ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN I WWW.ZM-ONLINE.DE AUSGABE 20 I 2022 DEUTSCHE MUNDGESUNDHEITSSTUDIE 6 Endlich solide Daten für die KFO Was ist denn das? Ein Patient, der den Schuss nicht gehört hat – ein Zufallsbefund nach der Panorama-Röntgenaufnahme. SEITE 38 Waren Sie erfolgreich? Der scheidende DGZMK-Präsident Prof. Roland Frankenberger zieht Bilanz seiner Corona-Amtszeit. SEITE 56 Achten Sie auf sich? Es sind immer die anderen, die so viel arbeiten, dass die eigene Gesundheit auf der Strecke bleibt. SEITE 82 zm16.10.2022, Nr. 20
Optimierter Betrieb durch intelligente Regelung der Saugstufen und Aggregate DRUCKLUFT | ABSAUGUNG | BILDGEBUNG | ZAHNERHALTUNG | HYGIENE Mit dem Duo Tandem und der Tyscor VS 4 sind Sie auf der sicheren Seite: Im Vordergrund steht die Zuverlässigkeit sowie der flexible Einsatz, während im Hintergrund die Software VistaSoft Monitor den Status aller Geräte automatisch überwacht. Mehr unter www.duerrdental.com * VistaSoft Monitor optional erhältlich Für mehr Flexibilität und Sicherheit. Duo Tandem und Tyscor VS 4. Überwachung aus der Ferne durch VistaSoft Monitor* Betriebssicherheit durch Einsatz von zwei Saugstufen bzw. Aggregaten Investitionssicherheit durch mitwachsende, anpassbare Systeme 50% Energieeinsparung mit Tyscor
Düstere Aussichten Apropos Energie: Preisexplosionen sind das eine. Aber was, wenn der Strom mal ganz ausbleiben sollte? In Berlin werden aktuell Pläne durchgespielt, wonach es bei einer Überlastung des Stromnetzes im Herbst und im Winter „zu temporären, lokal begrenzten Stromabschaltungen“ kommen könnte. Die Senatsverwaltung für Energie spricht von Abschaltungen über mehrere Stunden hinweg – aber vorab angekündigt und jeweils nur für bestimmte Postleitzahlbereiche. Wenn das so gut klappt wie die Durchführung von Wahlen in Berlin ... na, dann gute Nacht, Marie. Die Berliner Kliniken müssen Notstromaggregate haben, Arztund Zahnarztpraxen dürften darüber in den seltensten Fällen verfügen. Selbst eine Einschätzung der Praxen als kritische Infrastruktur dürfte dann wenig bringen, weil eine gezielte Versorgung in betroffenen Gebieten technisch kaum möglich sein dürfte. Anderswo in der Republik werden derzeit ähnliche Szenarien durchgespielt. Es könnte also passieren, dass Sie Ihre Patientinnen und Patienten nach Hause schicken müssen, weil es im wahrsten Sinne zappenduster ist. Aber das sind nach Aussage der Behörden derzeit nur „Worst Case“- Szenarien. Also wollen wir hoffen, dass durchgehend behandelt werden kann und wir wieder andere Zeiten mit besseren Aussichten bekommen. Ich wünsche trotzdem viel Spaß bei der Lektüre. Sascha Rudat Chefredakteur Nicht selten klaffen die persönliche Wahrnehmung einer Situation und die zugrunde liegenden Fakten deutlich auseinander. Da spielen eine Menge psychologischer Elemente ebenso hinein wie die eigenen Charakterzüge. Bekanntermaßen sieht der eine ein halb volles Glas, der andere ein halb leeres. Aktuell scheint aber beides recht deutlich zusammenzugehen. Kommen wir zunächst zur persönlichen Einschätzung. So hat die Stiftung Gesundheit kürzlich die aktuelle Ausgabe des Medizinklimaindex (MKI) veröffentlicht. Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage betrachten demnach knapp drei Viertel der befragten Zahnärztinnen und Zahnärzte als gut oder befriedigend. Etwas über ein Viertel schätzt seine Lage als schlecht ein. Damit beurteilt die Zahnärzteschaft die eigene wirtschaftliche Lage erkennbar besser als Fachärztinnen und Fachärzte dies tun. Bei ihnen schätzen mehr als ein Drittel die Lage als schlecht ein. Nach der wirtschaftlichen Erwartung für die kommenden sechs Monate gefragt, blicken alle gleich pessimistisch in die Zukunft. Über zwei Drittel erwarten in einem halben Jahr eine schlechtere wirtschaftliche Situation als derzeit. Optimismus sieht anders aus. Deutlich weniger besorgt sind nur die Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Über die Gründe mag man spekulieren. Diese persönlichen Einschätzungen werden auf der anderen – objektiven – Seite etwa unterfüttert durch die Preisanstiege bei den Verbrauchsmaterialien. Laut Praxisdienst sind Desinfektionsmittel im dritten Quartal noch einmal um 1,22 Prozent teurer geworden, OP-Bedarf und Einmalinstrumente um 1,33 Prozent, Laborbedarf um 0,59 Prozent. Klingt erst einmal nicht viel, doch es handelt sich um Quartalsanstiege. Eine Aussage von Praxisdienst lautet zudem: Aktuell würden die Lieferanten einen großen Teil der Teuerungen noch übernehmen, diese aber in den kommenden Monaten nach und nach an die Abnehmer weitergeben. Der große Hammer kommt also noch. Und hierbei handelt es sich natürlich nur um einen Teil der Preisspirale. Die steigenden Energiepreise, deren Entwicklung derzeit überhaupt noch nicht vollends absehbar ist – außer dass sie weiter steil nach oben gehen –, kommen noch hinzu. Vor diesem Hintergrund überrascht es fast, dass „nur“ zwei Drittel eine schlechtere wirtschaftliche Lage erwarten. Foto: Lopata/axentis EDITORIAL | 03
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1914) Inhalt MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel 8 Leserforum POLITIK 10 gematik beantwortet Fragen Das sollten Sie wissen zum Konnektortausch 16 30 Jahre zahnmedizinische Patientenberatung in Baden-Württemberg Mit einem Telefon fing alles an 20 Pilot-Workshop für junge Zahnärztinnen Krone auf und los! TITELSTORY 22 DMS 6 – KFO-Modul vorgestellt Endlich transparente Daten für die Kieferorthopädie 32 Generalversammlung des Weltzahnärzteverbandes FDI hebt Bedeutung von COVIDImpfungen für das Team hervor 36 Interview mit Flottenarzt Dr. Helfried Bieber a. D. „Auch in der Bundeswehr gibt es nur eine Zahnmedizin!“ 42 Anhörung des Gesundheitsausschusses Sachverständige verreißen GKVFinanzstabilisierungsgesetz 56 Interview mit Prof. Roland Frankenberger Die Metaperspektive im Blick und die Zahnmedizin im Herzen 68 Gebührenrecht Analoge Leistungen in der Endodontologie 86 Interview mit VDDI-Chef Mark Stephen Pace „Die Dentalbranche ist eine symbiotische Gemeinschaft!“ ZAHNMEDIZIN 38 MKG-Chirurgie Fremdkörper im OPT: Patient hatte den Schuss nicht gehört 44 Aus der Wissenschaft Führen tiefe subgingivale Restaurationen zu Gingivitis oder Parodontitis? Foto: Peer W. Kämmerer 26 Detektion häuslicher Gewalt Was Zahnärztinnen und Zahnärzte bei einem Anfangsverdacht tun können. Foto: Microgen – stock.adobe.com Titelfoto: Microgen – stock.adobe.com 64 Vaskuläre Anomalien Eine schwierige Diagnose und vielversprechende neue Therapieansätze. Der CME-Fall. 04 | INHALTSVERZEICHNIS
