Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE Steuererleichterungen 2023? Jawohl, der Fiskus entlastet Sie! Etwa bei der Altersvorsorge, der Familienförderung oder bei Photovoltaik-Anlagen. SEITE 33 Zahnmedizin im Mittelalter Warum es das Berufsbild des Zahnarztes ohne Hildegard von Bingen nicht geben würde. SEITE 36 Existenzgründung Im Jahr 2021 haben erstmals mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte ihre eigene Praxis eröffnet. SEITE 20 AUSGABE 05 | 2023 zm 01.03.2023, Nr. 05 100 Jahre IDS

Sofortige1 und lang anhaltende Schmerzlinderung2,3 NEU: verbesserte Säureresistenz4 •60.5%sofortige1 Schmerzlinderung ab der ersten Anwendung2 •80.5%klinisch bestätige Linderung der Schmerzempfindlichkeit nach 8 Wochen3 • Verbesserte Resistenz der Versiegelung auch bei Säureangriffen4 • ÜberlegenderVersc der Dentintubuli5 elmex®SENSITIVE PROFESSIONAL Zahnpasta Einzigartige PRO-ARGINTechnologie jetzt mit Zinkphosphat NEU: Zinkphosphat PRO-ARGIN Technologie hluss VERBESSERTE FORMEL 1 Für sofortige Schmerzlinderung bis zu 2x täglich mit der Fingerspitze auf den empfindlichen Zahn auftragen und für 1 Minute sanft einmassieren. 2 Nathoo S et al. J Clin Dent 2009; 20 (Spec Iss): 123–130. 3 Docimo R et al. J Clin Dent 2009; 20 (Spec Iss): 17–22. 4 Im Vergleich zur vorherigen Formel, in vitro Säurebeständigkeit nach 5 Anwendungen, Data on File, Colgate-Palmolive Technology Center (2021). 5 In vitro Studie, konfokale Bilder nach 5 Anwendungen im Vergleich zu einemMitbewerber, Data on file, November 2021. Scannen Sie hier, um mehr zu erfahren oder besuchen Sie cpgabaprofessional.de für weitere Informationen:

EDITORIAL | 3 … 2023, über 180.000 Quadratmeter Erstmals gründeten 2021 mehr Frauen als Männer eine Praxis. Das ergibt eine aktuelle Analyse der apoBank, über die wir berichten. Besonders interessant dabei: Zwar liegen Zahnärztinnen bei der Höhe der Praxisinvestitionen immer noch hinter ihren männlichen Kollegen, doch haben sie deutlich mehr Geld in die Hand genommen als in den Vorjahren – wohingegen das Investitionsvolumen bei den Männern stagniert. Hier dürfte sich in den nächsten Jahren noch viel verändern. Dann zeigen wir Ihnen in diesem Heft, welche Steuererleichterungen Sie in diesem Jahr beachten sollten. Unsere Experten listen fünf Punkte auf, die Sie sich anschauen sollten. Im Bereich Zahnmedizin befassen wir uns in dieser Ausgabe unter anderemmit der Zahnerhaltung nach einem Frontzahntrauma mittels Revaskularisation bei der Behandlung der Wurzelquerfraktur. Wir zeigen, was dabei zu beachten ist. Viel Spaß bei der Lektüre! Sascha Rudat Chefredakteur Unser Titelbild zeigt, wie bescheiden die Internationale Dental-Schau (IDS) nach heutigen Maßstäben angefangen hat. Im Jahr 2023, zu ihrem 100. Geburtstag, wird die längst weltgrößte Dentalmesse eine Ausstellungsfläche von rund 180.000 Quadratmetern vorweisen können. Mehr als 1.700 Unternehmen aus 60 Ländern haben sich angemeldet, um vom 14. bis zum 18. März in Köln dabei sein zu können. Rund 75 Prozent der ausstellenden Unternehmen kommen aus dem Ausland – die starke internationale Beteiligung ist ein Beweis für die globale Bedeutung der IDS. Nicht wegen ihres runden Geburtstags ist die diesjährige IDS eine besondere Messe. Sie ist auch die erste nach der CoronaPandemie. Lief die Messe im September 2021 nach mit stark angezogener Handbremse – und bot an vielen Stellen mit ihren übermäßig breiten Gängen ein eher trauriges Bild – so will die IDS 2023 wieder Vollgas geben. Im Vorfeld sah das – sicherlich auch aufgrund der immer noch schwelenden Pandemie – nicht immer so aus. Viele Aussteller haben sich erst sehr spät entschieden, in diesem Jahr wieder teilzunehmen. Umso erfreulicher ist es, dass auch wieder zahlreiche Aussteller mit dabei sein werden, die sich zwischenzeitlich abgewendet hatten. Die Zeichen stehen also gut, dass die IDS 2023 einen guten Neustart hinlegen wird und wieder zu dem wird, was sie lange Zeit war: der internationale BranchentreffNr. 1. Die zm wird – im Rahmen des Standes der Bundeszahnärztekammer – wieder vor Ort sein (Halle 11.2 Stand O050). Ebenso wird der neue Verlagspartner der zm, die MedTriX GmbH, mit einem Stand vertreten sein (Halle 11.3 Stand J060). Schauen Sie doch einfach mal vorbei, wir freuen uns auf Ihren Besuch. In diesem Heft machen wir einen Streifzug durch die 100-jährige IDS-Geschichte. Anfänglich als Wanderausstellung in verschiedenen deutschen Städten konzipiert, hat sie seit 1992 eine feste Heimat in Köln gefunden. Aber immer war die Messe ein Gradmesser für die Innovationen in der Zahnmedizin und -technik. Manches, was zunächst belächelt wurde, ist heute fester Bestandteil in den Praxen, anderes, was mit großen Vorschusslorbeeren an den Start ging, konnte sich nicht durchsetzen und ist schnell wieder verschwunden. In diesem Heft berichten wir außerdem vomMFA- und ZFA-Protesttag in Berlin – die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer war ebenso so lang wie eindrucksvoll. Ärztliche und Standesorganisationen waren stark vertreten. Denn der Frust unter dem Praxispersonal ist inzwischen mehr als groß. Daneben blicken wir in diesem Heft auf ein Jahr Krieg in der Ukraine und die deutschen zahnmedizinischen Hilfsangebote zurück, die dringender denn je gebraucht werden. Wir zeigen auch, was bei der Behandlung von ukrainischen Geflüchteten zu beachten ist. Foto: Lopata/axentis

4 | INHALT 58 Mit dem Zahnmobil zu den Geflüchteten Nach einem Jahr Umbau geht es jetzt an die polnisch-ukrainische Grenze, um dort Geflüchtete zu behandeln. 50 Zahnerhaltung nach Frontzahntrauma Eine Alternative zur konventionellen Wurzelkanaltherapie: die Revaskularisation MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel 8 Leserforum POLITIK 24 ZFA-Protestaktion Ein Danke reicht einfach nicht! 32 Neuzertifizierung von Medizinprodukten Europa gibt grünes Licht für Fristverlängerungen 46 Kampagne zu den Wechselwirkungen von Diabetes und Parodontitis Botschaft mit Reichweite 72 Landgericht München Ärzte-Siegel im „Focus“ sind irreführend ZAHNMEDIZIN 10 40. Internationale Dental-Schau (IDS) in Köln Für jede Behandlung die richtige Brille 26 Der besondere Fall mit CME Orbitaler und periorbitaler Tumor: Das sphenoorbitale Meningeom 42 Aus der Wissenschaft Komposit funktioniert auch im Seitenzahnbereich 50 Zahnerhaltung nach Frontzahntrauma Revaskularisation bei Wurzelquerfraktur 62 Ein Jahr Ukraine-Krieg Was bei der Behandlung Geflüchteter aus der Ukraine zu beachten ist 68 MKG-Chirurgie Dermoidzyste des Mundbodens TITELSTORY 14 100 Jahre (Inter-)Nationale Dental-Schau Irre, irrer, IDS Inhalt zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (290)

