwischenmenschliche Übertragung, auch außerhalb Afrikas, verdrängt. Dies fordert vor allem den Sektor des Gesundheitswesens [Bunge et al., 2022]. Affenpocken sind eine meldepflichtige Erkrankung. Von den Zentren für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union Mundwinkelulkus als erstes Symptom einer Affenpockeninfektion, 51-jähriger HIV-positiver Patient Foto: Christoph Boesecke 20 | ZAHNMEDIZIN

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1583) werden Beschäftigte im Gesundheitswesen als Hochrisikogruppe eingestuft [CDC, 2021; ECDC, 2022]. In Deutschland wurden die ersten Fälle von Affenpocken noch im Mai 2022 identifiziert. Bis zum 16. August 2022 wurden insgesamt 3.186 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern ans Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Die Übertragungen der Erkrankung erfolgten bei diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern hatten. Bislang sind nur sieben Erkrankungsfälle von Frauen in Deutschland übermittelt worden. Bis auf zwei Jugendliche handelt es sich bei den Erkrankten um Erwachsene [RKI, 2022]. Die Affenpockeninfektion kann von Mensch zu Mensch durch engen Kontakt mit einer infizierten Person übertragen werden. Die Übertragung kann durch direkten Kontakt mit dem Ausschlag, durch Atemwegssekrete oder durch Gegenstände, die zuvor mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen sind, erfolgen [Peters et al., 2022]. In Anbetracht des engen Kontakts zwischen Arzt und Patient in der zahnärztlichen Praxis sollte das Risiko einer Krankheitsübertragung durch die Verbreitung von Aerosolen aus der Atemluft nicht unterschätzt werden [CDC, 2021]. VERGRÖßERTE LYMPHKNOTEN SIND EIN WARNSIGNAL Wir führten eine Literaturrecherche in Ovid MEDLINE®, Embase und Google Scholar unter Verwendung einer Kombination von Schlüsselwörtern („monkeypox OR smallpox OR orthopoxvirus“ AND „oral manifestations OR enanthem* OR oral mucosa“) durch, um die Evidenz zu mit Affenpocken verbundenen oralen Manifestationen zu untersuchen (Tabelle 1). Der klinische Verlauf der KLINISCHE MERKMALE UND ORALE MANIFESTATIONEN VON AFFENPOCKEN, POCKEN UND WINDPOCKEN Charakteristisch Inkubationszeit (Tage) Prodromalzeit (Tage) Ausbruchsdauer (Tage) Fieber Unwohlsein Kopfschmerzen Lymphadenopathie Palmar-plantäre Läsionen Verteilung der Läsionen Tiefe der Läsionen (Durchmesser in mm) Erscheinungsbild der Läsionen Zeit bis zur Abschuppung (Tage) Tab. 1, Quelle: nach McCollum et al., 2014 Affenpocken 7 – 17 1 – 4 14 – 28 38,5 – 40,5 °C moderat moderat Submandibuläre, maxilläre, zervikale oder inguinale Lymphadenopathie (1 – 4 cm im Durchmesser). Die vergrößerten Lymphknoten sind fest, empfindlich und manchmal schmerzhaft. ja Zentrifugal Oberflächlich bis tief (4 – 6) homogen, nabelartig 14 – 21 Pocken 7 – 17 1 – 4 14 – 28 > 40 °C moderat schwerwiegend nein ja zentrifugal tief (4 – 6) homogen, nabelartig 14 – 21 Windpocken 12 – 14 0 – 2 10 – 21 mild oder kein Fieber mild mild nein selten zentrifugal oberflächlich (2 ) heterogen 6 – 14 PD DR. SAMEH ATTIA, M.SC. Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen Sameh.Attia@dentist.med.uni-giessen.de Foto: UK Gießen ZAHNMEDIZIN | 21