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1915) 64 Der besondere Fall mit CME Vaskuläre Anomalie im Kopf-Hals-Bereich 76 Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) Ästhetik geht heute auch non-invasiv! PRAXIS 12 Tag der Zahngesundheit 2022 Bunte Aktionen in vielen Regionen 26 Aufdeckung häuslicher Gewalt in Zahnarztpraxen „Wie läuft‘s denn so zu Hause?“ 46 Repräsentative Umfrage zum Jobwechsel Warum Arbeitnehmer kündigen 48 Fachkräftemangel in der Zahnarztpraxis Ist eine Hotelkauffrau die Lösung? 82 Psychische Gesundheit von Zahnärzten Bis der Druck zu viel wird GESELLSCHAFT 50 Disease-Awareness von Influencern Können diese Augen lügen? 70 Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Uniklinik Köln Zahnärzte im deutschen Kinofilm (Teil 2) 80 Hilfseinsatz in Ghana Übernatürliche Behandlungen MARKT 89 Neuheiten RUBRIKEN 60 Termine 62 Formular 94 Impressum 114 Zu guter Letzt INHALTSVERZEICHNIS | 05 Foto: Pro-Fun / Mit freundlicher Genehmigung von Herbert Klemens, Filmbild Fundus 70 Zahnärzte im deutschen Kino (Teil 2) Wie die Filme das Image der Berufsgruppe geprägt haben. TITELSTORY 22 KFO-Modul der DMS 6 vorgestellt Endlich belastbare Daten für die Kieferorthopädie – wer will jetzt noch von Überversorgung reden? Foto: pix4U – stock.adobe.com
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1916) Gerne wird von Teilen der Politik und der Krankenkassen die Behauptung aufgestellt, es gebe in der Zahnmedizin an bestimmten Stellen eine Überversorgung. Dies natürlich immer mit der immanenten Aussage, diese Überversorgung gehe zulasten der Beitragszahlerinnen und -zahler der Gesetzlichen Krankenversicherung und müsse daher abgestellt, sprich es müssten Kosten gespart werden. So haben beispielsweise verschiedene Gutachten in den vergangenen Jahren immer wieder die Frage nach der Evidenzbasierung der Kieferorthopädie aufgeworfen. Insbesondere der Bundesrechnungshof hat im Jahr 2018 nach einer entsprechenden Prüfung eine angeblich intransparente Datenlage zur kieferorthopädischen Versorgung angemahnt, die dann in der Folge in Medien und Öffentlichkeit breit diskutiert wurde. Auch ein weiteres, im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstelltes Gutachten des IGES-Instituts zum Nutzen kieferorthopädischer Behandlungsmaßnahmen kam zu dem Schluss, dass mit weiteren Untersuchungen die Evidenz kieferorthopädischer Behandlungen und der tatsächliche Versorgungsbedarf in Deutschland ermittelt werden müssten. Mit der Aufnahme des Forschungsprojekts „Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern“ (KFO-Modul) in die sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) ist die KZBV der politischen Forderung nach einer nationalen epidemiologischen Untersuchung nachgekommen und hat mit einem äußerst ambitionierten Studiendesign den medizinischkieferorthopädischen Versorgungsbedarf durch das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) wissenschaftlich neutral bestimmen lassen. Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien bei Kindern waren in diesem Umfang seit mehr als 30 Jahren nicht mehr flächendeckend ermittelt worden. Von Januar bis März 2021 hat das IDZ dazu an 16 verschiedenen Orten in Deutschland mehr als 700 Kinder im Alter von acht und neun Jahren wissenschaftlich untersucht. Wichtigster Partner war dabei die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO). Sie hat einerseits einen maßgeblichen Anteil an der Finanzierung der Studie geleistet und andererseits die Leitlinie zum idealen Behandlungszeitpunkt kieferorthopädischer Anomalien und die damit verbundene Darstellung der Evidenzbasierung kieferorthopädischer Therapien auf höchstem Evidenzlevel erarbeitet. Die Studienergebnisse zeigen, dass der kieferorthopädische Behandlungsbedarf von Kindern und Jugendlichen von etwa 40 Prozent über viele Jahre konstant geblieben ist. Zudem sehen wir eine gleichbleibende Verteilung in den kieferorthopädischen Indikationsgruppen. Die Ergebnisse zur Frühbehandlung und der Vergleich mit weiteren Abrechnungsdaten belegen, dass es in der kieferorthopädischen Versorgung – anders als behauptet – keine Überversorgung gibt. Unsere Analysen haben zudem gezeigt, dass bei einem kieferorthopädischen Versorgungsbedarf häufig auch eine Einschränkung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität mit Schwierigkeiten beim Kauen von Nahrung einhergeht. Kinder mit einem kieferorthopädischen Behandlungsbedarf weisen einen deutlich höheren Anteil an kariösen Zähnen auf als Kinder ohne kieferorthopädischen Behandlungsbedarf (44,7 Prozent versus 37,1 Prozent). Die Kieferorthopädie ist und bleibt daher essenzieller Bestandteil einer präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, die seit vielen Jahrzehnten ebenso konsequent wie erfolgreich von der Zahnärzteschaft umgesetzt wird. Dieser präventionsorientierte Versorgungsansatz führt zu einer tendenziell konstanten, in Teilen sogar rückläufigen Morbidität und weniger Folgeerkrankungen. Nicht zuletzt führt diese positive Entwicklung zu weniger Folgekosten und seit Jahren auch zu einem rückläufigen Anteil der Ausgaben für die vertragszahnärztliche Versorgung an den Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt. Dr. Wolfgang Eßer Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Einen Beitrag zum Thema finden Sie auf Seite 22. Foto: Knoff/KZBV Keine Überversorgung in der Kieferorthopädie feststellbar 06 | LEITARTIKEL
STATIM® B 006887 08.21 Sterilisation in ihrer reinsten Form VAKUUMAUTOKLAV Kleines Gerät, große Leistung Sterilisiert verpackte Ladungen in nur 27 min. Arbeitet nach Plan Programmierbare Funktionen zum Planen von Testzyklen und Vorwärmen der Kammer. Intelligente Funktionen, verbesserte Automatisierung Wartungserinnerungen, Video-Tutorials und Tipps zur Fehlerbehebung. Für weitere Informationen: scican.com/eu/statim-b