INHALT | 5 68 Dermoidzyste des Mundbodens Kaum zu glauben, aber der elfjährige Patient hat die Raumforderung im Mundboden nicht bemerkt. TITELSTORY 14 Irre, irrer, IDS! In zwei Wochen treffen sich Aussteller, Händler und Besucher aus aller Welt zum 40. Mal zur weltgrößten Dentalmesse. Blicken wir zurück auf 100 Jahre IDS! PRAXIS 20 Analyse der apoBank 2021 gründeten erstmals mehr Zahnärztinnen und Zahnärzte 33 Steuererleichterungen ab 2023 Bei diesen fünf Punkten werden Sie entlastet 44 Umstrittener TikTok-Trend Klebeband in der Nachttischschublade – für bessere Zähne 56 Verbraucherzentrale Bundesverband Portale für Videosprechstunden haben viele Datenschutzlücken 66 Daten der Kaufmännischen Krankenkasse 40 Prozent weniger zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen bei Kleinkindern GESELLSCHAFT 36 Nonnen, Wundärzte und Dentisten Zahnmedizin vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit 48 Studie der Hochschule Heilbronn Gesundheitswebseiten bleiben meist unverständlich 58 Ein Jahr Krieg in der Ukraine Mit dem Zahnmobil zu den Geflüchteten 60 Interview mit HDZ-Vorsteher Dr. Klaus-Achim Sürmann „Ein finanzielles Engagement zeigt derzeit die größtmögliche Wirkung!“ 74 Spektakuläre Forschungsergebnisse Was die Zähne über das Leben dieser Frau verraten MARKT 89 Neuheiten RUBRIKEN 64 Termine 67 Formular 78 Bekanntmachungen 88 Impressum 114 Zu guter Letzt zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (291) Titelfoto: Rheinisches Bildarchiv

Europa wächst immer weiter zusammen. Die aktuellen politischen Verwerfungen zeigen, dass ein starkes und einiges Europa für seine Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung ist. Als überzeugter Europäer kann ich diese Entwicklung nur begrüßen. Gleichwohl muss man bei politischen Prozessen auf europäischer Ebene immer genau hinschauen, ob sie wirklich demWohl der Bürgerinnen und Bürger dienen und wer etwas von ihnen hat. So hat die Europäische Kommission am 3. Mai 2022 einen Verordnungsentwurf für die Gründung eines europäischen Gesundheitsdatenraums vorgelegt: European Health Data Space, kurz: EHDS. Der EHDS ist im Rahmen der europäischen Datenstrategie damit der erste bereichsspezifische gemeinsame europäische Datenraum und soll dazu dienen, dass EU-Bürgerinnen und -Bürger grenzüberschreitend auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen und diese insgesamt leichter kontrollieren können. Außerdem soll es Akteuren aus Forschung und Innovation sowie mehr ihrem (Zahn-)Arzt mitteilen, wenn sie befürchten müssen, dass diese nicht vertraulich bleiben. Sofern in der Umsetzung des EHDS ein mittelbarer oder unmittelbarer Zugriff auf die Primärdokumentation der Heilberufler vorgesehen ist, muss darüber hinaus sichergestellt sein, dass kein Risiko des Verlusts von Daten besteht. Auch ein Zugriffvon Unbefugten auf die Gesundheitsdaten der Patientinnen und Patienten muss technisch ebenso ausgeschlossen sein wie ein Kompromittieren der technischen Infrastruktur der Praxen oder sonstiger Einrichtungen der Gesundheitsberufe. Die Erfahrung zeigt, dass man bei derart umfassenden und tiefgreifenden politischen Prozessen auf europäischer Ebene in einer möglichst frühen Phase Position beziehen und auf mögliche Risiken klar und deutlich hinweisen sollte, damit die eigentlich sinnvolle Zielsetzung auch wirklich im Sinne der Patientinnen und Patienten umgesetzt wird. Aus diesem Grund hat die KZBV zusammen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Initiative ergriffen, um gemeinsammit anderen Standesorganisationen der Heilberufe unter dem Dach des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) Position zu beziehen und diese der Bundesregierung sowie den EU-Institutionen zu übermitteln, damit bei den weiteren Beratungen über den EHDS ein besonderes Augenmerk auf die Garantie der ärztlichen Schweigepflicht, den Schutz der Privatsphäre und der personenbezogenen Daten der Patienten gelegt wird. Dr. Wolfgang Eßer Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung EHDS: Vertrauensverhältnis zum Patienten darf nicht angetastet werden Foto: Jan Knoff zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (292) 6 | MEINUNG politischen Entscheidungsträgern ermöglichen, diese elektronischen Gesundheitsdaten auf vertrauenswürdige und sichere Weise unter Wahrung der Privatsphäre zu nutzen (Sekundärnutzung). Diese Zielsetzung klingt erst einmal sinnvoll und bürgernah und ist daher zu begrüßen. Ein europäischen Gesundheitsdatenraum kann nach meiner Auffassung aber nur dann erfolgreich sein, wenn sowohl das Vertrauen der Patienten als auch das der Gesundheitsberufe berücksichtigt werden. Im EHDS muss der geschützte Raum zwischen (Zahn-)Arzt und Patient unbedingt unangetastet bleiben. Der Erhalt der ärztlichen Schweigepflicht ist darum grundlegende Voraussetzung bei der Ausgestaltung des EHDS. Ärzte und Zahnärzte sind zu allererst demWohl ihrer Patientinnen und Patienten verpflichtet. Ihre Daten müssen bei uns in guten Händen bleiben. An dieser Stelle sei auf das große Interesse der Industrie am EHDS verwiesen, dem an erster Stelle nicht unbedingt das Bürgerwohl zugrunde liegt, sondern sicherlich eher finanzielle Bestrebungen. Eine Nutzung dieser Daten durch Dritte imWege der Sekundärnutzung darf die genannte Vertrauensbasis aber nicht infrage stellen. Die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht, des Berufsgeheimnisses und der Zustimmungserfordernisse der Patienten dürfen nicht durch die Verarbeitungstätigkeit für sekundäre Zwecke geschwächt, aufgehoben oder umgangen werden. Bei Zweifeln hieran würde dies unweigerlich dazu führen, dass Patientinnen und Patienten Informationen nicht mehr zur Verfügung stellen und gegebenenfalls sogar nicht