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1584) DIE RKI-EMPFEHLUNGEN FÜR DAS MANAGEMENT VON KONTAKTPERSONEN ZU EINER AN AFFENPOCKEN ERKRANKTEN PERSON Expositionskategorie kein Kontakt keschützter physischer Kontakt oder Tröpfchen-Exposition ungeschützter Kontakt zu infektiösem Material inklusive respiratorische Tröpfchen im Nahfeldbereich ungeschützter direkter Kontakt oder indirekter Hochrisiko-Kontakt Tab. 2, Stand 27.6.2022 [RKI, 2022] Beschreibung Laborpersonal, das Affenpockenviren-haltiges Probenmaterial gehandhabt hat unter entsprechenden Schutzmaßnahmen Kontakt mit einem bestätigten Affenpocken-Fall oder von einem solchen kontaminierter Umwelt mit Verwendung von entsprechender korrekt getragener, intakter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) Kontakt nur von intakter Haut mit einem symptomatischen Affenpocken-Fall, dessen Körperflüssigkeiten oder potenziell infektiösem Material / kontaminierten Fomiten ODER ohne direkten Kontakt, aber Aufenthalt innerhalb 1 Meter von einem Affenpocken-Fall direkte Exposition nicht-intakter Haut oder von Schleimhäuten gegenüber einem symptomatischen bestätigten Affenpocken-Fall, dessen Körperflüssigkeiten oder möglicherweise infektiösem Material (inklusive Kleidung, Bettzeug). Dies schließt ein: – Einatmen von respiratorischen Tröpfchen oder Staub bei Reinigung kontaminierter Räume – Kontakt im Rahmen sexueller Handlungen – Schleimhaut-Spritzkontakt – Nadelstich o. ä. Verletzung durch kontaminiertes Gerät oder durch kontaminierte Handschuhe – Mitbewohner (dauerhaft oder zeitweise) von Personen mit einer Affenpocken-Diagnose, die während der infektiösen Phase 1 des Patienten mindestens eine Nacht in der Wohnung verbracht haben Risiko keins gering mittel hoch Nachverfolgung keine passive Überwachung, Bereitstellung von InfoMaterial und Kontaktmöglichkeit zum Melden neu aufgetretener Symptome, keine Einschränkungen, solange symptomfrei Auflisten als Kontakt (Kontaktdaten), aktive Überwachung, täglich bis 21 Tage nach letztem Kontakt, Vermeiden von Kontakt zu immungeschwächten Personen, Schwangeren und Kindern unter 12, soweit möglich, Arbeitsfreistellung für 21 Tage, wenn die Arbeit Kontakt zu den oben genannten Personengruppen umfasst Auflisten als Kontakt (Kontaktdaten). Quarantäne/Absonderung in häuslicher Umgebung bis 21 Tage nach letztem Kontakt täglicher Kontakt mit dem Gesundheitsamt (aktive Überwachung). Vermeiden von Kontakt zu immungeschwächten Personen, Schwangeren und Kindern unter 12 Jahren Beispiele Gesundheitspersonal in Isolierstation mit entsprechender korrekt getragener, intakter PSA, Reinigungspersonal, das kontaminierte Räume bearbeitet mit entsprechender korrekt getragener, intakter PSA Untersuchung eines später mit Affenpocken diagnostizierten Falles ohne entsprechende korrekt getragene, intakte PSA, Aufenthalt < 1 m von AffenpockenPatienten ohne entsprechende korrekt getragene, intakte PSA, nachfolgende Patienten in einem Behandlungszimmer, in dem zuvor ein Affenpocken-Fall behandelt wurde, ohne zwischenzeitliche Reinigung, Haushaltskontakte ohne Kontakt wie in Kategorie 3 beschrieben Körperflüssigkeiten-Kontakt in Augen, Nase oder Mund, Nadelstichverletzung, Innenraum-Kontakt bei einer Aerosol-generierenden Prozedur (ohne PSA) sexueller Kontakt aktueller Haushaltskontakt 22 | ZAHNMEDIZIN

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