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1918) Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief per Mail an: leserbriefe@zm-online.de oder per Post an: Redaktion Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. DER RICHTIGE RESTAURATIONSWERKSTOFF GOLDRESTAURATION EHER AUSNAHME ALS GOLDSTANDARD Zur Titelgeschichte „Zahnerhaltung mit anpassungsfähigen Goldlegierungen: Warum Gold der Goldstandard bleibt“, zm 19/2022, S. 44–50. Als junger Zahnarzt, der ich kaum zwei Jahre im Beruf bin, kann ich mir aktuell nicht vorstellen, der breiten Masse an Patienten Gold als Versorgung empfehlen zu können. Folgende Punkte stören mich und diese Aspekte finde ich im Artikel auch nicht ausreichend diskutiert: 1. Vollkeramische Werkstoffe aus Zirkon oder LithiumDisilikat-Keramik lassen sich heutzutage problemlos auch chairside verwenden und optimal in einem digitalen Workflow ohne technikintensive und -sensitive Schritte wie Aufwachsen, Einbetten, Gießen etc. verarbeiten. Wie die Autoren selbst bemerkt haben, lässt sich Gold aktuell noch nicht auf die gleiche einfache und (kosten)effektive Weise verarbeiten wie zum Beispiel Keramik-Rohlinge. 2. Der Vergleich zu Lithium-Disilikat-Keramik fehlt leider im Artikel. Über die Abrasionsfestigkeit von Oxidkeramiken, insbesondere wenn nach einigen Jahren der Glanzbrand verloren gehen sollte und darunter eine unpolierte Oxidkeramik zum Vorschein kommt, wird ja bereits seit Längerem diskutiert. Ein Vergleich mit Materialien wie beispielsweise IPS e.max®, die sich im Mund aufgrund ihrer geringeren Härte deutlich anders verhalten, wurde leider nicht gezogen. 3. Viele Patienten empfinden nicht zahnfarbene Restaurationen als unattraktiv oder sogar beschämend, wenn für Außenstehende sichtbar wird, dass Zähne offensichtlich Leserforum Foto: pictworks – stock.adobe.com restauriert werden mussten. Einem Patienten, der sich eine ästhetisch ansprechende Restauration wünscht, könnte man dann immer noch eine VMK-Krone anbieten, wobei hier die Überlebensrate aufgrund von Abplatzungen der Verblendung deutlich schlechter ausfallen dürfte als bei nicht Verbund-Werkstoffen. 4. Befestigung: Hier bleiben die Autoren den Nachweis schuldig, dass bei der adäquaten Anwendung und Verarbeitung von adhäsiven Befestigungsmaterialien Pulpadegenerationen und Nekrosen in mindestens größerer Zahl auftreten können als bei konventionellen Zementen. Was ist zudem mit der Gefahr einer Sekundärkaries an Restaurationsrändern nach einem Auswaschen der Zementfuge oder der Befestigung an Zahnstümpfen mit geringerer Retention? 5. Nachhaltigkeit: Im klassischen Workflow, wie er nach wie vor der Standard für Goldrestaurationen sein dürfte, fallen viel mehr Abfälle an als dies bei einem zum Beispiel chairside realisierbaren Workflow mit Keramik der Fall ist. Die Gewinnung des Rohstoffs Gold findet zudem unter höchst bedenklichen Umständen und größten Umweltschäden statt. Alles in allem finde ich es sehr gut, nicht nur blauäugig für jede Indikation keramische Werkstoffe in Betracht zu ziehen, insbesondere aufgrund des hohen Hartsubstanzverlusts, der für eine adäquate anatomische Gestaltung beispielsweise der Kaufläche und des Präparationsrandes erforderlich ist. Nichtsdestotrotz wird eine Goldrestauration für mich auch in Zukunft eher die Ausnahme als der Goldstandard sein. David Lukas Stark, Münster
DER RICHTIGE RESTAURATIONSWERKSTOFF WAS LANGE HÄLT, SOLLTE MITTEL DER WAHL SEIN Zur Titelgeschichte „Zahnerhaltung mit anpassungsfähigen Goldlegierungen: Warum Gold der Goldstandard bleibt“, zm 19/2022, S. 44–50. Dieser Artikel spricht mir als Zahntechniker und Zahnarzt aus der Seele. Zu meiner Zeit als Zahntechniker in Freiburg/Br. haben wir weder gefräst (außer Teleskope und Geschiebe) noch Zahnersatz am Computer konstruiert. Meine eigenen Goldinlays und Teilkronen wurden 1986 auf Modellen aus Hydroabdrücken von mir als Lehrling selbst hergestellt, allerdings auch vom „besten“ Zahnarzt im 100-km-Umkreis präpariert. Sie befinden sich alle noch in situ. Im Laufe der Jahre hatte ich auch mehrere Kollegen in Behandlung, die sich alles, was ästhetisch verträglich war, von mir in Gold haben restaurieren lassen. Versuchen Sie mal, einen Blechteller zu zerbrechen! Metalle haben natürlich durch ihre höhere Elastizität Vorteile. Was wir in der Uni über Materialkunde gelernt haben, ist ja durch das Auftauchen von Keramiken nicht plötzlich falsch. Ich denke, aus unserem Vorwissen und aus unserer Erfahrung heraus ist es eine Frage des gesunden Menschenverstands, eine lange bewährte Technik mit zusätzlich statistisch bewiesener Erfolgsrate nicht einfach aufzugeben, weil der ästhetische Mainstream und die Industrie uns etwas Neues verkaufen wollen. Weil ich mich seit Jahren sehr intensiv mit Endo beschäftige und zum großen Teil von Überweisungen dafür lebe, sehe ich viele fremde Arbeiten. Was ich an Vollkeramik gesehen habe, hat mich meist wenig begeistert. Es gibt Ausnahmen, aber die sind selten. Dagegen habe ich viele sehr alte und intakte Goldrestaurationen gesehen. Bei bis zu 98 Jahren alten Patienten, vollbezahnt mit vielen alten Goldinlays und ohne Handlungsbedarf. Im Grunde geht es doch in unserem Beruf um Substanzerhaltung. So jedenfalls habe ich mein Studium verstanden. PA, Endo, Kons und ZE sind da alle gleich. Was lange hält, sollte das Mittel der Wahl sein. Mathias Jancke, Pinneberg zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1919) ZAHNERSATZ MIT QUALITÄTSVERSPRECHEN Sicherheit wird hier zum Wohlgefühl! QSDental geprüft AusVerantwortungfür Qualität &Sicherheit ® Wie Sie wissen, gibt es nichts Schöneres als glückliche Patienten. Für diese Aufgabe stehen Ihnen dieQS-Dental geprüften zahntechnischen Meisterlabore als fachlich versierter und lokaler Partner für Ihre Praxis immer kompetent zur Seite. Gerade in diesen Zeiten schenken Sie sich und Ihren Patienten noch mehr Sicherheit und Qualität! Geprüfte Meisterlabore arbeiten mit einem speziell auf die Branche abgestimmtenQualitätssicherungskonzept, das die Qualität steigert und mehr Sicherheit bietet. Sie können sich hier stets bester Ergebnisse sicher sein – zumWohle aller Ihrer Patienten. Noch ohne QS-Labor? Gehen Sie auf Nummer sicher. Sie wollen ein QS -Labor in Ihrer Nähe kennenlernen? Prima. Dann informieren Sie sich unter: WWW.QS-DENTAL.DE Besuchen Sie uns auf der IDS! Köln• 14. bis 18. März 2023 LESERFORUM | 09