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zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (294) Leserforum Momentan gehen hier im „Osten“ viele Zahnärzte in Rente, so dass in vielen Ortschaften eine Unterversorgung besteht. Jahrelang war hier eine Überversorgung vorhanden, weshalb es nicht attraktiv war, sich hier niederzulassen. Jetzt jedoch gibt es gerade für junge Zahnärzte die Gelegenheit zuzugreifen, kostengünstig eine sehr gut laufende Praxis zu kaufen oder sogar vielfach geschenkt zu bekommen. Diese Zeit kommt nicht wieder! Stattdessen wird den jungen Leuten Angst eingejagt, einen Kredit von 450.000 Euro oder mehr aufnehmen zu müssen. Es geht auch anders, man kann eine alte Praxis auch nach und nach modernisieren. Man muss doch erst mal ein Gefühl dafür entwickeln, wie viel Umsatz man macht, wie viel man schaffen kann. Am Anfang ist man auch noch langsamer. Die Steuern sollte man alle drei Monate zahlen und nicht wie die Wirtschaftsberater empfehlen, erst nach zwei Jahren. Nur so behält man den Überblick. Man hat den Eindruck, dass Sie lieber die MVZs hochkommen lassen wollen, als die kleinen Praxen zu unterstützen. Es gibt schon zu viele von den MVZ, in denen die Arbeitsbedingungen keineswegs in Ordnung sind. Anscheinend lesen sich viele die Arbeitsverträge nicht richtig durch und haben hinterher das Nachsehen. Schichtarbeit bis 21 Uhr ist keine Seltenheit, zum Beispiel in Berlin. Darüber sollten Sie mehr berichten. Wir Niedergelassenen können uns unsere Zeit frei einteilen. Ich muss jetzt weniger Wochenenden arbeiten als als angestellte Zahnärztin. Freitagnachmittag habe ich frei – das ist für mich Luxus. Inga Horst, Mühlhausen UNTERVERSORGUNG Lieber alte Praxen nach und nach modernisieren Zum Thema „Kleine Praxen im ländlichen Raum“ Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an leserbriefe@zm-online.de oder an die Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. Foto: Federico Rostagno – stock.adobe.com

Bis zu 75% weniger Energieverbrauch* Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit mit den Tyscor Saugsystemen DRUCKLUFT | ABSAUGUNG | BILDGEBUNG | ZAHNERHALTUNG | HYGIENE Nachhaltige Produkte von Dürr Dental. Mit unseren Tyscor Saugsystemen gehen wir den nächsten Schritt in eine nachhaltige Zukunft. Damit machen wir nicht nur unsere Produktionskette nachhaltiger, sondern auch Ihre Praxis. Mehr unter www.duerrdental.com *gemessen an der Tyscor VS 4 und einem vergleichbaren Seitenkanalverdichter durch das Fraunhofer Institut Radialverdichter reduziert Energieverbrauch um bis zu 75%.* Wächst mit der Praxis mit: Von zwei bis zwölf Behandler, ohne Austausch der Maschine. Monitoring und Fernwartung durch VistaSoft Monitor reduziert CO2-Emissionen. Halle 10.1 F11 – F29 E08/E20 duerrdental.com/ids

zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (296) 10 | ZAHNMEDIZIN 40. INTERNATIONALE DENTAL-SCHAU (IDS) IN KÖLN Für jede Behandlung die richtige Brille Christian Ehrensberger „Man sieht nur mit der Lupe gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, möchte man frei nach Antoine de Saint-Exupéry formulieren. Auf der 40. IDS vom 14. bis zum 18. März in Köln haben Sie die Möglichkeit, eine Vielzahl neuer Lupenbrillen vor Ort auszuprobieren und zu vergleichen. Flexiblere Feilen, minimalinvasive Verfahren und digitale Planungshilfen ermöglichen es dem Spezialisten, mehr endodontisch erkrankte Zähne zu retten und für viele Jahre zu erhalten, und dem Generalisten, mehr von den „nicht ganz so komplexen“ Fällen selbst zu behandeln. Dafür sollte er eines auf jeden Fall können: mehr sehen! Dazu dient klassischerweise das OPMikroskop. Doch während es für den Spezialisten zum selbstverständlichen Equipment gehört, ist es in der Hauszahnarztpraxis noch selten anzutreffen. Gegenüber dem Arbeiten mit bloßem Auge bringt die Lupenbrille jedoch bereits eine wesentliche Verbesserung. Sie hilft übrigens auch in der allgemeinen Zahnheilkunde dabei, individuelle Sehschwächen auszugleichen. Dies betrifft zum Beispiel, typischerweise ab dem 40. Lebensjahr, die bekannten Einschränkungen der Akkommodation des menschlichen Auges und andere altersbedingte Phänomene. Mit der Lupenbrille fällt so manche alltägliche Behandlung leichter. Speziell in der Endodontie kommt man damit zwar nicht an die Leistungsfähigkeit des OP-Mikroskops heran, aber dennoch erweitert sich der Behandlungsspielraum. So ist beispielsweise mit adäquater Beleuchtung die Detektionsrate des vierten Kanals in Oberkiefermolaren der Detektion ohne optische Vergrößerungshilfen signifikant überlegen [Nguyen und Lang, 2019]. Klinisch hat sich herausgestellt, dass zumindest für die Suche nach den Kanaleingängen bestimmte Lupenbrillen dem OP-Mikroskop teilweise ebenbürtig sein können. Kepler für die Endo, Galilei für die Allgemeinzahnmedizin Dabei handelt es sich um Lupenbrillen mit Keplerscher Optik. Sie eignen sich für den Allgemeinzahnarzt, der bis zu seinen selbstgesetzten Grenzen auch endodontisch behandelt. Bei der Auswahl sieht er sich nach modernen Modellen um, die sich schnell einmal von 3,5-facher auf 5,7-fache Vergrößerung umrüsten lassen und umgekehrt. Auch schaut er speziell auf kleine Optiken, weil sie eine Optimierung des Neigungswinkels ermöglichen. In der Regel kommen Lupenbrillen mit Keplerscher Optik auf eine 3,5- bis Bei den Lupenbrillen stehen Modelle mit Kunststoffgestellen (leichter) oder robusteren Metallgestellen (schwerer) und zugehörige Lichtsysteme mit kabelgebundenen Akku (leichter) oder mit flexiblerem kabellosen Akku (schwerer) zur Auswahl. Foto: © Koelnmesse GmbH, Hanne Engwald Dr. Christian Ehrensberger, Schwanthalerstr. 27, 60594 Frankfurt am Main cu_ehrensberger@web.de Foto: privat IDS-VORSCHAU Vier Artikel, verteilt über vier Ausgaben, stimmen auf die IDS im März ein: „ Teil 1 (zm 1-2/2023): Lichthärtung „ Teil 2 (zm 3/2023): Befundung mit dem Scanner „ Teil 3 (zm 4/2023): Periimplantitis „ Teil 4 (zm 5/2023): Endodontie, mit dem Schwerpunkt Lupenbrillen