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1920) GEMATIK BEANTWORTET FRAGEN Das sollten Sie wissen zum Konnektortausch Seit September 2022 laufen die ersten Zertifikate von TI-Konnektoren ab. Vom Tausch betroffen sind alle ZahnärztInnen und ÄrztInnen, deren Konnektor im Herbst 2017 hergestellt wurde. Was jetzt zu tun ist? Die gematik beantwortet die wichtigsten Fragen. Für Konnektoren, die aktuell und bis August 2023 ablaufen, bleibt es dabei: Sie müssen ausgetauscht werden. Das haben die Gesellschafter der gematik ihrer Versammlung am 29. August 2022 bestätigt. Dem vorangegangen war im Sommer eine Diskussion um die Notwendigkeit der Maßnahme, nachdem externe IT-Experten ihre Alternativlosigkeit in Zweifel gezogen hatten. Seit Juni 2022 werden die betroffenen Praxen nun vom Hersteller kontaktiert und mit zeitlichem Vorlauf über den notwendigen Konnektortausch informiert. Für das Jahr 2022 gilt dies in erster Linie für TI-Konnektoren des Herstellers CGM, teilt die gematik mit. Für alle Praxen wurden jetzt zusätzlich FAQ veröffentlicht, die die wichtigsten Fragen beantworten sollen (https://bit.ly/konnek tortausch, siehe auch QR-Code). Die FAQ sollen regelmäßig aktualisiert werden, der letzte Stand ist vom 15. September und lautet wie folgt: Kann ich auch einen Konnektor von einem anderen Hersteller nehmen? Ja. Beim Konnektortausch können die ZahnärztInnen sich entscheiden, den Anbieter zu wechseln. Neben den drei Herstellern CGM, secunet und RISE gibt es die Möglichkeit, einen Konnektor-Hosting-Service zu nutzen. Was bedeutet „Konnektor-Hosting“? Dabei wird der Konnektor, den die Praxis nutzt, durch einen Dienstleister in dessen Rechenzentrum betrieben und nicht (mehr) lokal vor Ort in den Praxisräumlichkeiten. Der Dienstleister bietet dabei also den Raum und die Administration für den Konnektor an. Um den Konnektor und somit den TI-Zugang zu nutzen, muss das Netz des Zahnarztes oder der Zahnärztin über ein VPN (Virtual Private Network) ins Rechenzentrum des Dienstleisters verlängert werden. Auch die Verantwortung des Betriebs des Konnektors, wie beispielsweise Erfüllung der Vorgaben aus dem Konnektor-Handbuch, verbleibt bei der Nutzerin beziehungsweise dem Nutzer. Daher erfordert diese Dienstleistung entsprechende vertragliche Regelungen zwischen NutzerIn und DienstleisterIn, etwa einen Auftragsverarbeitungsvertrag. Was bedeutet „zugelassene Rechenzentrumslösung“? Bei einem zugelassenen Rechenzentrum hat die gematik die technische Umsetzung und den Betrieb geprüft. Dadurch liegt die Verantwortung für die Verarbeitung im Rechenzentrum bei dem Anbieter, und eine Auftragsdatenverarbeitung ist nicht mehr nötig. Seitens der gematik gibt es für die aktuellen Hosting-Lösungen keine Vorgaben und Zulassungsverfahren. Die Rechenzentrumslösungen sind derzeit noch in Entwicklung. mg Hier geht‘s zu den FAQ der gematik. DIE KOSTENERSTATTUNG IST BESCHLOSSEN Die pauschalen Erstattungsbeträge für den Konnektortausch sind vereinbart und wurden im Bundesmantelvertrag – Zahnärzte (BMV-Z) auf der Website der KZBV (https://bit.ly/kzbv_pau schale unter „Anlage 11a: Pauschalen-Vereinbarung“ oder QR-Code) veröffentlicht. Der Anspruch auf die Pauschale von einmalig 2.300 Euro je Konnektorstandort und einmalig 100 Euro je stationärem eHealth-Kartenterminal besteht, sofern die Sicherheitszertifikate des auszutauschenden Konnektors sowie der auszutauschenden Smartcard („gSMC-KT“) jeweils noch maximal sechs Monate gültig sind und die Sicherheitszertifikate in den neu eingesetzten Komponenten eine Restlaufzeit von mindestens vier Jahren ab Installation aufweisen. Die Erstattungen gelten rückwirkend ab dem 1. Februar 2022. Foto: Gorodenkoff – stock.adobe.com 10 | POLITIK
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TAG DER ZAHNGESUNDHEIT 2022 Bunte Aktionen in vielen Regionen In diesem Jahr waren sie trotz Pandemie wieder möglich: die vielen bunten Aktionen in und mit Kindergärten und Schulen zum Tag der Zahngesundheit. Das Motto in diesem Jahr: „Gesund beginnt im Mund – in Kita & Schule“. Vom helfenden Hund bis zu geschminkten Kinder-Hexen: Schauen Sie mal, was alles in den Ländern los war! Foto: Landeszahnärztekammer Thüringen. Mehr als 250 Besucher kamen in die Kindererlebniswelt Rumpelburg in Bad Langensalza. Dort übte Zahnarzt Dr. Gunther Wurschi mit Kindern das richtige Zähneputzen. Foto: K. Kapfer / LAGZ Bayern Über 1.000 Kita- und Grundschulkinder feierten am Oberen Stadtplatz in Deggendorf den Tag der Zahngesundheit, den die LAGZ Bayern traditionell mit einem Kinderfest begeht. Foto: AKJ HEF-ROF Tag der Zahngesundheit in der City Galerie in Bad Hersfeld: Es gab einen Infostand zum 5-Sterne-Konzept, Stände, wo man Haferflocken selbst herstellen, Apfelspiralen drehen und Teesorten probieren konnte, wo die Kinder sich als Irma schminken lassen und verkleiden konnten, ein Glücksrad mit tollen Gewinnen und Infos – und es gab die Zahnbürsten-Gravurmaschine. Zum Schluss wurden unter den Kindern, die alle Stände ausprobiert hatten, tolle Gewinne verlost. BAYERN HESSEN THÜRINGEN zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1922) 12 | PRAXIS
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1923) Foto: Edmonds, KZV Nordrhein Aktion der KZV Nordrhein in der Hundetagesstätte Pfotenfreunde in Duisburg: Die Leiterin der Tagesstätte, Nadine Brandes, zeigt den Kindern mithilfe von Benji, wie man sich die Zähne putzt. Foto: Treblin/ZKN Am Stand zum Tag der Zahngesundheit in Hannovers Innenstadt konnten Kinder das Zähneputzen üben. Foto: IZZ BW/Kraufmann Neben zahlreichen Attraktionen rund um das Erlebnis-Forum Zahngesundheit war auch der Check auf dem Zahnbehandlungsstuhl mit Intraoralkamera ein eindrückliches Erlebnis. Foto: Dr. Daqwin Lauer Insgesamt fanden in elf Bezirksstellen Aktionen statt, zum Beispiel in der Bezirksstelle Gelsenkirchen: „Zähneputzen ist doch klar und mindestens zweimal täglich voll normal.“ NIEDERSACHSEN WESTFALEN-LIPPE NORDRHEIN BADEN-WÜRTTEMBERG PRAXIS | 13
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1924) Foto: Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Sachsen-Anhalt e. V. hatte zum Auftakt am 14. September zum Kita-Sportfest in die Bildungsstadt Braunsbedra im Saalekreis eingeladen. Die Kinder aus sieben Kitas der Stadt erlebten dort einen bunten Vormittag mit Spiel, Sport und Spaß sowie zahlreichen Aktionen zur Zahngesundheit. Hier demonstriert eine Zahnärztin des Gesundheitsamtes Saalekreis den Kindern anhand eines Styropor-Zahns, wie Säure auf den Zahn wirkt. Foto: Jana Zadow-Dorr Die Landeszahnärztekammer, Landestierärztekammer und der Tierpark Cottbus veranstalteten am 14. September im Tierpark endlich wieder ihren Aktionstag – nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause. Knapp 400 Schüler der dritten Klassen aus Schulen des gesamten südlichen Brandenburgs folgten der Einladung. Foto: ZÄK Berlin Zum 25. September veranstalten die Zahnärztekammer Berlin, die LAG Berlin und die Mitteldeutsche Zahntechniker-Innung einen Kreativ-Wettbewerb: Bis zum 30. November können alle Kinder der 1., 2. und 3. Klassen der Berliner Grundschulen ihre Bilder, Zeichnungen, Bastelarbeiten und Collagen als Einzel- oder Gruppenarbeit zum diesjährigen Motto bei der Kammer einreichen. Die zehn besten Beiträge werden mit Preisen für die ganze Klasse belohnt. Mehr unter www.zaek-berlin.de/tdz. Das Foto zeigt Motive aus dem vergangenen Jahr. SACHSEN-ANHALT BRANDENBURG BERLIN 14 | PRAXIS
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1926) 30 JAHRE ZAHNMEDIZINISCHE PATIENTENBERATUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Mit einem Telefon fing alles an Den Anfang machten die Schwaben, ganz klein, und zwar mit einem Bürgertelefon in Stuttgart. Inzwischen sind 30 Jahre vergangen und die zahnmedizinischen Patientenberatungen in jedem Bundesland fest etabliert. Vorreiter Baden-Württemberg geht bereits einen Schritt weiter und informiert ratsuchende Patienten neuerdings auch per Video. Die Anwendung ist webbasiert und kann mit dem PC, Laptop, Tablet oder Mobiltelefon gestartet werden. „Das funktioniert so einfach wie WhatsApp,“ erklärt eine Mitarbeiterin der in Stuttgart angesiedelten Patientenberatungsstelle. „Die Ratsuchenden schätzen den trotz Video persönlichen Kontakt, vis à vis sozusagen im Gegensatz zum Telefon“, bestätigt Dr. Konrad Bühler, seit 2014 Vorsitzender des Verwaltungsrats der Zahnmedizinischen Patientenberatung in Baden-Württemberg. „Man kann mit der Stimme eben auch ein Gesicht verbinden. Sie schätzen weiterhin, dass sie nicht zu einer Beratungsstelle anreisen müssen. Sie finden es außerdem sehr vorteilhaft, dass man zusammen Röntgenbilder und den Kostenvoranschlag beziehungsweise den Heil- und Kostenplan anschauen kann. Manche laden sogar ein Foto aus ihrem Mund hoch.“ Angefangen hat die Beratungsplattform mit einem Bürgertelefon, das 1991 vom Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit BadenWürttemberg (IZZ) eingerichtet wurde und im Laufe des Jahres 1992 das Angebot zur zahnmedizinischen Patientenberatung auf das ganze Bundesland ausweiten konnte. Zahnärzte, die ihre Kompetenz und ihr in der Praxis erworbenes Knowhow in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen, waren und sind die Ansprechpartner in der Beratungsstelle. Sie verstehen sich als Lotsen für die Patienten. Die Akzeptanz war von Anfang an groß. 1996 ging das „Zahnarzt-Telefon“ – bundesweit ein Pilotprojekt – als „Zahnmedizinische Patientenberatung“ an den Start. Ab 1998 konnten neben der telefonischen Beratung auch persönlich Termine vereinbart werden. Getragen wird das gesamte Angebot von der KZV und der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, erhielt die zahnmedizinische Patientenberatung 2014 eine eigene Geschäftsstelle, bis dahin organisierte das IZZ die telefonische Beratung. ZIEL IST EIN GESPRÄCH AUF AUGENHÖHE Die Beratung umfasst das Spektrum von zahnmedizinischen, juristischen bis zu finanziellen Fragen einer Behandlung. Die Beratung findet immer losgelöst von wirtschaftlichen und politischen Interessen statt. Ziel ist, den Patienten zu helfen, sich über die Vor- und Nachteile der vielfältigen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Damit die Beratung neutral und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft erfolgt, werden die beratenden Zahnärzte speziell geschult. Da sie der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, kann ihnen der Ratsuchende voll vertrauen. Im Gespräch achten sie auch darauf, die Information für die Laien verständlich zu formulieren und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Foto: IZZ BW Um sich eine Anreise zum persönlichen Zweitmeinungstermin zu ersparen und auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, sollen in Zukunft noch mehr Ratsuchende die Online-Beratung wählen. 16 | POLITIK
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1928) Das ist besonders dann wichtig, wenn zusätzliches Expertenwissen benötigt wird, nachdem der Patient mit seinem Hauszahnarzt über Brücken oder Implantate, Zahnersatz oder kieferorthopädische Maßnahmen gesprochen hat. Auf dem Zahnarztstuhl befindet sich der Patient meist in einer Stresssituation, Fragen kommen nicht selten im Nachhinein auf, die er dann neutral beantwortet haben möchte. ÜBER 31.000 BERATUNGEN IN EINEM JAHR Dann kann er sich kostenlos eine Zweitmeinung einholen. Die neutralen Beratungszahnärzte können den HKP erläutern, Unterstützung bei der anstehenden Behandlungsentscheidung leisten und auch Alternativen aufzeigen. Die persönlichen Gespräche finden in den Zahnärztehäusern Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Tübingen, im Notfalldienstzentrum Heidelberg sowie in den zahnärztlichen Fortbildungsinstituten in Karlsruhe und in Stuttgart statt. Wie wichtig eine vertrauensvolle und fachlich fundierte Kommunikation für die Patienten ist, zeigen Zahlen der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung von 2020: Mit über 31.000 zahnmedizinischen Beratungen sind die Beratungsstellen von Kammern und KZVen mit großem Abstand die meistbesuchte Anlaufstelle für Patienten. Rund ein Drittel der bundesweit Ratsuchenden werden von ihrer Krankenkasse auf die zahnmedizinische Patientenberatung aufmerksam gemacht. In Baden-Württemberg waren es 36,15 Prozent – der Kammer zufolge ein großer Vertrauensbeweis der Kostenträger. Die aktuellsten Zahlen für das Land stammen aus 2021: Insgesamt 3.770 Beratungen wurden geführt, davon