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zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (298) 12 | ZAHNMEDIZIN 6-fache Vergrößerung. Etwas weniger schaffen die Modelle mit Galileischer Optik. Sie vergrößern in der Regel bis auf das 2,5-Fache und schaffen das 3,5-Fache nur bei kleinerem Sichtfeld und mit Randunschärfen. Doch die Galileische Optik bringt eine hohe Schärfentiefe und lässt sich dank ihres geringen Gewichts eher mit einem komfortablen (aber eben etwas schwereren) kabellosen Lichtsystem ausstatten – eine flexible Kombination für die Verwendung in der allgemeinen Zahnmedizin. Grundsätzlich interessant für alle Lupenbrillen ist die TTL-Technik („through the lens“). Dabei wird die Optik direkt durch eine Bohrung im Brillenglas fixiert. Das macht jede Lupenbrille noch ein Stück leichter. Nach unten geht das Gewicht auch, wenn statt Metall ein Brillengestell aus Kunststoffgewählt wird. Das ist allerdings in der Regel nicht ganz so robust und daher eher reparaturanfällig. Mehr Licht! Jede Lupenbrille braucht auch eine adäquate Möglichkeit zur Beleuchtung. Standard sind heute koaxiale LEDs. Dabei ist stets auf den Einsatzbereich zu achten. Soll die Lupenbrille beispielsweise in der Füllungstherapie eingesetzt werden, muss eine unerwünschte Teilpolymerisation lichthärtender Materialien schon vor dem Start der Polymerisationslampe verhindert werden. Dafür sind Orangefilter gedacht, die das blaue (= härtende) Licht blockieren. Oder der Behandler greift von vorneherein zu möglichst tageslichtähnlichen LEDs (zum Beispiel „Lichtfarbe 5700 Kelvin“). Eine Innovationslinie zeigt in Richtung flexibler und dabei individuell anpassbarer Lupenbrillen. So gibt es heute Designs mit austauschbaren Okularen, mittels Magnethalterung tauschbaren TTL-Systemen und insgesamt vier Vergrößerungsstufen von 2,5-fach bis 5,5-fach. Die Linsen in den Okularen lassen sich an die individuelle Sehstärke anpassen. Dabei sind monofokale („normale“), bifokale („zweigeteilt“) und multifokale („Gleitsichtgläser“) Ausführungen möglich. Zudem können verschiedene Spezialbeschichtungen die empfindlichen optischen Komponenten kratzfester machen, die Augen vor UV-Licht schützen oder unerwünschte Spiegelungen unterdrücken. Fazit für die Praxis Heute steht für jeden Indikationsbereich eine geeignete Lupenbrille zur Verfügung (Tabelle 1). Sie macht Details sichtbar, die man mit dem bloßen Auge nicht erfasst hätte. Diese Detailkenntnis kann für die jeweilige Behandlung von entscheidendem Vorteil sein. Welche Lupenbrille die richtige ist, variiert von Indikation zu Indikation und ebenso von Behandler zu Behandler, denn die Augen und deren Sehstärke sind sehr individuell. Die größte Bandbreite von Lupenbrillen finden Sie vom 14. bis zum 18. März auf der IDS 2023. BRILLENGESTELL Metall Kunststoff Gewicht eher etwas schwerer leicht Haltbarkeit robust eher etwas reparaturanfälliger Tab. 2, Quelle: Ehrensberger LUPENBRILLENOPTIKEN Galileische Optik Keplersche Optik Geometrie kegelförmig zylinderförmig typische Vergrößerungsfaktoren bis 2,5-fach, bis 3,5-fach mit Einschränkungen (kleineres Sichtfenster, Randunschärfen) 3,5-fach bis 6-fach, aber grundsätzlich kleineres Sichtfenster Darstellung klinisch hilfreich brillant Tiefenschärfe hoch grundsätzlich eingeschränkt Gewicht leicht, daher Kombination mit kabellosem Lichtsystem gut möglich eher etwas schwerer, daher eher in Kombination mit einem kabelgebundenen Lichtsystem Preis erschwinglich höher Indikation allgemeine Zahnheilkunde endodontische Behandlung in der allgemeinzahnärztlichen Praxis; ergonomische Optimierung in der endodontologischen Praxis durch Wechsel zwischen Lupenbrille und OP-Mikroskop Tab. 1, Quelle: Ehrensberger ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

Macht das Beste noch einfacher! Besuchen Sie uns: Halle 5.2, Stand C-040 Halle 10.2, Stand N-10/0-19 und N-20/0-29 Köln, 14. –18. März 2023 VOCO GmbH · Anton-Flettner-Straße 1-3 · 27472 Cuxhaven · Deutschland · Freecall 00 800 44 444 555 · www.voco.dental

zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (300) 14 | TITEL 100 JAHRE (INTER-)NATIONALE DENTAL-SCHAU Irre, irrer, IDS Im Jahr 1923 fand in Berlin die erste Dentalmesse statt, in zwei Wochen treffen sich Aussteller, Händler und Besucher aus aller Welt zum 40. Mal zum fachlichen Austausch. Blicken wir zurück auf 100 Jahre IDS! Die Idee, die eigenen Dentalprodukte mit denen anderer Hersteller aus Europa und der Welt an einem gemeinsamen Ausstellungsort zu präsentieren, geht auf den Verband der Deutschen Dental-Fabrikanten (VDDF) zurück. Mit seiner Gründung im Juni 1916 wollten 34 Unternehmer einen neuen Weg finden, sich Märkte zu erschließen, Kunden zu finden und Kontakte zu knüpfen. Bis die erste Dental-Schau ihre Pforten öffnete, vergingen allerdings noch sieben Jahre. Und es fanden sich nur 29 Aussteller im Berliner Zoo ein – nach dem Ersten Weltkrieg war die Leistungsfähigkeit der Industrie einfach begrenzt. Die 350 m2 Ausstellungsfläche waren für damalige Zeiten dennoch enorm. Diese erste Veranstaltung fanden Aussteller und Publikum offenbar so interessant, dass sie sich von da an jährlich bis 1928 trafen. Nach und nach kamen auch internationale Aussteller dazu. Aus einem nationalen Treffen wurde ein internationaler Leistungsvergleich der Dentalhersteller. Mit 29 Ausstellern startete die Messe im Berliner Zoo Doch den Ein-Jahres-Rhythmus konnte man nicht halten: Die Weltwirtschaftskrise lastete schwer auf der Fachwelt und gefährdete die nach und nach erreichten Exporterfolge erheblich. Mit fast 35 Millionen Arbeitslosen herrschte im damaligen Deutschen Reich große Not. Schließlich forderte der VDDF mit einer Anzeigenkampagne zum Kauf deutscher Waren auf, um ausdrücklich auf deren besondere Qualität hinzuweisen. Im September 1930 ging die Messe das erste Mal mit einem sogenannten Händlertag einher: „Der Mittwoch [bleibt] leVor 100 Jahren ging die erste nationale Dental-Schau in Berlin an den Start, als Wanderausstellung gastierte sie auch in Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt. Erst seit 1992 findet sie – inzwischen als IDS – alle zwei Jahre ausschließlich in Köln statt. Hier sehen wir eine Live-Behandlung 1986 in Köln. Foto: Rheinisches Bildarchiv

VON DAMALS BIS HEUTE Vor 100 Jahren veranstaltete der Verband der Deutschen Dental-Fabrikanten (VDDF) seine erste nationale DentalSchau in Berlin. Bis 1935 fanden die Ausstellungen jährlich in der Metropole statt. Zwei Jahre später zog die Messe nach Düsseldorf, erstmals als „Internationale Dental-Schau“. Von 1951 bis 1989 wechselte der Schauplatz immer wieder, bis der Verband der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) 1992 entschied, die Messe ab 1992 kontinuierlich mit der KoelnMesse als Partner in Köln auszurichten. zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (301) TITEL | 15 KaVo-Stand 1933 in Berlin Foto: VDDI Plakat von der 17. IDS von 1968 in Köln Foto: VDDI Live-Demonstration auf der 17. IDS 1968 in Köln Foto: Rheinisches Bildarchiv Messekatalog von 1956 Foto: VDDI