waren 392 persönliche Gespräche zur Einholung einer Zweitmeinung. Darunter sind Frauen mit 63,5 Prozent unter den Ratsuchenden in der Mehrheit. Das gilt auch für GKV-Versicherte, die fast 90 Prozent der Beratungsfälle ausmachen. LL WESTFALEN-LIPPE IST SEIT 1996 AM START In Westfalen-Lippe können sich seit 26 Jahren Patienten kostenfrei über zahnärztliche Themen eine zweite Meinung einholen. Jeden Mittwoch werden die Anfragen telefonisch von einem Beraterteam aus erfahrenen Zahnärzten beantwortet. „Die Patientenberatungsstelle fungiert dabei als unabhängiger Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten. Wir sind sehr stolz, dass wir über die Jahre bereits mehr als 20.000 Ratsuchenden weiterhelfen konnten“, berichtet Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Dabei sei es immer das wichtigste Ziel, die Anliegen der Patienten ernst zu nehmen und am Ende eine sachgerechte Lösung zu finden. KZV-Chef Dr. Holger Seib: „Weitere wichtige Aufgaben unserer Patientenberatung sind sachliche Informationen zu Behandlungsverfahren, Materialien und modernen Versorgungsformen oder auch Informationen zu komplexen Abrechnungen oder zu umfangreichen Planungen von Behandlungen.“ Auch die zahnärztliche Begutachtungsstelle in Westfalen-Lippe feierte 2021 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie soll Klarheit im Fall eines möglicherweise vorliegenden Behandlungsfehlers schaffen und helfen, Konflikte außergerichtlich aufzuklären und zu lösen. „In vielen Fällen konnte so ein aufwendiges und langwieriges Gerichtsverfahren vermieden und dennoch Sachverhaltsaufklärung und Rechtsfrieden herbeigeführt werden. Das macht die Arbeit der Begutachtungsstelle so bedeutsam“, sagt Rieckesmann. Foto: Zahnärztekammer Westfalen-Lippe „Während der Pandemie sind unsere Berater ins Homeoffice gewechselt. Das hat prima funktioniert und hat auch der Nachfrage nicht geschadet – ganz im Gegenteil“, berichtet das Team der Beratungsstelle Westfalen-Lippe. Foto: IZZ BW Bisher sind zwei geschulte Berater im Video-Einsatz. Eine Team-Erweiterung ist geplant, weil das Format so gut ankommt. Die Mitarbeiter sprechen von einem großen Mehrwert im Vergleich zur reinen Telefon-Beratung – aufgrund der möglichen „Visualisierung“ der Fragestellung. 18 | POLITIK
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zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1930) PILOT-WORKSHOP FÜR JUNGE ZAHNÄRZTINNEN Krone auf und los! Wer als Neuling in etablierte Kreise kommt, hat es natürlich immer schwer. Aber gerade Frauen haben oft große Probleme, sich in männerdominierten Zirkeln durchzusetzen. Wie sich junge Zahnärztinnen in den Gremien der zahnärztlichen Selbstverwaltung Gehör verschaffen, zeigte ein Workshop der KZV Baden-Württemberg Ende September in Stuttgart. Dr. Ute Maier und Dr. Florentine Carow-Lippenberger wissen, wie es ist, als Frau in die zahnärztliche Selbstverwaltung einzutreten. Ihre Erfahrung: Frauen wurden und werden oftmals nicht auf Augenhöhe wahrgenommen. Eigene Interessen vorzubringen und durchzusetzen? Ist in diesen Runden nicht so einfach. Da Frauen in den standespolitischen Gremien auch aus diesem Grund unterdurchschnittlich vertreten sind, initiierten Baden-Württembergs KZVChefin und die Vorstandsreferentin für Frauen und Angestellte kurzerhand einen Workshop, zu dem sie gezielt junge interessierte Frauen einluden. „Männer treten in der Regel anders auf und haben auch in Männergruppen ein anderes Standing als Frauen“, hob Carow-Lippenberger hervor. Sie wolle die Frauen aus dem Hintergrund holen. Die KZV sei viel mehr als Honorarabrechnung und Qualitätsprüfung – in den Gremien würden die Weichen für die Regelungen der Zukunft für den Berufsstand gestellt. SCHULTERN ZURÜCK UND KOPF HOCH Maier ergänzte: „Es ist wichtig, dass gerade die jungen Zahnärztinnen sich einbringen, um die Bedingungen der Berufsausübung im Sinne der künftigen Generationen mitzugestalten.“ Wie sehr es drauf ankommt, selbstbewusst die eigenen Themen vorzubringen, vermittelte der Tübinger Kommunikationstrainer Alexander Ries. Er gab den Teilnehmerinnen dabei viele Tipps zu Körpersprache, Atmung, Stimmlage und zur Strukturierung der Inhalte von Redebeiträgen. Anhand von Übungen vor der Kamera zeigte Ries auch, welche Fehler man möglichst vermeiden sollte: „Verbale Kämpfe kosten oft sehr viel Kraft und laufen trotzdem häufig ins Leere. Strategisch klüger ist es, sich Verbündete zu suchen, sich ein Netzwerk zu bauen und andere mit guten Argumenten für die eigene Sache zu begeistern.“ NICHT VERKÄMPFEN, SONDERN NETZWERKEN Am Ende waren sich alle einig: Dieser Pilot-Workshop muss unbedingt wiederholt werden! „Ich hoffe, dass unser Workshop dazu führt, dass die jungen Frauen sich trauen, sich aktiv in die Standespolitik einzubringen“, bilanzierte Maier. „Es sollte mittlerweile jeder und jedem klar sein, dass unsere Selbstverwaltung verjüngt werden muss und es keine Frage ist, dass vor allem auch junge Frauen ermutigt werden müssen, sich zu engagieren.“ Als gutes Zeichen bewerten beide, dass sich der Frauenanteil in der Vertreterversammlung der KZV in der nächsten Legislatur um 12 Prozent auf 38 Prozent erhöht. Künftig sind dort 19 von 50 Delegierten Frauen. Jenny Dusche, KZV B-W RICHTIGES AUFTRETEN UND KÖRPERSPRACHE 1. Auf Haltung achten Schultern zurück, Krone auf – so zeigt man Präsenz! 2. Inhalte strukturieren \ Present, Past, Future + Enthusiasm: Mach Dir bei der Strukturierung von Inhalten die „Power of 3“ zunutze: 3 Ziele, 3 Gründe, 3 Beispiele 3. Atmung und Stimme kontrollieren \ Die beste Atemtechnik vor einem Vortrag, einer Aufnahme oder einer wichtigen Besprechung: kurzes Einatmen – langes Einatmen – langes Ausatmen. Dabei durch die Nase ein- und durch den leicht geöffneten Mund ausatmen. Das hilft auch bei Lampenfieber! \ Finde jemanden, dessen Stimme dir gefällt! Nimm ihn 30 Sekunden auf. Dann Aufnahme abspielen, stoppen, nachsprechen. Durch Imitation lernt man! \ Stimmlage verbessern: Vermeide die Kopfstimme, versuche Bass in die Stimme zu kriegen! 4. Bewegung – Tricks und Tipps \ Was machst Du mit Deinen Händen? Achte auf Deine Handbewegungen, gestikuliere absichtlich mehr und finde Deine Bewegungen. Nutze offene Hände, niemals die Faust. \ Was machst Du mit Deinen Füßen? Bewegung, ja! Aber nicht unruhig. Gehe langsam und zielgerichtet auf Personen zu und suche dabei Blickkontakt. 5. Finde Deine Super-Power, auf die Du dich verlassen kannst und die für Dich arbeitet, etwa als: \ Improvisationskünstlerin, \ gute Rednerin, \ strategische Denkerin oder als \ Überzeugungstäterin, die andere mitreißen kann. Foto: KZV Baden-Württemberg 20 | POLITIK