Prophylaxe auf der 23. IDS 1986 in Köln München 1971: IDS-Stand von Dentaurum zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (302) 16 | TITEL diglich den Herren Depotinhabern zur Besichtigung reserviert“, heißt es in der Ankündigung des VDDF. Insgesamt wurden laut „Dental Echo“ über 16.000 Besucher gezählt. Deutschland, England, Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz, die Tschechoslowakei und die USA waren mit insgesamt 181 Ausstellern auf 281 Ständen vertreten. Allein für Erfinder neuer Produkte waren 89 Stände reserviert. Die 8. und die 9. Dental-Schau 1933 und 1935 im Berliner Zoo standen bereits im Zeichen des Nationalsozialismus, der sich auch auf die Arbeit des VDDF auswirkte. Erstmalig war der Deutsche Zahnärztetag mit der Dental-Schau verbunden. Die Praxisausrüstung erlebte eine Elektrifizierung 1937 machte die IDS in Düsseldorf Station. Das dortige Messegelände löste den bisherigen Standort Zoologischer Garten ab. Die Ausrüstung der Zahnarztpraxis erlebte – bis auf die Operationsstühle – eine zunehmende Elektrifizierung mit der Tendenz, die verschiedenen Geräte- und Ausstattungskomponenten in einem Gerät zu vereinen. Der Drehzahlbereich der zahnärztlichen und zahntechnischen Bohrmaschinen war eng begrenzt (max. 15.000 min1). Es gab nur Stahlbohrer und -fräser sowie keramische Schleifkörper. Die Diamantinstrumente wurden nur relativ wenig angewendet, was auch an den zu geringen Drehzahlen lag. Die ständig verbesserten Röntgengeräte kamen nur in wenigen Praxen zum Einsatz. Füllungsmaterialien bestanden aus verschiedenen Zementarten und Amalgam als Standardwerkstoff für den Seitenzahnbereich. Instrumente wurden hauptsächlich mit Wasser abgekocht. Desinfektionsmittel waren – bis auf wenige Ausnahmen – nur in eingeschränktemMaße wirksam. Prothesen wurden aus Kautschuk angefertigt. Gold- und später Palladium- und Silberlegierungen beherrschten das Feld. Plattenprothesen und Klammerdrähte wurden aus Stahllegierungen hergestellt. Künstliche Zähne bestanden ausnahmslos aus Porzellan. Oberkieferprothesen wurden mit Gummisaugplättchen festgehalten, da die Abformmaterialien (Gips, Stents) noch keine präzisen Abformungen erlaubten. Für die sehr seltene Versorgung mit Keramik-Jacketkronen wurden Kupferring- beziehungsweise Stentsabdrücke genommen. Der erste Methylmethakrylat-Kunststoff (Paladon) wurde 1937 präsentiert. Die erste Fachausstellung nach dem Krieg fand in Baracken statt Noch vor der Gründung des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) als Nachfolger des VDDF fand 1949 zum 10. Deutschen Zahnärztetag in den damaligen Baracken am Wiesbadener Kurhaus die erste Fachausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Zwei Jahre später richtete der VDDI die 11. IDS in Hamburg aus. Trotz erheblicher politischer und wirtschaftlicher Restriktionen beim Export und Import sowie im Land selbst war die Messe mit 250 Ausstellern und einer Ausstellungsfläche von 3.300 m2 ein großer Erfolg. 1953 in Düsseldorf kündigte sich ein Wandel an: Kunststoffmaterialien und -produkte anstelle von Kautschuk; KobaltChrom-Molybdän-Legierungen für die Herstellung von Modellgussprothesen statt der Stahl-Prägeplatten; Schnelllauf-Vorrichtungen zum besseren Antrieb von Diamantinstrumenten und auch verbesserte Abformmaterialien wurden präsentiert. Motorbetriebene Patientenstühle waren der letzte Schrei Die Messe 1956 in München brachte den ersten Durchbruch elastomerer Abformwerkstoffe, mit denen dann besonders die Kronen- und Brückentechnik stark verbessert wurde. Eine Firma aus den USA demonstrierte ein Sandstrahlgerät für Zahnpräparationen, das aber schnell wieder in der Versenkung verschwand, bis 1992 erneut versucht wurde, kinetische Energie zu nutzen, ohne aber die konventionelle Präparationstechnik ablösen zu können. Motorbetriebene Patientenstühle waren der letzte Schrei. Fotos: Rheinisches Bildarchiv

Mehr unter www.omnichroma.de/bulk  ohne künstliche Farbpigmente passt sich „automatisch“ der Zahnfarbe an BisGMA–freie Formulierung für eine bessere Biokompatibilität keine Deckschicht notwendig hervorragende Belastbarkeit Neu ULK Wie „smart“ die Smart Chromatic Technology von Tokuyama wirklich ist, zeigt sich erst auf Dauer, denn die strukturelle Farbe, die aus den sphärischen Füllkörpern entsteht, passt sich nicht nur einmalig bei der Füllungslegung an die jeweilige Zahnfarbe an, sondern tagtäglich aufs Neue. Egal, ob die Zähne gebleacht werden oder nachdunkeln. B BULK Stufenlose Farbanpassung von A1 – D4 mit Tiefenhärtung Ihr Zahn verändert sich, OMNICHROMA passt sich an – so geht Chamäleoneffekt in Vollendung! Besuchen Sie uns: Halle 10.1 Stand A40

18 | TITEL zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (304) Die IDS 1959 in Frankfurt am Main war die Premiere für die Turbine und die Anwendung miniaturisierter Präparationsinstrumente im bisher nicht gekannten Drehzahlbereich. Verbesserte Gießverfahren lösten die einfache Handschleuder ab, so wie die Zahntechnik generell präziser wurde. 1962 tagte die Fédération Dentaire Internationale schließlich nach 53 Jahren wieder in Deutschland – auf der 15. IDS in Köln. Erstmals verzeichnete eine Dentalausstellung mehr als 400 Aussteller und über 50.000 Besucher. Besonders bei US-amerikanischen Geräteherstellern waren erste Anzeichen für eine grundlegende Veränderung der Ausrüstung der Behandlungsplätze erkennbar, sowie sich auch in anderen Produktbereichen ein Wandel anbahnte. 1965 hatte die Schau historischen Charakter, weil mit ihr die ergonomische (R)Evolution der zahnärztlichen Praxis begann und auch die Einrichtung zahntechnischer Arbeitsplätze vom Design und von den technischen Verfahren her modernisiert wurde. Ein Großteil der deutschen Einrichtungshersteller hatte erkannt, dass die bisherigen Behandlungsgeräte und Patientenstühle mit einer ungünstigen Arbeitshaltung und Patientenpositionierung einher gingen. Die Entwicklung der Turbine und der Mikromotoren erlaubte eine niedrige Gerätesilhouette ohne die typischen Bohrmaschinengestänge. Absaugvorrichtungen waren ein völliges Novum, aber wegen der anfallenden Kühlwassermengen beim hochtourigen Präparieren ein „Muss“. Die Ergonomie ist keine Modetorheit mehr Die 17. IDS fand ebenfalls in Köln statt. Inzwischen gab es kaum noch einen Produzenten von zahnärztlichen Behandlungsausrüstungen, der seine Produktion nicht im „neuen Stil“ umgestellt hatte, wenngleich die Zahnärzte noch zögerten, ihre Praxis umzurüsten. München war Schauplatz der 18. IDS. In einem Rückblick hieß es in den „Zahnärztlichen Mitteilungen“, dass die Fachwelt die Ergonomie „in Köln 1962 noch ohne Ahnungen, in Stuttgart 1965 sie als Modetorheit mitleidig belächelt, in Köln 1968 sie in den Mittelpunkt heftig umstrittener Standpunkte stellte und in München 1971 sie als allgemeines Gedankengut anerkannte“. Von 1974 bis 1989 wurde zusehends klar, welche Rolle die Messe in der internationalen Fachwelt einnahm: Die Aussteller-, Flächen-und Besucherzahlen stiegen rasant. Schwerpunkte der Arbeitsmittel- und Werkstoffentwicklung waren die Konsolidierung und die punktuelle Optimierung. Nur bei den Füllungsmaterialien gab es noch keine echten Alternativen für das inzwischen weltweit umstrittene Silberamalgam, das wegen seiner Quecksilberanteile – trotz aller gegenteiligen wissenschaftlichen Stellungnahmen – in Verruf geraten war. Der Laser hat Premiere In Stuttgart hatte die Lasertechnik Premiere, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch in den Anfängen steckte. Der USamerikanische Erfinder war allerdings zutiefst davon überzeugt, dass sein Gerät den Bohrer bald überflüssig machen würde, obwohl sich dieser Lasertyp recht bald als untauglich für die Präparation von Zahnhartsubstanzen erweisen sollte. Wesentliches Kennzeichen dieser IDS 1989 war das Vordringen der Implantatsysteme und der steigennde EDV-Einsatz in der Zahnarztpraxis. Ein weiterer Schwerpunkt: die Elektronisierung der zahnärztlichen Gerätetechnik. Nachdem die FDI 1992 wieder Berlin für den Weltzahnärztekongress ausgewählt hatte, sah sich der VDDI veranlasst, neben der 25. IDS in Köln auch eine Dentalausstellung in der neuen Hauptstadt zu organisieren. Was die Besucherzahlen betrifft, wiederholte sich das Debakel von 1983, als die Bundeszahnärztekammer den VDDI gedrängt hatte, zum Deutschen Zahnärztetag in Berlin – trotz der IDS in München – eine Dentalausstellung zu organisieren. 1994 bis 1999 dominierte die Produkt- und Verfahrensentwicklung mit zunehmender Beteiligung ausländischer Unternehmen an der Messe. Allen Befragungen zufolge war der Zweijahresturnus offenbar am besten geeignet, um Besucher- und Aussteller gleichermaßen zufriedenzustellen. Fachliche Schwerpunkte waren die Implantatsysteme, das digitale Röntgen, die Vollkeramik und die mehr und mehr komplexer werdende EDV-Anwendung in der Zahnarztpraxis. Die Messen waren abwechselnd mit einem Deutschen Zahnärztetag und einem Internationalen ZahntechnikKongress verbunden. Weil der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) seine Kongresse auch mit einer Fachausstellung verbinden wollte, entschloss sich der VDDI kurzfristig, die dentechnica-Fachausstellung 1976 in Wiesbaden auszurichten, was dann 1979 in München, 1982, 1984 und 1990 in Köln sowie 1987 und 1993 in Nürnberg wiederholt wurde. Mit dem Übergang vom Dreijahres- zum Zweijahres-Turnus der IDS gingen die dentechnica-Fachausstellungen zu Ende. In den Nullerjahren boomt der Keramik-, CAD/CAM- und Multimedia-Sektor. Neue Schall- und Ultraschallgeräte für die Parodontitisprophylaxe und -therapie kommen 2003 auf den Markt. 2005 hielt schließlich die Nanotechnologie Einzug in die direkte Füllungstherapie, 2009 ist der gesamte Prozess von der Abformung bis zur Herstellung eines Kronen- oder Brückengerüsts volldigitalisiert. Eine der bedeutendsten Entwicklungen stellt 2011 die Komplettierung der digitalen Herstellungskette von der Abformung bis zur fertiNeues Arbeiten mit Mikroskop 2001 Foto: Rheinisches Bildarchiv/Michael Albers

TITEL | 19 zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (305) gen Krone, Brücke oder Suprastruktur dar. „Backward Planning” ist 2013 in aller Munde. Behandlungen können ab 2019 einfach per PC oder Mobile Device geplant und an das jeweilige Gerät übertragen werden. Automatisierte Dokumentationsprozesse bringen zudem mehr Sicherheit in die Praxis. Auf der IDS 2021 wird schließlich der weltweit erste Zwei-Slot-Scanner mit RFIDTechnologie vorgestellt. Fast ein Drittel der knapp 200 VDDI-Mitgliedsunternehmen bestehen seit mindestens 90 Jahren. 1999 verzeichnete die IDS zum ersten Mal mehr ausländische (627) als inländische Aussteller (576). 2015 kamen zum ersten Mal mehr Besucher aus dem Ausland (70.411) als aus dem Inland (68.310). Zur IDS 2019 kamen 160.000 Fachbesucher aus 166 Ländern, insgesamt 2.327 Aussteller aus 64 Ländern waren auf einer Ausstellungsfläche von 170.000 m2 vertreten. Und 2023? Rund 1.700 Unternehmen aus 60 Ländern sind angemeldet und zeigen ihre Produkte auf 180.000 Quadratmetern. Sind Sie auch dabei? ck Seit 1992 findet die IDS alle zwei Jahre in Köln statt und wird veranstaltet von der GFDI Gesellschaft zur Förderung der DentalIndustrie mbH, dem Wirtschaftsunternehmen des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI), durchgeführt von der Koelnmesse GmbH, Köln. Wir danken dem VDDI für das Bildund Textmaterial. Einfach online auf cgm.com/ids anmelden, persönlichen Termin vereinbaren und zwei kostenlose Tickets erhalten. Mobile Anwendungen, die das Arbeiten mit CGM Z1.PRO erleichtern, und unsere neue Zahnarztsoftware CGM XDENT. CGMCOM-16421_DEN_IDS_0123_LBR 14.–18.03.2023 Messe Köln, Halle 11.3, Stand A8/C9 Produkt-Highlights: Erleben Sie unser Motto live auf der Weltleitmesse der Dentalbranche. „Fit for Future: Denn die Zukunft beginnt jetzt.“ BESUCHEN SIE UNS AUF DER IDS IN KÖLN. Wann: Wo: PRAKTISCHE INFOS Die Bahn bietet Zugtickets nach Köln ab 51,90 Euro (einfache Fahrt) mit dem Veranstaltungsticket an. Diese ÖPNV-Haltestellen liegen in fußläufiger Nähe zum Messegelände: Eingang Süd: S-Bahn-Haltestelle „Köln Messe/Deutz”: Linien S6, S11, S12, S19, Straßen- und U-Bahn-Haltestelle „Köln, Bf Messe/Deutz (U)”: Linien 1 und 9 Eingänge Ost, West, Nord: Straßen- und U-Bahn-Haltestelle „Koelnmesse, Köln-Deutz”: Linien 3 und 4 Ihre Eintrittskarte ist Ihr Fahrausweis (VRS): Bitte drucken Sie die entsprechende PDF in A4 aus. Der Fahrausweis berechtigt im Messezeitraum zur An- und Abfahrt zum Besuch der Koelnmesse (2. Klasse) im erweiterten Netz des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS). Barrierefreiheit: Sie haben verschiedene Möglichkeiten, von den Eingängen zu den Hallen zu gelangen. Das Messepersonal hilft Ihnen weiter und begleitet Sie auch gerne. Die Koelnmesse verfügt in allen Hallen über behindertengerechte Toiletten. Die Aufzüge sind mit wenigen Ausnahmen in vollem Umfang behindertengerecht. Schauen Sie in den Übersichtsplan: https://e. issuu.com/anonymous-embed.html?u=km_nm&d=flyer_ barrierfreier_messeaufenthalt.