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zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1932) DMS 6 – KIEFERORTHOPÄDISCHES MODUL VORGESTELLT Endlich transparente Daten für die Kieferorthopädie Seit über 30 Jahren ist die Prävalenz von Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern in Deutschland nicht mehr flächendeckend ermittelt worden. Ob und wie sich der kieferorthopädische Behandlungsbedarf zwischenzeitlich verändert hat, darüber gab es lebhafte Diskussionen in der Gesundheitspolitik – vor allem das Wort von der Überversorgung machte die Runde. Nun hat das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) neue epidemiologische Daten vorgestellt, die Transparenz bieten und wissenschaftlich fundierte Entscheidungsfindungen ermöglichen. Etwa 40 Prozent der acht- und neunjährigen Kinder in Deutschland weisen einen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf auf, der nach den Richtlinien der vertragszahnärztlichen Versorgung therapiert werden sollte. Ein Vergleich mit Abrechnungsdaten unterstreicht, dass sich dieser Behandlungsbedarf weitgehend mit der Versorgungsrealität deckt und es in diesem Bereich – anders als immer wieder von Gesundheitspolitikern behauptet – keine Unter- oder gar Überversorgung gibt. Diese Daten sind Ergebnisse des Forschungsprojekts „Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern“ und werden als „kieferorthopädisches Modul“ in die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6), womit Daten zur Mundgesundheit in Deutschland systematisch erhoben werden, integriert. Die Ergebnisse wurden am 22. September 2022 auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie e. V. (DGKFO) präsentiert und am Folgetag im Rahmen einer Pressekonferenz durch das IDZ gemeinsam mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der DGKFO einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. HOHE PRÄVALENZ VON ZAHN- UND KIEFERFEHLSTELLUNGEN Für die Studie wurde untersucht, wie verbreitet Zahn- und Kieferfehlstellungen bei acht- und neunjährigen Kindern in Deutschland sind und welcher kieferorthopädische Versorgungsbedarf daraus entsteht. Darüber hinaus wurden die Zusammenhänge zwischen Zahn- und Kieferfehlstellungen und der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie Karieserkrankungen beleuchtet. Die neue Studie ist das erste Modul der DMS 6. Die Ergebnisse zeigen, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen neben Karies und parodontalen Erkrankungen zu den häufigsten Gesundheitsbeeinträchtigungen in der Mundhöhle gehören. Gemeinsame Präsentation des kieferorthopädischen Moduls der neuen DMS 6: Prof. Dr. Dr. Peter Proff, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie e.V. (DGKFO), Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Konstantin von Laffert, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Prof. Dr. A. Rainer Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) (v.l.n.r.) Foto: Frank Nürnberger
METHODIK Prof. Dr. A. Rainer Jordan, wissenschaftlicher Direktor des IDZ, erläuterte das Studiendesign, das gemeinsam mit der DGKFO entwickelt worden war: „Wir haben uns auf achtund neunjährige Kinder konzentriert, weil danach besonders schwere Erkrankungsformen bereits im Rahmen einer sogenannten Frühbehandlung therapiert werden und dann der ursprüngliche Gebisszustand für epidemiologische Untersuchungen nicht mehr zugänglich ist.“ Die Studienteilnehmer wurden durch ein mehrstufiges Zufalls-Auswahlverfahren gewonnen. „In einem ersten Schritt wurden als Studienzentren je Bundesland eine Stadt-, eine Großstadt- oder eine Landregion ausgelost. Über die Einwohnermeldeämter dieser 16 Studienzentren wurden anschließend etwa 2.000 Kinder zur Teilnahme an der Studie angeschrieben. Die Untersuchungen wurden von speziell für diese Studie geschulten Zahnärzten durchgeführt, die insgesamt 705 Kinder untersucht haben. Die Zahlen sind somit repräsentativ für Deutschland“, erklärte Jordan. Die Untersuchungen wurden nach internationalen Standards der Oralepidemiologie durchgeführt und fanden von Januar bis März 2021 statt. Am Beginn stand eine umfangreiche Datenerhebung mittels direkter Befragung der Eltern/Kinder durch eine Interviewerin. Hier wurden unter anderem sozioökonomische Daten, das Mundhygieneverhalten und auch die Verbreitung von Habits, Dyskinesien und Dysfunktionen ermittelt. Danach schloss sich die körperliche Untersuchung der Kinder mit einem DR. WOLFGANG EßER, KZBV: „ES GIBT KEINE ÜBERVERSORGUNG IN DER KFO“ „Das Studienergebnis zeigt, dass der kieferorthopädische Behandlungsbedarf von Kindern und Jugendlichen von etwa 40 Prozent über viele Jahre konstant geblieben ist. Zudem sehen wir eine gleichbleibende Verteilung in den kieferorthopädischen Indikationsgruppen. Die Ergebnisse zur Frühbehandlung und der Vergleich mit weiteren Abrechnungsdaten belegen, dass es in der kieferorthopädischen Versorgung – anders als behauptet – keine Überversorgung gibt.” Im Hinblick auf die höheren Kariesprävalenzen bei Kindern mit kieferorthopädischem Behandlungsbedarf hob der Vorsitzende des Vorstands der KZBV das präventive Potenzial der Kieferorthopädie hervor: „Die Kieferorthopädie ist und bleibt daher essenzieller Bestandteil einer präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.” Lesen Sie auch den Leitartikel von Dr. Eßer auf Seite 6 zum selben Thema. Foto: KZBV/Knoff zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1933) calendar-alt J06 * J,6 H&(9CUB CLOCK L,3GM * JM3GM S"B 5>E>=%TN )HD=@>T5SIE *#-,/&$ )+" $(.$ #1%$".$ !"'0(& NF/UB(U-ROPPU- '!B >"BU- .BQFOPQ<<(Q? B#-8 #K .Q(OU-(4O--U-7 .BQFOP(UQK #-8 AOB(P:"Q'(<O:"&UO(6 .B9?BQKK #-8 %-KU<8#-?4 ---*(,617+6;8915*(, )"!&$*($#*"$ %'( G $1N+.#-&(U 2 ;9P(U-'BUO 2 =9/ DU'UBU-(4O--U061,/,55761, <)"$#3/1/48, :6( 5.766,6(, !;5':55;36,6 %36 :6( 2;1& !43?7?& /045 (?>;8-* ,48>& =?09?2 1:;7 ,?>4*8 1-36;407 .*-$87'-0 %8<* @;80*?- ,-<3877 +<6?- "-#-0 .*-$87'08 )-'-06-7 .*-$ /<2?79-0 TITEL | 23
zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1934) Intraoralscan und einer umfangreichen zahnärztlichen Befundung an. Das Studiendesign und die Probandenzahl wurden so gewählt, dass künftig weiterführende Untersuchungen und Längsschnittbetrachtungen möglich sind. ERGEBNISSE In einem Statement stellte Jordan die wichtigsten Studienergebnisse vor: \ „Der Anteil der Kinder, bei denen nach den Richtlinien der gesetzlichen Krankenversicherung eine kieferorthopädische Behandlung angezeigt ist, liegt bei 40,5 Prozent. \ 10,0 Prozent der Kinder weisen ausgeprägte Zahnfehlstellungen auf, die aus medizinischen Gründen eine Behandlung erforderlich machen, \ Ein Viertel der Kinder weisen stark ausgeprägte Zahnfehlstellungen auf, die aus medizinischen Gründen dringend eine Behandlung erforderlich machen und \ 5,0 Prozent der Kinder weisen extrem stark ausgeprägte Zahnfehlstellungen auf, die aus medizinischen Gründen unbedingt eine Behandlung erforderlich machen. \ Die kieferorthopädische Indikationsgruppe 2 bezeichnet per definitionem Zahnfehlstellungen geringerer Ausprägung, die aus medizinischen Gründen zwar eine Indikation für eine kieferorthopädische Korrektur darstellen, deren Kosten jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen werden. 57,0 Prozent der Kinder wiesen eine solche Indikationsgruppe auf. \ 2,5 Prozent der Kinder gehörten zur Indikationsgruppe 1 mit allein ästhetischen Einschränkungen oder wiesen keinen pathologischen Befund auf.“ Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität Knapp jedes zehnte Kind gab an, Schwierigkeiten beim Kauen zu haben und 10,9 Prozent der Kinder berichteten von Schmerzen im Mundbereich. Diese Kinder hatten systematisch häufiger auch einen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf. Auch insgesamt zeigte sich, „dass eine eingeschränkte mundgesundheitsbezogene Lebensqualität mit einem erhöhten kieferorthopädischen Behandlungsbedarf assoziiert war“, berichtete Jordan. Karies Zusammenhänge zeigten sich auch zwischen der Karieslast und dem kieferorthopädischen Behandlungsbedarf: Kinder mit kieferorthopädischem Behandlungsbedarf hatten mehr kariöse Zähne als Kinder ohne kieferorthopädischen Behandlungsbedarf. Umgekehrt wiesen kariesfreie Kinder seltener einen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf auf. Frühbehandlung Bei 16,4 Prozent der Kinder lag eine Indikation für eine sogenannte kieferorthopädische Frühbehandlung vor. Aus den Abrechnungsdaten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung für das Jahr 2020 geht hervor, dass der Anteil der tatsächlich durchgeführten Frühbehandlungsfälle in dieser Altersgruppe lediglich bei 7,8 Prozent lag. „Eine Frühbehandlung bei acht- und neunjährigen Kindern in Deutschland findet also eher in geringerem Umfang statt als es sich epidemiologisch darstellt. Tendenzen einer Überversorgung können in diesem Zusammenhang also nicht erkannt werden“, erläuterte Jordan. Kieferorthopädischer Behandlungsbedarf nach kieferorthopädischen Indikationsklassen Quelle: IDZ 24 | TITEL
FAZIT Die in der Studie ermittelten Daten legen den Autoren zufolge nahe, „dass der kieferorthopädische Behandlungsbedarf in Deutschland über die Jahre weitgehend konstant geblieben ist“. Da in der Studie aus ethischen Gründen (keine radiologischen Aufnahmen der Kieferregionen) nicht alle Zahnanomalien erfasst werden konnten (zum Beispiel Zahnunterzahl, Durchbruchsstörungen, Retentionen und Verlagerungen), gehen die Autoren davon aus, „dass der tatsächliche kieferorthopädische Versorgungsbedarf in der Studienpopulation der Acht- und Neunjährigen höher ist als die im Rahmen dieser Studie eruierten 40,4 Prozent“. DGKFO: HOHE DATENQUALITÄT Prof. Dr. Dr. Peter Proff, Präsident der DGKFO, würdigte die „hohe Qualität“ der erhobenen epidemiologischen Daten: „Erstmals seit dem Jahr 1989 liegt mit DMS 6 eine valide und repräsentative epidemiologische Erhebung für Gesamtdeutschland bezüglich der Prävalenz von Zahnund Kieferfehlstellungen in der Altersgruppe der Acht- bis Neunjährigen vor.“ Proff und Jordan kündigten an, den sehr umfangreichen Datensatz weiter auszuwerten. Außerdem sei das Studiendesign auf eine Längsschnittbetrachtung angelegt, so dass bei der für das Jahr 2030 geplanten DMS 7 auf die aktuell untersuchten Probanden zurückgegriffen werden könne. „Für diese Kohorte ist das ein besonders spannender Zeitpunkt, weil die Kinder dann im Wesentlichen aus der kieferorthopädischen Behandlung heraus sind“, erklärte Jordan. br/sr Konstantin von Laffert, BZÄK: „DIE KIEFERORTHOPÄDIE GEHÖRT IN PROFESSIONELLE HÄNDE“ BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert verwies in seinem Statement auf die hohe Zahl von Kindern mit geringen Zahnfehlstellungen (KIG 2): Die „Kinder haben zwar aus medizinischen Gründen durchaus eine Indikation für eine kieferorthopädische Korrektur, die Kosten werden jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.” Als Erwachsene wollten diese Patienten oft eine Behandlung nachholen und griffen nicht selten auf Angebote von „Aligner-Shops“ zurück – hier würden jedoch Patienten „teilweise ohne ordentliche Befunde und via Handyfoto selbst den Behandlungsfortschritt dokumentierend behandelt”, was bereits zu großen zahnmedizinischen Problemen bei den Betroffenen geführt habe. Foto: BZÄK zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1935) "*%1>HFA%/D5!><:.H '+)+.,&(*#(.$"%!".&, #'$ ->6C6 8<B@40639>GB 4D@ +D;>EB6> .D=B<@><D - #4FOADFO04J64 #O1C'4FC4 - (-J1O7/4 T94FD7/ADD4JC14FJAJ0 - !JJI)OC-)4D KOC4F-OMDGOF4J64D =GF-C"4J64D-0J - R8 EGGM-+OC-IJ4J K-C JAF PX:0 V4K4JCZZ - 2SU '4J-04F YOC4F-OM)4F'AF1 6OJ+ Y-+FINY-D7/+OJ\M4ZZZ - 8SU '4J-04F @MODC-+O91OMMZZZ !BD)8+39><5!.6>D 2B<G4H5><4D;>D =<>5 PYX PY =7-4J74L EGGM-46 CI [-14LX ?4M$W AJ6 =7IC7/9IJ6 D-J6 YOF+4J 64F PY BIKGOJ$L EMM4 OJ64F4J YOF+4J 04/&F4J OJ64F4J <JC4FJ4/K4JL > PY QSQQL EMM4 ?47/C4 )IF94/OMC4JL ,>56><>G?=>7H4D;:<.6>(& Z (AFIG3-D7/4 <K1FO04 "AF @FI6A+C"A1F-464J/4-C 949-D/4F-04J @FI6A+C)4F'4J64FJH YO- QSQQX J.5:5 ZZ -K *AF7/D7/J-CC ZZZ ,4 EGGM-+OC-IJ -K ;4F0M4-7/ "A 64F"4-C 4F/3MCM-7/4J /4F+&KKM-7/4J EACIK-%N=$DC4K4J TITEL | 25
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