Für die Analyse ausgewertet wurde eine Stichprobe von rund 400 durch die apoBank im Jahr 2021 begleiteten zahnärztlichen Existenzgründungen. Die häufigste Art sich niederzulassen – ob Mann oder Frau – ist die Übernahme einer Einzelpraxis. Die reinen Kaufpreise lagen 2021 mit 202.000 Euro in etwa auf Vorjahresniveau (2020: 208.000 Euro), und auch die gesamten Praxisinvestitionen sind mit 383.000 Euro nur geringfügig gestiegen (2020: 376.000 Euro). Grundsätzlich finden Praxisneugründungen seit Jahren eher selten statt, 2021 bevorzugte immerhin etwa jede/r siebte Existenzgründende (15 Prozent) Foto: LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com EXISTENZGRÜNDUNGEN 2017 BIS 2021 NACH GESCHLECHT ANALYSE DER APOBANK 2021 gründeten erstmals mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte Frauen und Männer hielten sich als Praxisgründer bisher die Waage. 2021 ist nun der Anteil der Zahnärztinnen auf 56 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Beim Gründungsverhalten lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede beobachten: Frauen investieren im Schnitt weniger, bevorzugen öfter Einzelpraxen und lassen sich in der Regel etwas später nieder. zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (306) 20 | PRAXIS

PM-DE-CHL-22-00018-20221222 Chlorhexamed FORTE alkoholfrei 0,2% Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle. Wirkstoff: Chlorhexidinbis(D-gluconat). Zusammensetzung: 100 ml Lösung enthalten 0,2 g Chlorhexidinbis(D-gluconat). Sonstige Bestandteile: Pfefferminzaroma; Macrogolglycerolhydroxystearat (Ph. Eur.); Glycerol; Sorbitol-Lösung 70 % (nicht kristallisierend) (Ph. Eur.); gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Antiseptische Lösung zur vorübergehenden Keimzahlverminderung im Mundraum, zur Unterstützung der Heilungsphase nach parodontalchirurgischen Eingriffen durch Hemmung der Plaque-Bildung, zur vorübergehenden unterstützenden Behandlung bei bakteriell bedingten Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und bei eingeschränkter Mundhygienefähigkeit. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Chlorhexidinbis(D-gluconat), Pfefferminzaroma (enthält Benzylalkohol, Citral, Citronellol, Eugenol, Geraniol, Limonene und Linalool) oder einen der sonstigen Bestandteile. Darf nicht angewendet werden: auf schlecht durchblutetem Gewebe, bei Wunden und Geschwüren (Ulzerationen), oberflächlichen, nicht-blutenden Abschilferungen der Mundschleimhaut (erosiv-desquamativen Veränderungen), von Personen, die das Schlucken nicht richtig kontrollieren können (u. a. Kinder. < 6 J). Kontraindiziert bei Kindern unter 6 Jahren. Nebenwirkungen: Sehr häufig: belegte Zunge. Häu reversible Verfärbungen des Zahnhartgewebes, reversible Verfärbungen von Restaurationen (u.a. Füllungen) u. der Zungenpapillen, trockener Mund, kribbelndes oder brennendes Gefühl auf Zunge zu Beginn der Behandlung, reversibles Taubheitsgefühl der Zunge. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (u.a. Urtikaria, Erythem, Pruritus). Sehr selten: anaphylaktischer Schock, reversible desquamative Veränderung der Mukosa, Reizungen der Mundschleimhaut. Nicht bekannt: reversible Parotisschwellung, reversible Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens, Warnhinweis: Enthält Pfefferminzaroma u. Macrogolglycerolhydroxystearat (Ph. Eur.). Das Pfefferminzaroma enthält Benzylalkohol, Citral, Citronellol, Eugenol, Geraniol, Limonene und Linalool. Apothekenpflichtig. Stand: 02/2021. GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG, Barthstraße 4, 80339 München. © 2023 Haleon oder Lizenzgeber. Marken sind Eigentum der Haleon Unternehmensgruppe oder an diese lizenziert. GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG ist Teil der Haleon Unternehmensgruppe. Chlorhexamed Mundgel 10 mg/g Gel. Wirkstoff: Chlorhexidinbis(D-gluconat). Zusammensetzung: 1 g Gel enthält 10 mg Chlorhexidinbis(D-gluconat). Sonstige Bestandteile: 2-Propanol (Ph. Eur.), Hyprolose, Natriumacetat, Macrogolglycerolhydroxystearat (Ph. Eur.), gereinigtes Wasser, Levomenthol, Pfefferminzöl. Anwendungsgebiete: Vorübergehende unterstützende Behandlung bei bakteriell bedingten Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) und der Mundschleimhaut sowie nach parodontalchirurgischen Eingriffen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Levomenthol, Pfefferminzöl oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Nicht anwenden: auf schlecht durchblutetem Gewebe, bei Wunden und Geschwüren (Ulzerationen); bei oberflächlichen, nicht-blutenden Abschilferungen der Mundschleimhaut (erosiv-desquamativen Veränderungen); bei Personen, die das Schlucken nicht kontrollieren können (u.A. Kinder unter 6 Jahren). Kontraindiziert bei Kindern unter 6 Jahren. Nebenwirkungen: Sehr häufig: belegte Zunge. Häufig: reversible Beeinträchtigung des Geschmackempfindens, reversibles Taubheitsgefühl der Zunge, reversible Verfärbungen des Zahnhartgewebes, reversible Verfärbungen von Restaurationen (u.a. Füllungen) und Zungenpapillen, trockener Mund, kribbelndes oder brennendes Gefühl auf der Zunge zu Beginn der Behandlung. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (u.a. Urtikaria, Erythem, Pruritus); reversible desquamative Veränderungen und Reizungen/Schwellungen der Mukosa, reversible Parotisschwellung. Sehr selten: anaphylaktischer Schock. Nicht bekannt: Reizungen/Irritationen des Mundraumes. Warnhinweis: Enthält Macrogolglycerolhydroxystearat (Ph.Eur.), Levomenthol und Pfefferminzöl. Apothekenpflichtig. Stand: 10/2021. GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG, Barthstraße 4, 80339 München. Arzneimittel Arzneimittel Scannen und weitere Informationen erhalten! PATIENTEN MIT GINGIVITIS? Zur vorübergehenden Keimzahlreduktion im gesamten Mundraum in nur 60 Sekunden Zur gezielten Behandlung einzelner entzündeter Stellen am Zahnfleisch – auch nach parodontalchirurgischen Eingriffen

diese Form der Niederlassung: Zehn Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte entschieden sich, eine Einzelpraxis neu aufzubauen, fünf Prozent wählten die Neugründung einer BAG. Doch die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte nutzen bereits vorhandene Strukturen: 2021 wählten 61 Prozent die Übernahme einer Einzelpraxis. 10 Prozent übernahmen eine Praxis, um sie mit einem weiteren Partner als Gemeinschaftspraxis zu betreiben. 12 Prozent entschieden sich, in eine vorhandene Praxis einzusteigen. Männer zahlen höhere Kaufpreise Außerdem geht aus der Analyse hervor, dass die Unterschiede bei den Praxisinvestitionen zwischen den Geschlechtern bestehen bleiben. So zeigt die Entwicklung der Investitionen bei Übernahme einer Einzelpraxis, dass bei Männern die durchschnittliche Investitionssumme mit 417.000 Euro 2021 zum ersten Mal stagnierte. Bei Frauen dagegen stieg sie auf 357.000 Euro abermals leicht an. Die hier seit Jahren existierende, große Spanne bei den Praxisinvestitionen blieb aber auch 2021 bestehen. Auffällig ist, dass mittlerweile gut ein Viertel der Existenzgründenden (26 Prozent) mehr als eine halbe Million Euro in die Praxisübernahme zwecks anschließender Einzelpraxisniederlassung steckt. Die Differenz zwischen den Praxisinvestitionen entsteht hauptsächlich durch unterschiedlich hohe Kaufpreise: Männer zahlten 2021 mit 240.000 Euro im Schnitt einen rund 38 Prozent höheren Übernahmepreis als Frauen mit 174.000 Euro. Kaum Unterschiede gab es hingegen bei der Höhe von weiteren Investitionen in die Praxis, etwa wenn es um Modernisierung, Ausstattung oder Betriebsmittel ging. Die meisten gründen zwischen 30 und 39 Jahren Insgesamt hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas an der Altersstruktur verändert: Die meisten zahnärztlichen Existenzgründenden lassen sich DER TREND ZU STEIGENDEN PRAXISINVESTITIONEN SETZT SICH BEI FRAUEN FORT UND STAGNIERT ERSTMALS BEI MÄNNERN. FRAUEN BEVORZUGEN EINZELPRAXEN STATT KOOPERATIONEN MÄNNER LASSEN SICH RUND ZWEI JAHRE FRÜHER NIEDER zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (308) 22 | PRAXIS

in einem Alter zwischen 30 und 39 Jahren nieder. Das Durchschnittsalter ist 2021 gegenüber den Vorjahren von 36,1 auf 36,8 Jahre minimal gestiegen. Ähnlich wie bei anderen Heilberufsgruppen entscheiden sich Zahnärztinnen im Durchschnitt etwas später für eine Niederlassung: So war 2021 die Hälfte der Männer bei ihrer Existenzgründung jünger als 35 Jahre alt, bei den Frauen waren es nur 35 Prozent. Insgesamt lag das Durchschnittsalter der Zahnärztinnenmit 37,7 Jahren zwei Jahre über dem der Männer mit durchschnittlich 35,7 Jahren. nb ÜBERNAHME BLEIBT ERSTE WAHL BEI DER NIEDERLASSUNG IN EINZELPRAXEN. PRAXIS | 23

zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (310) 24 | POLITIK ZFA-PROTESTAKTION Ein Danke reicht einfach nicht! Überlastet und gestresst von der Menge ambulanter PatientInnen, kaum ausreichend entlohnt und vom Bundesgesundheitsminister weiterhin übersehen – dagegen protestierte der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF) ein weiteres Mal in Berlin. Unterstützung kam auch in diesen eisigen Zeiten von Vertretern der Verbände, aus der Politik und Standespolitik – gemeinsam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der ZFA und MFA, die 90 Prozent der Gesundheitsversorgung hierzulande stemmen. Nicht nur die Temperaturen waren frostig an diesem Nachmittag in Berlin. Auch die Stimmung der Protestierenden und ihrer Unterstützer war spürbar eisig. Ein Tiefpunkt. Denn getan hat sich nichts bis zu diesem Tag Anfang Februar. Fast ein Jahr ist nach der ersten Versammlung vergangen, nach den Briefen ans Gesundheitsministerium, einer eingereichten Petition mit dem Titel „Mehr wert als ein ,Danke'“ und den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für die KämpferInnen in der ersten Reihe – aus der ambulanten medizinischen Versorgung. Die Berufsgruppe umfasst 550.000 medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte (MFA und ZFA). Sie besetzen jede neunte Stelle im deutschen Gesundheitswesen und fangen rund 90 Prozent der PatientInnen mit der ambulanten Versorgung auf. Mehr Gehalt, wie zuletzt für die Pflegekräfte, oder eine Bonuszahlung nach den enormen Anstrengungen während der CoronaHochzeit – bis heute Fehlanzeige. Deshalb gab es nun eine neue Protestaktion. Sie wollen so lange bleiben, bis die Politik auch ihnen endlich die Aufmerksamkeit gibt, die sie verdienen, beginnt Hannelore König, Präsidentin des VmF, inzwischen die bekannteste Stimme der Berufsgruppe und nicht müde, trotz der langen Reaktionszeit der Regierung. Ohne MFA und ZFA funktioniert das Gesundheitswesen nicht Aber sie weiß, wofür sie an diesem Tag wieder laut werden. Denn ohne ZFA und MFA können Praxen ihre Arbeit einstellen und die ambulante Versorgung kommt ins Straucheln. Das dürfte klar sein, so die Präsidentin. Vielleicht hilft ja ein Blick nach Großbritannien, wo Hunderttausende MitarbeiterInnen aus dem kaputt gewirtschafteten Gesundheitssystem auf die Straße gehen und die medizinische Infrastruktur mit großen Streiks lahmlegen: „Der Fachkräftemangel ist auch hierzulande so deutlich, dass Praxen schließen und Zahnärzte sich gegenseitig assistieren müssen. Der Beruf muss endlich wieder attraktiver werden!“ Und das Gehalt ist dabei eine wichtige Stellschraube, neben Anerkennung und Wertschätzung, Sicherheit und Perspektiven. Ja, es ist nach wie vor ein Berufsbereich, in dem die große Mehrheit Frauen sind. Stimmt, viele davon sind nicht in Vollzeit beschäftigt: von den MFA etwa 60 Prozent und von den ZFA etwa 52 Prozent. Der Lohn mit durchschnittlich 2.655 Euro bei den MFA und 2.300 Euro bei den ZFA reicht kaum zum Leben. Er liegt übrigens „nur 43 Cent über dem Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung“, erinnert König. Jetzt, mit der hohen Inflation, muss endlich etwas passieren. Einige Fachkräfte heuerten bereits bei Lidl oder Aldi an, weil sie dort längst besser bezahlt werden. Jede dritte ZFA denkt über den Ausstieg nach Die Bundesarbeitsagentur stuft den Beruf der ZFA inzwischen als Engpassberuf ein, mahnt Prof. Dr. Christoph Benz, als Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gekommen, um im Namen der Zahnärzteschaft den Protest zu unterstützen. „Wie viele Bei eisigen Temperaturen kamen dieses Mal weniger Betroffene zum Protest zusammen. Dafür war die Liste der RednerInnen lang, die den ZFA und MFA fast durchweg ihre Solidarität und Unterstützung aussprachen. Foto: Tanja M. Marotzke/VmF

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